Bauwerk
Tiefgarage im Zentrum
Szyszkowitz · Kowalski - Graz (A) - 2003
9. Juli 2004 - Az W
Die baulichen Ambitionen des Kaufhauses Kastner & Öhler reichen weit zurück: Anfang des vorigen Jahrhunderts wurden die Architekten Helmer & Fellner mit der Errichtung eines repräsentativen Stammhauses in der Grazer Innenstadt beauftragt, dessen großstädtisches Flair auch nach zahlreichen Umbauten zumindest an der Fassade noch ablesbar blieb. Die baulichen Ambitionen des Kaufhauses Kastner & Öhler reichen aber nicht nur weit zurück, sondern auch weit in die Tiefe: Die aktuelle Erweiterung, eine fünfgeschossige Tiefgarage unter dem großteils denkmalgeschützten Altstadtgefüge, basiert auf der Vision der Bauherrn, dem Zentrum neue Impulse geben und den Abwanderungstendenzen der Kaufkraft an die Peripherie entgegenwirken zu können. Nicht nur wegen des heiklen Umfelds – oberhalb die Altstadt, nebenan die Mur –, sondern auch im Hinblick auf eine symbolische Aufwertung der Typologie erschien es daher sinnvoll, eine technisch heikle, aber architektonisch scheinbar unergiebige Bauaufgabe in die Hände von Architekten zu legen.
Um die Leichtigkeit des endgültigen Erscheinungsbilds der Tiefgarage zu betonen, sei auf die vorangegangen Druckbelastungen ansatzweise hingewiesen. Zitat Baubeschreibung: „Das gesamte historische Stadtquartier wurde auf ins Erdreich tief gebohrte Stützen gestellt, die bis zu 27 m tief führen. Diese ersten Stützen stehen zunächst an Stellen, zu denen man von oben mit schweren Bohrern dazu kam (also nicht unter Häusern, sondern daneben). Nachdem die Hauswände dann von Stütze zu Stütze mit Trägern unterfangen waren, wurde das Erdreich oder das Gestein ausgehoben – unter forlaufender, aufwändiger Befestigung der Erd- und Gesteinswände des immer tiefer werdenden Loches. Und erst danach, von der untersten Ebene angefangen, wurde der gesamte Hohlraum wieder geschossweise aufgebaut – mit Stützen, die nun genau an der richtigen Stelle für die Garage liegen. “
Von all diesen Erschwernissen (Druckbelastung von oben, Wasserdruck von unten) ist im gebauten Objekt nichts mehr zu spüren: Als fortlaufende Schleife, bestehend aus zehn aneinandergereihten Rampen, kreiselt die Spirale elegant abwärts und passiert dabei alle Parkplatzebenen. Die Garagenzufahrt zweigt von einer bestehenden Unterführung ab, sodass kein zusätzlicher Gebäudeinschnitt erfolgen musste. Zwei lichtreiche und einsehbare Treppenhäuser (frei von unheimlichen Ecken) münden direkt ins Kaufhaus, nachts gibt es einen Ein- und Ausgang zum oberirdischen Platz vor dem Admonterhof. In die Beton-Stützen mit Stahlkern sind Leuchtkörper integriert, die das zarte Farbspiel (aprikotfarbene Wände und Böden, weiße Decken und Stützen) zur Geltung bringen. Das Projekt – von einem Passanten als die „einzig bewohnbare Garage Europas bezeichnet“ – wurde mit dem Geramb-Dankzeichen für Gutes Bauen 2004 ausgezeichnet. (Text: Gabriele Kaiser)
Um die Leichtigkeit des endgültigen Erscheinungsbilds der Tiefgarage zu betonen, sei auf die vorangegangen Druckbelastungen ansatzweise hingewiesen. Zitat Baubeschreibung: „Das gesamte historische Stadtquartier wurde auf ins Erdreich tief gebohrte Stützen gestellt, die bis zu 27 m tief führen. Diese ersten Stützen stehen zunächst an Stellen, zu denen man von oben mit schweren Bohrern dazu kam (also nicht unter Häusern, sondern daneben). Nachdem die Hauswände dann von Stütze zu Stütze mit Trägern unterfangen waren, wurde das Erdreich oder das Gestein ausgehoben – unter forlaufender, aufwändiger Befestigung der Erd- und Gesteinswände des immer tiefer werdenden Loches. Und erst danach, von der untersten Ebene angefangen, wurde der gesamte Hohlraum wieder geschossweise aufgebaut – mit Stützen, die nun genau an der richtigen Stelle für die Garage liegen. “
Von all diesen Erschwernissen (Druckbelastung von oben, Wasserdruck von unten) ist im gebauten Objekt nichts mehr zu spüren: Als fortlaufende Schleife, bestehend aus zehn aneinandergereihten Rampen, kreiselt die Spirale elegant abwärts und passiert dabei alle Parkplatzebenen. Die Garagenzufahrt zweigt von einer bestehenden Unterführung ab, sodass kein zusätzlicher Gebäudeinschnitt erfolgen musste. Zwei lichtreiche und einsehbare Treppenhäuser (frei von unheimlichen Ecken) münden direkt ins Kaufhaus, nachts gibt es einen Ein- und Ausgang zum oberirdischen Platz vor dem Admonterhof. In die Beton-Stützen mit Stahlkern sind Leuchtkörper integriert, die das zarte Farbspiel (aprikotfarbene Wände und Böden, weiße Decken und Stützen) zur Geltung bringen. Das Projekt – von einem Passanten als die „einzig bewohnbare Garage Europas bezeichnet“ – wurde mit dem Geramb-Dankzeichen für Gutes Bauen 2004 ausgezeichnet. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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