Bauwerk
Erstes Wiener Strohhaus
allmermacke - Wien (A) - 2003
27. August 2004 - Az W
Ein ebenerdiges L-förmiges Hofgebäude in Wien-Mariahilf, dessen Dachboden für Wohnzwecke adaptiert werden sollte, bildet die Basis dieses ökonomischen und ökologisch durchdachten „ersten Wiener Strohhauses“. Die Verwendung von kosten- und ressourcenschonenden Baustoffen war von Anfang an ein zentrales Thema der Planung, wobei aufgrund der Innenhoflage eine Nutzung von Solarenergie oder der Einbau einer Holzheizung von vornherein ausschied und man sich für Gas als Energieträger und Strohballen als innenliegende Dämmstoffschicht entschied.
Der alte Dachstuhl wurde abgetragen, die Feuermauern abgesenkt, hofseitig die Traufe angehoben und zurückversetzt, ebenso der First. Auch eine bestehende Giebelwand wurde geöffnet, um das Raumvolumen nach außen zu öffnen und vielfältige Sichtbezüge zu ermöglichen. Um auch die Belichtung der benachbarten Innenhöfe nicht zu beeinträchtigen, wurde der Umriss des ehemaligen Pultdachs zugunsten eines Walmdachs verändert. Die Konstruktion in Leichtbauweise (Holzskelettbau) lagert auf dem bestehenden Gebäudesockel (der wie zuvor als Garage genutzt wird), die Aussteifung erfolgt über schubsteife Wand- und Dachflächen. Ein wesentlicher Aspekt der Ressourcenschonung war auch der bewusste Umgang mit „anfallendem“ Material: Teile des alten Dachstuhls konnten wiederverwendet werden, auch die alten Dachziegel bzw. Dachbodenziegel kamen im neuen Kontext wieder zum Einsatz. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern verleiht dem „Ausbau“ inmitten eingewachsener Substanz ein hohes Maß an Selbstverständlichkeit. Räumlich hat die Wohnung mit Atelier (Nutzfläche 180 m²) sowohl aussichtsreiche als auch einblickgeschützte Zonen zu bieten. Das Stiegenhaus erschließt zwei Zwischengeschosse mit Bädern und Nebenräumen sowie die beiden Dachflügel. Die dem Hof zugewandte Schiebetürverglasung (plus vorgesetzter Balkonzone) sorgt für Helligkeit und entspricht dem Passivhaus- bzw. Niedrigenergiehaus-Standard.
Die Verwendung von Stroh als Wärmedämmung war mit einer Reihe von behördlichen Auflagen verknüpft, so wurde etwa sowohl für innen als auch für außen eine nichtbrennbare F60-Verkleidung (OSB-Platten mit Gipsfaserplatten, darüber Lehmputz) vorgeschrieben. Auch die Zwischenwände sind, sofern nicht durch Schrankwände ersetzt, mit Lehm verputzt. Die gesamte Gebäudehülle ist somit luftdicht und bedingt diffusionsoffen ausgeführt. Dazu die Architekten: „In der Verbindung von traditioneller Holzbauweise und moderner Holzbautechnik glauben wir ein ökologisch einwandfreies und aus ganzheitlicher Sicht stimmiges Konzept verwirklicht zu haben, und das zu Kosten unterhalb jener des sozialen Wohnbaus.“ Eine ökonomische und insgesamt sehr sympathische Alternative, in der es sich gewiss gut leben und arbeiten lässt... (Text: Gabriele Kaiser)
Der alte Dachstuhl wurde abgetragen, die Feuermauern abgesenkt, hofseitig die Traufe angehoben und zurückversetzt, ebenso der First. Auch eine bestehende Giebelwand wurde geöffnet, um das Raumvolumen nach außen zu öffnen und vielfältige Sichtbezüge zu ermöglichen. Um auch die Belichtung der benachbarten Innenhöfe nicht zu beeinträchtigen, wurde der Umriss des ehemaligen Pultdachs zugunsten eines Walmdachs verändert. Die Konstruktion in Leichtbauweise (Holzskelettbau) lagert auf dem bestehenden Gebäudesockel (der wie zuvor als Garage genutzt wird), die Aussteifung erfolgt über schubsteife Wand- und Dachflächen. Ein wesentlicher Aspekt der Ressourcenschonung war auch der bewusste Umgang mit „anfallendem“ Material: Teile des alten Dachstuhls konnten wiederverwendet werden, auch die alten Dachziegel bzw. Dachbodenziegel kamen im neuen Kontext wieder zum Einsatz. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern verleiht dem „Ausbau“ inmitten eingewachsener Substanz ein hohes Maß an Selbstverständlichkeit. Räumlich hat die Wohnung mit Atelier (Nutzfläche 180 m²) sowohl aussichtsreiche als auch einblickgeschützte Zonen zu bieten. Das Stiegenhaus erschließt zwei Zwischengeschosse mit Bädern und Nebenräumen sowie die beiden Dachflügel. Die dem Hof zugewandte Schiebetürverglasung (plus vorgesetzter Balkonzone) sorgt für Helligkeit und entspricht dem Passivhaus- bzw. Niedrigenergiehaus-Standard.
Die Verwendung von Stroh als Wärmedämmung war mit einer Reihe von behördlichen Auflagen verknüpft, so wurde etwa sowohl für innen als auch für außen eine nichtbrennbare F60-Verkleidung (OSB-Platten mit Gipsfaserplatten, darüber Lehmputz) vorgeschrieben. Auch die Zwischenwände sind, sofern nicht durch Schrankwände ersetzt, mit Lehm verputzt. Die gesamte Gebäudehülle ist somit luftdicht und bedingt diffusionsoffen ausgeführt. Dazu die Architekten: „In der Verbindung von traditioneller Holzbauweise und moderner Holzbautechnik glauben wir ein ökologisch einwandfreies und aus ganzheitlicher Sicht stimmiges Konzept verwirklicht zu haben, und das zu Kosten unterhalb jener des sozialen Wohnbaus.“ Eine ökonomische und insgesamt sehr sympathische Alternative, in der es sich gewiss gut leben und arbeiten lässt... (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Karen Allmer
Florian Macke
Tragwerksplanung
Fotografie