Bauwerk

WILLL Office und Showroom
Johannes Will - Zwettl (A) - 2001
WILLL Office und Showroom, Foto: Paul Ott
WILLL Office und Showroom, Foto: Paul Ott
21. Januar 2005 - Az W
Manufaktur, Architektur und Möbelkultur sind die 3 Tätigkeitsbereiche dieser Firma die den Familiennamen um ein weiteres L anschwellen lassen. Nähert man sich dem Gebäude vom Parkplatz her, bestimmt die Präzision der Baukörper in ihrer prägnanten Geometrie den Eindruck. Was beim Zufahren zunächst als 2 nebeneinandergestellte Schachteln erscheint, ergibt sich bei näherem Hinsehen als sehr überzeugend artikulierte Transformation und wechselseitige Bezugnahme der einzelnen Teile zu erkennen. In Schnitt und Ansicht gegeneinander zu Trapezen verschoben, definieren diese Bauteile ihre je spezifische Haltung und setzen sich in den verschiedenartigen Oberflächen weiter von einander ab. Diese präzise Opposition differenziert auch die Abstandsfläche: Beton vor dem Eingang, beziehungsweise Rasen vor dem Schauraum. In der Aussparung des Eingangs, die wie ein Einschnitt der langen Glasfront in den Holzblock wirkt, werden die beiden Körper jedoch mit einander verkeilt. An dieser Gelenkstelle des Eingangs treffen die Baukörper in ihrer Eigenart aufeinander, fügen sich aber in ein über-geordnetes Achsenkreuz, welches das Gebäude einmal horizontal und einmal vertikal teilt und auch den Umraum organisiert.

Der mit Holz verkleidete Eingangspavillon, der in seiner Tiefe der Verwaltung Platz bietet und bei einer Villa der Garage entspräche, beugt sich dem Besucher entgegen, nimmt aber das Gewicht vom Portalbereich weg und lehnt sich zur rechten Kante, die zusätzlich, mit einem leichten Knick nach vorne, der links anschließende zweigeschossige Trakt aus Stahl und Glas nimmt sich distanzierend zurück. Während der Eingang uns anzieht und in seinen Schatten aufnimmt, öffnet sich die Glasfront vor allem dem Licht. Der transparente Ausstellungsraum setzt die schützende Ausnehmung des Eingangs in die Tiefe fort und wir haben so eine diagonale Staffelung dreier Flächen vor uns, die uns in das Gebäude führt. Von der geschlossenen Holzwand rechts als vorderster Front des Gesamtgebäudes über die Ebene der Eingangstür und zur die Rückwand der transparenten Erdgeschosszone, wo die Schauräume untergebracht sind. Auf der Linie der Eingangstür läuft schon am Beispiel von Beton und Rasen erörterten Art der Zonenbildung mit horizontalen Flächen. Die Randbepflanzung des Beckens kippt die Rasenfläche in die Vertikale und bildet einen natürlichen Filter vor der aufgelösten Wand.

Auf dieser schwebt, von einer Schattenfuge getrennt, eine Schachtel aus Metall. Im Bereich der Ateliers, nahe der Eingangszone, großflächig in Fenster aufgelöst, wirkt sie sonst eher als geschlossene Box und bildet, diagonal, eine Entsprechung zum Eingangsblock. Der Sonnenschutz hier ist eine weitere Betonung der Gelenkstelle durch die Aktivität erhöhten technischen Aufwandes, während der nach links anschließende Veranstaltungsbereich durch ein sehr ruhiges, niederes Fensterband als Wiederaufnahme der Fuge zwischen den Geschossen belichtet wird. Holzverkleidung, Verglasung, Lamellen und Metallhaut tragen die jeweils für sie spezifischen Muster und betonen in ihrer Ausrichtung die konstruktive Logik des Ensembles.

Das Innere des Gebäudes überrascht durch seine Weiträumigkeit. Hier entfaltet das Bemühen, das Tragwerk des Gebäudes auf ein Minimum zu reduzieren, seine Wirkung fast noch mehr als in der Außenerscheinung. Die Logik und klare Disposition der Gebäudekörper wird aufgenommen und weiter ausdifferenziert in einzelne Zonen, die neue Zusammenhänge erscheinen lassen. Der Erschließungsbereich im Erdgeschoss korrespondiert in seiner Länge mit dem etwas breiteren Wasserbecken außen, von dem er lediglich durch die Verglasung und die sehr schlanken, gelenkig gelagerten Stützen getrennt ist. Dabei entsteht ein transitorischer Raum, der, gleichermaßen innen- und außenliegend, Gebäude und Umraum verklammert. Die von hier in das Obergeschoss führende, auf ihr materielles Minimum reduzierte Treppe verstärkt diesen Eindruck dynamischer Beziehungen. Diese Schicht wird begrenzt von der vorderen Stützenreihe der tischartigen Konstruktion, auf dem die Box des Obergeschosses aufliegt. Die Stützen sind, vom Empfang her kommend, anfänglich orthogonale, mit Holz verkleidete Elemente, welche die Materialität des Eingangs weiterführen, von der auch die Decke geprägt ist. Nach der Treppe jedoch nehmen sie, sowohl in der Schräge ihrer Stirnseite als auch in ihrer Oberfläche, die technische Bestimmtheit der Glasfront auf. Ein Wechsel der Sprache, dem auch der Unterzug folgt. Der Raum öffnet sich nun weiter in die Tiefe.

Das Obergeschoss ist als der eine große Raum erlebbar, als der es von außen erscheint. Die Zonenteilung des Erdgeschosses ist beibehalten, jedoch legen die weitgestellten, schlanken Stützen, die nun identisch mit den Elementen der Verglasung sind, den Raum nicht mehr so eindeutig fest. Das Nutzungsmuster mit Erschließungsgang erscheint nur als eine von vielen Möglichkeiten. Die mobilen Trennelemente unterstreichen die Flexibilität in der Positionierung und Strukturierung von Aktivitäten. Hier wurde untersucht, wie mit Hilfe von Material und Konstruktion auf sehr präzise Weise Qualitäten von Raum definiert werden und damit auch Bedeutungen, die das Programm strukturieren. Diese Verdichtung des Gebäudes in seiner Sprache aus Material und Konstruktion erscheint beispielhaft auch im Empfangstisch, der zeigt, was eine kostbare Haut aus einem muskulösen
Konstruktionsglied machen kann. (Gekürzter Text: Reiner Zettl)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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