Bauwerk

Platzgestaltung Ilgplatz
Richard Zeitlhuber, Karin Zeitlhuber - Wien (A) - 2004
Platzgestaltung Ilgplatz, Foto: Christian Laimer
Platzgestaltung Ilgplatz, Foto: Andrea Zeitlhuber
9. Juli 2004 - Az W
In der Gründerzeit bot der Ilgplatz Raum zum Flanieren. Ab den fünfziger Jahren ersetzen parkende Autos die Flaneure und der Platz mutierte zum Hundeklo. Im Jahr 2000 schreiben die Gemeinde Wien / MA 19 und die Gebietsbetreuung Leopoldstadt einen geladenen Wettbewerb zur Neugestaltung des Ilgplatzes aus. Der Ilgplatz liegt im Ziel-2 Gebiet Stuwerviertel, Wien 2. Das ermöglicht eine 50%e Kofinanzierung durch die EU. Die EU-Förderung ist auch mit Forderungen verknüpft: Der geförderte Freiraum soll ein Kommunikationsort für das Grätzel sein, innovativ und geschlechtssensibel ausgestaltet.

Vier Jahre später sind die Forderungen verwirklicht worden. Dabei hat die Präsenz der Architektin auf der Baustelle ermöglicht, dass der Wettbewerbsbeitrag unverändert umgesetzt worden ist. Das Siegerprojekt greift das gründerzeitliche Thema des Grünrings in veränderter und zeitgemäßer Form wieder auf. Wie der Nutzer diffundiert auch der Asphalt der Straße in das Platzinnere. Das Wasserbecken stellt trotz seiner exponierten Lage kein Hindernis dar, vielmehr greift es die lineare Bewegung des Durchschreitens auf. Die Pfasterung in Form von unregelmäßigen „Inseln“ aus Granitkleinsteinen bildet ein „Spielmuster“. Die Platzmitte selbst bleibt unbetont, vielmehr soll sie beim Durchschreiten erahnt werden.

Zum Verweilen bieten sich drei Sitzgelegenheiten: die zweiteilige Bank, deren Nutzer sowohl in Richtung Platzinnenfläche als auch in Richtung Außenring blicken können, die Einzelsitzelemente „Senior“ mit Rücken- und Armlehne (wie der Name verrät, dienen die Armlehnen den Ansprüchen älterer Platzbesucher) und der Grünring als Spiel- und Liegebereich für die Gruppe der jungen Nutzer. Zwischen seiner gekrümmten Außenschale und der niederen inneren Umfassungsmauer spannt der Grünring einen nach innen gerichteten Trichter auf. Die schrägen, nach Innen geneigten Rasenflächen vermitteln Geborgenheit einer „Schale“. Gleichzeitig bieten sie den gepflanzten Bäumen einen dicken Erdpolster und damit gute Entwicklungsmöglichkeit. Dessen nicht genug, bietet der hochgezogene Grünring auch eine bauliche Dog-Stop-Maßnahme. Die Vierbeiner werden rundum geleitet. Aufgrund der geringen Höhe des Grünringes bleibt die Einsichtigkeit in das Platzinnere erhalten.

Bei der Wahl der Beleuchtungskörper konnte übrigens der Standard-Beleuchtungstyp abgewendet werden. Statt dessen kam der Restposten Lainer/Gasometer zu neuen Ehren. (Martina Frühwirth nach einem Text der Architektin)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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