Bauwerk
Braut- und Abendmode Baudisch
Andreas Heidl - Gunskirchen (A) - 2002
Was ein Brautkleid mit Architektur zu tun haben kann
Wenige Themen böten so reichen Stoff zu Betrachtungen über das Auseinanderklaffen von Inhalt und Form gesellschaftlicher Grundmuster als die gestalterischen Rahmenbedingungen von Hochzeiten.
7. August 2003 - Romana Ring
Insbesondere die Ausstattung der weiblichen Beteiligten sagt - in mehr als einer Hinsicht - selten etwas über die beiden Beine aus, mit denen die Bräute alltags wohl recht tüchtig im Leben stehen. Umso bemerkenswerter ist es, wenn eine so unverblümt mit vergangenen Epochen liebäugelnde Branche wie jene der Hochzeitsmode sich mit höchst zeitgenössischer Architektur vermählt. Und zwar gänzlich, ohne einem der beiden Partner beschämende Kompromisse in den Ehevertrag gejubelt zu haben.
Im Gegenteil: der Brautmodesalon, den der Linzer Architekt Andreas Heidl in Gunskirchen errichtet hat, ist bereits von weitem als uneingeschränktes Bekenntnis zum strengen Sittenkodex engagierter Architektur ersichtlich. Als U-förmige erste Bauetappe seiner möglichen späteren Erweiterung zu einer quadratischen Hofanlage errichtet, steht der Block aus rötlich pigmentiertem Sichtbeton im rechten Winkel zur Bundesstraße. Zeigt damit den an dieser Stelle recht schnell vorbeifahrenden Autos ein äußerst einprägsames weil leicht lesbares Gesicht.
An der südlichen Längsseite eindrucksvoll geschlossen, wird der Baukörper an der „offenen“ Nordseite von drei freigestellten Betonscheiben symbolisch und nicht minder imposant zum Quader ergänzt. Kraft ihrer Filterwirkung zwischen Außen und Innen signalisieren die Scheiben der Kundschaft überdies das an dieser Seite angeordnete Foyer.
Die grundsätzliche Geschlossenheit der etwa drei Meter breiten und acht Meter hohen Betonelemente, die dem Haus seinen strikt eingehaltenen Modul vorgeben, ist innen wie außen unverletzt geblieben. Öffnungen werden ausschließlich durch das Weglassen ganzer Wandelemente erzeugt. Diese Konsequenz erzeugt nicht nur immense Wirkung, sie hat auch praktische Hintergründe: Produktion und Montage austauschbar gleicher Elemente ist selbst als Sonderabfertigung noch erschwinglich und außerdem ohne allzu große Probleme auf der Baustelle durchführbar.
Und die empfindlichen Stoffe vertragen Sonnenlicht schlecht. So präsentieren sich die Brautkleider als sechsunddreißig Meter lange weiße Parade in jener zweigeschossigen, über ein Dach aus Sonnenschutzglas belichteten Halle, dem Herzstück des Hauses. Nach Entfernen der mobilen Trennwände zwischen den geräumigen Umkleiden kann es auch als Festsaal, etwa für Modeschauen genutzt werden. Das Obergeschoss, wo Herren- und Abendmode zu finden ist, hat als Galerie ebenfalls Anteil am festlichen Geschehen.
Die spartanisch reduzierte Geste der Architektur in Raumkonzeption und Materialwahl steht in kalkuliertem Kontrast zur verspielten Fülle der präsentierten Ware. Glatter Beton und raschelnde Seide verbinden sich in der großzügigen und dabei gänzlich in sich gekehrten Atmosphäre des Hauses zu einer gediegen gearbeiteten Wunderwelt, die allenfalls an der Kassa den Alltag reflektiert.
Im Gegenteil: der Brautmodesalon, den der Linzer Architekt Andreas Heidl in Gunskirchen errichtet hat, ist bereits von weitem als uneingeschränktes Bekenntnis zum strengen Sittenkodex engagierter Architektur ersichtlich. Als U-förmige erste Bauetappe seiner möglichen späteren Erweiterung zu einer quadratischen Hofanlage errichtet, steht der Block aus rötlich pigmentiertem Sichtbeton im rechten Winkel zur Bundesstraße. Zeigt damit den an dieser Stelle recht schnell vorbeifahrenden Autos ein äußerst einprägsames weil leicht lesbares Gesicht.
An der südlichen Längsseite eindrucksvoll geschlossen, wird der Baukörper an der „offenen“ Nordseite von drei freigestellten Betonscheiben symbolisch und nicht minder imposant zum Quader ergänzt. Kraft ihrer Filterwirkung zwischen Außen und Innen signalisieren die Scheiben der Kundschaft überdies das an dieser Seite angeordnete Foyer.
Die grundsätzliche Geschlossenheit der etwa drei Meter breiten und acht Meter hohen Betonelemente, die dem Haus seinen strikt eingehaltenen Modul vorgeben, ist innen wie außen unverletzt geblieben. Öffnungen werden ausschließlich durch das Weglassen ganzer Wandelemente erzeugt. Diese Konsequenz erzeugt nicht nur immense Wirkung, sie hat auch praktische Hintergründe: Produktion und Montage austauschbar gleicher Elemente ist selbst als Sonderabfertigung noch erschwinglich und außerdem ohne allzu große Probleme auf der Baustelle durchführbar.
Und die empfindlichen Stoffe vertragen Sonnenlicht schlecht. So präsentieren sich die Brautkleider als sechsunddreißig Meter lange weiße Parade in jener zweigeschossigen, über ein Dach aus Sonnenschutzglas belichteten Halle, dem Herzstück des Hauses. Nach Entfernen der mobilen Trennwände zwischen den geräumigen Umkleiden kann es auch als Festsaal, etwa für Modeschauen genutzt werden. Das Obergeschoss, wo Herren- und Abendmode zu finden ist, hat als Galerie ebenfalls Anteil am festlichen Geschehen.
Die spartanisch reduzierte Geste der Architektur in Raumkonzeption und Materialwahl steht in kalkuliertem Kontrast zur verspielten Fülle der präsentierten Ware. Glatter Beton und raschelnde Seide verbinden sich in der großzügigen und dabei gänzlich in sich gekehrten Atmosphäre des Hauses zu einer gediegen gearbeiteten Wunderwelt, die allenfalls an der Kassa den Alltag reflektiert.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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