Bauwerk
Haus Fleischmann
apm-Architekten - Mödling (A) - 2004
Scheiben in Variationen
Auf ein stilles Eck am Mödlinger Familienanwesen setzten Bene Marginter und Martina Podivin ein klassisch-modernes Haus. Mit hoher Nordwand und abgetrepptem Flachdach zelebriert es die Kunst der Scheibe und schafft differenzierte Zonen an Privatheit. Dem Schlaftrakt am Split-Level schenkt ein Innenatrium Licht, auf Grasniveau fließt das Wohnen in den Garten.
19. Februar 2005 - Isabella Marboe
Allsommerlich drohte den Bauherren in der Wohnung auf der verkehrsstaub-und lärmumtosten Nussdorfer Straße die Decke auf den Kopf zu fallen. Die Nachmittagssonne brannte so glutheiß herein, dass sie die Jalousien zuziehen mussten. Man floh ins Maria Enzersdorfer Zweitdomizil, doch das Pendeln ins sanierungsbedürftige Reihenhaus aus den Sechzigern war keine Dauerlösung. Als Alternative bot sich Mödling an, wo die Großmutter des Bauherrn im alten Gesindehaus der früheren Emaillefabrik auf 4.000 Quadratmeter Grund lebt. Man fragte das Architektenduo Bene Marginter und Martina Podivin, ob dieser einen Neubau vertrüge, ohne die Lebenskreise der rüstigen Dame zu stören.
Das Familienerbe liegt zentrumsnah an der Bahn, eine homogene Reihe pastellfarbiger Doppelhäuser säumt die Fleischmanngasse im Osten, an der Nordlängsseite entstand in den Neunzigern eine dichte Siedlung. Auch ihr Blick sollte möglichst uneingeschränkt sein. Der eternitverkleidete Altbau flankiert die Südlängsseite, im Westen verläuft die Bahn, das freie, verwilderte Garteneck davor bestach mit Bäumen, Spechten, unverbauten Grünblicken, West- und Südsonne. Das Haus wurde im verborgenen Nordwestwindschatten des Altbaus platziert. Weil die Bauordnung eine Verbindung vorschrieb, rührt es ihm hauchzart ans hinterste Eck.
Es sollte zurückhaltend, puristisch und klar sein, mit Flachdach und von der Straße kaum zu sehen. Ein stilles Refugium fürs ganze Leben, wo man ungestört die Natur genießen und ohne überflüssige Treppen erhöht schlafen kann. Die alte Zufahrt blieb, der edle, neue Carport aus Sichtbeton und Gabonen schafft zusätzlichen Sitzschutz. Ein kontemplativer Weg führt am Altbau entlang durch Großmutters Garten zum reduzierten Neubau. Aus horizontalen und vertikalen Scheiben komponiert, zelebriert der niedere, mit nischenbildenden Vor-und Rücksprüngen differenziert gestaltete Baukörper Grundthemen der klassischen Moderne.
Eingeschoben zwischen Schlafund Wohntrakt liegt geschützt das gedeckte Entree im Osten, an einer Sichtbetonscheibe führt einläufig eine Treppe in den Keller, wo Gäste mit Baumstammblick durchs Oberlichtband übernachten. Eine hohe, geschlossene Nordwand schirmt die Nachbarn ab, unter abgetreppten Flachdächern entfaltet sich das Innere als nuancierte Folge an Privatheit gartenwärts. Schutzsuchend schmiegt sich die intimste, erhöhte Split-Level-Schlafebene an die Scheibe, Teppichboden betont die Stille. Ein inneres Atrium schenkt Licht, mit Glasschiebetüren öffnen sich Sauna und Bad zum in sich gekehrten Freiraum. Als Referenz an die Familientradition ist die Wanne aus Emaille. Auch das Interieur wurde mitgeplant. In Wien hängte der Bauherr seine Anzüge auf den Balkon, um sie von Nikotinschwaden diverser Meetings zu befreien, nun steht im Schrankraum der Prototyp eines strömungsbelüfteten Kastens.
