Bauwerk
Efaflex Betriebsgebäude
ARTEC Architekten - Baden (A) - 2004
Rollen im Rapsfeld
Mit ihrem Betriebsgebäude für einen Rolltorfabrikanten treten die Architekten ARTEC den Beweis an, dass Gewerbearchitektur preiswert und trotzdem auf höchstem Niveau sein kann.
10. Juli 2004 - Ute Woltron
Die Architekten Bettina Götz und Richard Manahl, alias ARTEC, haben vor einiger Zeit mit einem wunderbar absurden Konstrukt als Versatzteil eines niederösterreichischen Haufen-Bauernhofs den Beweis erbracht, dass ihnen auch das Bauen auf dem Land liegt. Der aluminiumblitzende Aufbau auf einen mehrhundertjährigen Stall, der die Denkerklause der Hofbesitzerin und Autorin darstellte, war eine wichtige Fingerübung: frech, innovativ, selbstbewusst, trotzdem der Umgebung verpflichtet, quasi die Neuinterpretation einer gewachsenen Dachlandschaft. Ausgezeichnet - auch mit Architekturpreisen.
Jetzt haben sich die Vorarlberger mit Wiener Büro anhand eines neuen Projekts eine andere Art Land vorgenommen, und zwar die Industrie- und Gewerbezone der Stadtränder. Kaum wo entsteht unter rasantem Verschleiß vormals fruchtbarer Äcker Hässlicheres und Unintelligenteres.
Doch es geht auch ganz anders: Das ARTEC-Betriebsgebäude für den Rolltorproduzenten Efaflex vor Baden bei Wien ist wieder eine dieser Fingerübungen, die nicht nur kunstvoll ausgeführt wurde, sondern in eine ganz bestimmte Richtung zeigt. Denn Gewerbearchitektur kann markant sein, ohne in marktschreierische Hysterie zu verfallen, sie kann intern logistische Qualitäten aufweisen, ohne ein Vermögen zu kosten, und sie kann die Unternehmensphilosophie elegant widerspiegeln, wenn die rechten Planer am Werk sind.
Im Falle des Unternehmens Efaflex heißt das Motto Geschwindigkeit: Man produziert die schnellsten Rolltore der Welt. Das Firmenlogo springt als Raubkatze, das Produkt selbst schnalzt auf Knopfdruck in flüchtigen Momenten zu formschönen Röllchen.
Diese zum Sprung geballte Kraft und Spannung drückt nun auch das neue Haus aus, in dem neben Büros eine geräumige Halle für die Assemblage der Tore untergebracht ist. Die stahlumhüllte Form ragt zum Eingang hin aus dem Ackerboden, die internen Spannungen werden unsichtbar in tiefe Fundamente abgeleitet, die Besucher und Mitarbeiter betreten das Haus unter dem sich daraus ergebenden schützenden Vordach, das immerhin fast zwölf Meter auskragt.
Es ist sofort klar, wie hier die Organisation funktioniert: Oben wird gedacht, geplant, Geschäft gemacht. Unten werden die Tore nach Maß zusammengebaut und über die hintere Zufahrt zum Kunden transportiert - durch ein geräumiges Efaflex-Tor, versteht sich.
Götz und Manahl sind Tüftler und Denker, ihre Konstruktionen passen immer, die technische Ausführung ist stets State-of-the-Art. Das allein würde jedoch noch keine Architektur produzieren. Was die beiden also besonders macht, ist ihr Proportionsinstinkt. Der wird vor allem im Inneren des Gebäudes sofort spürbar. Die Treppe aus Sichtbeton vom Foyer hinauf in das Büro etwa sitzt perfekt und zentimetergenau in die Tragkonstruktion eingepasst, die allerorten sichtbar und spürbar ist. (Die Statik des Hauses stammt übrigens von Oskar Graf.)
Der Büroteil, die kleine Teeküche, die Durchblicke in die Arbeitshalle, die Glaslamellenfenster - alles befindet sich im schmalen Bereich der dem Menschen angenehmen Dimension und Proportion. Kein Quadratmeter zu viel, kein Kubikmeter zu wenig.
Durch Glaswände abgeschirmte Zellen für die Vieltelefonierer, eine geräumige offene Schreibtischlandschaft für diejenigen, die sich untereinander austauschen müssen, damit die Geschäfte reibungslos laufen. Die Büros sind im Firmenorange gehalten, die schlichten, praktischen Möbel von ARTEC entworfen, vom Tischler preisgünstiger gemacht als alles, was man so von der Stange kaufen könnte, und jederzeit nach Bedarf erweiterbar.
Alle Stückerln spielt auch die Haustechnik: Die mächtige Decke wurde als Hohlkastenprofil ausgebildet, sie fungiert mit Doppelboden gleichzeitig als Heizungs- und Kühlelement. Der Sonnenschutz verläuft zwischen den Gläsern, weil die Winde des Badener Flachlandes alles andere zerzausen würden. Eine Spezialität sind auch die querlüftenden horizontalen Glaslamellenfenster an den Seiten (ein Schweizer Produkt der Firma Fieger, das noch Furore machen dürfte).
Der Innenausbau der Wände erfolgte über Platten, die aus Gips und Holzfasern gegossen wurden und eine angenehm rohe Atmosphäre schaffen, die gut zu den bloßliegenden und lediglich durch Anstrich feuerfest gemachten Druck-Zug-Elementen der Stahlkonstruktion passen.