An den Schmalseiten öffnet sich der introvertierte Trakt im Schlafzimmer mit Ostfenster zur Morgensonne, im Westen fließt er mit Balkon und Arbeitspodest ins extrovertierte, schiefergedeckte Wohnen am Garten über, Jalousien sind unterm drei Meter auskragenden Dach kaum nötig. An zarten Stahlseilen in den Wanddurchburch geklemmte, horizontale Regale bilden den beidseitig bestückbaren, blickdurchlässigen Übergang zur Ebene darunter, der Kamin mit verglaster Feuerstelle die Trennung zum Essen mit Terrassenzugang und Südfenster, an einer Schiebetür schließt im Osten die Küche an. Auf Grasniveau fließt das Wohnen in den Garten mit Kiefern, Esche und Nussbaum. Armin Haderer gestaltete ihn mit Kies und Wasserbecken, dessen Lichtreflexe über die Dachuntersicht auf die Wohnraumdecke tanzen, japanisch schlicht.
Das Familienerbe liegt zentrumsnah an der Bahn, eine homogene Reihe pastellfarbiger Doppelhäuser säumt die Fleischmanngasse im Osten, an der Nordlängsseite entstand in den Neunzigern eine dichte Siedlung. Auch ihr Blick sollte möglichst uneingeschränkt sein. Der eternitverkleidete Altbau flankiert die Südlängsseite, im Westen verläuft die Bahn, das freie, verwilderte Garteneck davor bestach mit Bäumen, Spechten, unverbauten Grünblicken, West- und Südsonne. Das Haus wurde im verborgenen Nordwestwindschatten des Altbaus platziert. Weil die Bauordnung eine Verbindung vorschrieb, rührt es ihm hauchzart ans hinterste Eck.
Es sollte zurückhaltend, puristisch und klar sein, mit Flachdach und von der Straße kaum zu sehen. Ein stilles Refugium fürs ganze Leben, wo man ungestört die Natur genießen und ohne überflüssige Treppen erhöht schlafen kann. Die alte Zufahrt blieb, der edle, neue Carport aus Sichtbeton und Gabonen schafft zusätzlichen Sitzschutz. Ein kontemplativer Weg führt am Altbau entlang durch Großmutters Garten zum reduzierten Neubau. Aus horizontalen und vertikalen Scheiben komponiert, zelebriert der niedere, mit nischenbildenden Vor-und Rücksprüngen differenziert gestaltete Baukörper Grundthemen der klassischen Moderne.
Eingeschoben zwischen Schlafund Wohntrakt liegt geschützt das gedeckte Entree im Osten, an einer Sichtbetonscheibe führt einläufig eine Treppe in den Keller, wo Gäste mit Baumstammblick durchs Oberlichtband übernachten. Eine hohe, geschlossene Nordwand schirmt die Nachbarn ab, unter abgetreppten Flachdächern entfaltet sich das Innere als nuancierte Folge an Privatheit gartenwärts. Schutzsuchend schmiegt sich die intimste, erhöhte Split-Level-Schlafebene an die Scheibe, Teppichboden betont die Stille. Ein inneres Atrium schenkt Licht, mit Glasschiebetüren öffnen sich Sauna und Bad zum in sich gekehrten Freiraum. Als Referenz an die Familientradition ist die Wanne aus Emaille. Auch das Interieur wurde mitgeplant. In Wien hängte der Bauherr seine Anzüge auf den Balkon, um sie von Nikotinschwaden diverser Meetings zu befreien, nun steht im Schrankraum der Prototyp eines strömungsbelüfteten Kastens.
An den Schmalseiten öffnet sich der introvertierte Trakt im Schlafzimmer mit Ostfenster zur Morgensonne, im Westen fließt er mit Balkon und Arbeitspodest ins extrovertierte, schiefergedeckte Wohnen am Garten über, Jalousien sind unterm drei Meter auskragenden Dach kaum nötig. An zarten Stahlseilen in den Wanddurchburch geklemmte, horizontale Regale bilden den beidseitig bestückbaren, blickdurchlässigen Übergang zur Ebene darunter, der Kamin mit verglaster Feuerstelle die Trennung zum Essen mit Terrassenzugang und Südfenster, an einer Schiebetür schließt im Osten die Küche an. Auf Grasniveau fließt das Wohnen in den Garten mit Kiefern, Esche und Nussbaum. Armin Haderer gestaltete ihn mit Kies und Wasserbecken, dessen Lichtreflexe über die Dachuntersicht auf die Wohnraumdecke tanzen, japanisch schlicht.
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Edith Fleischmann
Andreas Fleischmann
Tragwerksplanung
Landschaftsarchitektur
Fotografie