Fazit: Das Efaflex-Betriebsgebäude ist die kluge und keineswegs überkandidelte Antwort eines intelligenten Unternehmers und seiner Architektenpartner auf die grausam anonymisierte Gewerbevorstadt. Hier wurde mit den angemessenen Mitteln von knapp 600.000 Euro (Nettobaukosten) angemessene Architektur gemacht. Wer glaubt, mit billigen Standardhallen auch nur annähernde betriebsin- und externe Qualitäten herstellen zu können, sollte sich vor Baubeginn vor Ort vom Unterschied überzeugen.
Jetzt haben sich die Vorarlberger mit Wiener Büro anhand eines neuen Projekts eine andere Art Land vorgenommen, und zwar die Industrie- und Gewerbezone der Stadtränder. Kaum wo entsteht unter rasantem Verschleiß vormals fruchtbarer Äcker Hässlicheres und Unintelligenteres.
Doch es geht auch ganz anders: Das ARTEC-Betriebsgebäude für den Rolltorproduzenten Efaflex vor Baden bei Wien ist wieder eine dieser Fingerübungen, die nicht nur kunstvoll ausgeführt wurde, sondern in eine ganz bestimmte Richtung zeigt. Denn Gewerbearchitektur kann markant sein, ohne in marktschreierische Hysterie zu verfallen, sie kann intern logistische Qualitäten aufweisen, ohne ein Vermögen zu kosten, und sie kann die Unternehmensphilosophie elegant widerspiegeln, wenn die rechten Planer am Werk sind.
Im Falle des Unternehmens Efaflex heißt das Motto Geschwindigkeit: Man produziert die schnellsten Rolltore der Welt. Das Firmenlogo springt als Raubkatze, das Produkt selbst schnalzt auf Knopfdruck in flüchtigen Momenten zu formschönen Röllchen.
Diese zum Sprung geballte Kraft und Spannung drückt nun auch das neue Haus aus, in dem neben Büros eine geräumige Halle für die Assemblage der Tore untergebracht ist. Die stahlumhüllte Form ragt zum Eingang hin aus dem Ackerboden, die internen Spannungen werden unsichtbar in tiefe Fundamente abgeleitet, die Besucher und Mitarbeiter betreten das Haus unter dem sich daraus ergebenden schützenden Vordach, das immerhin fast zwölf Meter auskragt.
Es ist sofort klar, wie hier die Organisation funktioniert: Oben wird gedacht, geplant, Geschäft gemacht. Unten werden die Tore nach Maß zusammengebaut und über die hintere Zufahrt zum Kunden transportiert - durch ein geräumiges Efaflex-Tor, versteht sich.
Götz und Manahl sind Tüftler und Denker, ihre Konstruktionen passen immer, die technische Ausführung ist stets State-of-the-Art. Das allein würde jedoch noch keine Architektur produzieren. Was die beiden also besonders macht, ist ihr Proportionsinstinkt. Der wird vor allem im Inneren des Gebäudes sofort spürbar. Die Treppe aus Sichtbeton vom Foyer hinauf in das Büro etwa sitzt perfekt und zentimetergenau in die Tragkonstruktion eingepasst, die allerorten sichtbar und spürbar ist. (Die Statik des Hauses stammt übrigens von Oskar Graf.)
Der Büroteil, die kleine Teeküche, die Durchblicke in die Arbeitshalle, die Glaslamellenfenster - alles befindet sich im schmalen Bereich der dem Menschen angenehmen Dimension und Proportion. Kein Quadratmeter zu viel, kein Kubikmeter zu wenig.
Durch Glaswände abgeschirmte Zellen für die Vieltelefonierer, eine geräumige offene Schreibtischlandschaft für diejenigen, die sich untereinander austauschen müssen, damit die Geschäfte reibungslos laufen. Die Büros sind im Firmenorange gehalten, die schlichten, praktischen Möbel von ARTEC entworfen, vom Tischler preisgünstiger gemacht als alles, was man so von der Stange kaufen könnte, und jederzeit nach Bedarf erweiterbar.
Alle Stückerln spielt auch die Haustechnik: Die mächtige Decke wurde als Hohlkastenprofil ausgebildet, sie fungiert mit Doppelboden gleichzeitig als Heizungs- und Kühlelement. Der Sonnenschutz verläuft zwischen den Gläsern, weil die Winde des Badener Flachlandes alles andere zerzausen würden. Eine Spezialität sind auch die querlüftenden horizontalen Glaslamellenfenster an den Seiten (ein Schweizer Produkt der Firma Fieger, das noch Furore machen dürfte).
Der Innenausbau der Wände erfolgte über Platten, die aus Gips und Holzfasern gegossen wurden und eine angenehm rohe Atmosphäre schaffen, die gut zu den bloßliegenden und lediglich durch Anstrich feuerfest gemachten Druck-Zug-Elementen der Stahlkonstruktion passen.
Fazit: Das Efaflex-Betriebsgebäude ist die kluge und keineswegs überkandidelte Antwort eines intelligenten Unternehmers und seiner Architektenpartner auf die grausam anonymisierte Gewerbevorstadt. Hier wurde mit den angemessenen Mitteln von knapp 600.000 Euro (Nettobaukosten) angemessene Architektur gemacht. Wer glaubt, mit billigen Standardhallen auch nur annähernde betriebsin- und externe Qualitäten herstellen zu können, sollte sich vor Baubeginn vor Ort vom Unterschied überzeugen.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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