Bauwerk
Robert-Bosch-Stiftung
Peter Kulka Architektur - Stuttgart (D) - 2004
Schwarze Moderne
Peter Kulkas Neubau für die Robert-Bosch-Stiftung
4. März 2005 - Jürgen Tietz
Stuttgart und die Moderne pflegten zueinander lange Zeit eine eher heikle Beziehung, dauerte es doch lange, bis die Schwaben mit der Weissenhofsiedlung Frieden schlossen. Inzwischen aber breitet sich die Moderne in all ihren Facetten in der Stadt aus, von den eigenwilligen Nachkriegsbauten Rolf Gutbrods über James Stirlings Staatsgalerie bis hin zu Werner Sobeks Hightech-Haus «R 128». Einen weiteren Akzent fügt nun der angesehene Dresdner Architekt Peter Kulka mit seinem Neubau für die Robert-Bosch-Stiftung am Heidehof hinzu. Vom Stadtzentrum gelangt man in gut dreissig Minuten auf schmalen Treppen - vorbei an Villen der Jahrhundertwende - hinauf zum Bosch-Haus. Das von Bäumen und Obstgärten umgebene Gebäude hatte sich 1910 der Unternehmer Robert Bosch errichten lassen.
Mit dieser neoklassizistischen Villa, die repräsentativ, aber nicht protzig wirkt, tritt Kulkas Neubau in einen Dialog. Geschickt nutzt der Architekt dabei die Hanglage des Grundstücks und definiert unterschiedliche Höhenniveaus. So gräbt sich das Sockelgeschoss des dreigeschossigen Neubaus respektvoll zu Füssen der alten Gartenmauer in die Erde ein. Hier hat sich die Robert-Bosch-Stiftung eingerichtet, deren Programme sich der Gesundheitspflege und der Völkerverständigung, aber auch der Kunst, der Kultur und den Wissenschaften widmen. Die grosszügig bemessenen Gruppenbüros werden - obwohl im Souterrain gelegen - durch weite Fenster belichtet. Sie blicken entweder auf die Streuobstwiesen oder auf das Atrium, in dessen Wasserfläche sich Alt- und Neubau spiegeln.
Kulkas klarer Farb- und Materialkanon zieht sich als Leitmotiv durch das Haus. Er reicht vom orangefarbenen Teppichboden in den Büros über die roten Bibliotheksmöbel bis hin zu den Wandvertäfelungen aus Kirschholz. Auch das gläserne Foyer der Eingangsebene ist durch diese Farbregie gekennzeichnet. Dort befindet sich das Restaurant, das man wegen seiner Eleganz kaum als Kantine bezeichnen möchte. Dieser Raum besitzt eine bemerkenswert gelassene Selbstverständlichkeit: einladend und nobel zugleich.
Auf der Eingangsebene, die in ihrer gläsernen Entmaterialisierung an Mies van der Rohes legendäre «Haut und Knochen»-Bauten der Nachkriegszeit erinnert, liegt das langgestreckte Obergeschoss auf. Dort befinden sich die Veranstaltungsräume für die Weiterbildung des Unternehmens Robert Bosch. Gleich einem Wolkenbügel ragt der Bau sieben Meter weit in den Obstgarten hinaus. Zwischen seine zurückhaltende Fassadenverkleidung aus fast schwarzen Blechen schieben sich silbrig schimmernde Paneele aus Stahlgeflecht. Einfachheit und Klarheit des Gebäudes gehen mit hoher Präzision in der Detailausführung einher, wie etwa die freitragende Stahltreppe, die ins Obergeschoss führt, zeigt. Von dem grosszügigen Veranstaltungsbereich im Obergeschoss aus nimmt der Besucher die sanft geschwungene Hügellandschaft wahr, gebannt vom Ausblick - und von der Harmonie, mit der Kulkas Moderne das Erbe der zwanziger Jahre in dunklem Gewand in die Gegenwart überführt.
Hatte Kulka vor drei Jahren mit dem ganz in Sichtbeton ausgeführten «Haus der Stille» in Meschede (NZZ 28. 1. 02) einen Ort der Versenkung geschaffen, so ist nun in Stuttgart ein Haus für die kommunikative Arbeit entstanden, dessen Eleganz selbst durch die aufwendige Medientechnik nicht gestört wird. Doch so unterschiedlich das Erscheinungsbild dieser beider Kulka-Bauten ist, eint sie ihre minimalistische Formensprache und die plastische Durchbildung.
Mit dieser neoklassizistischen Villa, die repräsentativ, aber nicht protzig wirkt, tritt Kulkas Neubau in einen Dialog. Geschickt nutzt der Architekt dabei die Hanglage des Grundstücks und definiert unterschiedliche Höhenniveaus. So gräbt sich das Sockelgeschoss des dreigeschossigen Neubaus respektvoll zu Füssen der alten Gartenmauer in die Erde ein. Hier hat sich die Robert-Bosch-Stiftung eingerichtet, deren Programme sich der Gesundheitspflege und der Völkerverständigung, aber auch der Kunst, der Kultur und den Wissenschaften widmen. Die grosszügig bemessenen Gruppenbüros werden - obwohl im Souterrain gelegen - durch weite Fenster belichtet. Sie blicken entweder auf die Streuobstwiesen oder auf das Atrium, in dessen Wasserfläche sich Alt- und Neubau spiegeln.
Kulkas klarer Farb- und Materialkanon zieht sich als Leitmotiv durch das Haus. Er reicht vom orangefarbenen Teppichboden in den Büros über die roten Bibliotheksmöbel bis hin zu den Wandvertäfelungen aus Kirschholz. Auch das gläserne Foyer der Eingangsebene ist durch diese Farbregie gekennzeichnet. Dort befindet sich das Restaurant, das man wegen seiner Eleganz kaum als Kantine bezeichnen möchte. Dieser Raum besitzt eine bemerkenswert gelassene Selbstverständlichkeit: einladend und nobel zugleich.
Auf der Eingangsebene, die in ihrer gläsernen Entmaterialisierung an Mies van der Rohes legendäre «Haut und Knochen»-Bauten der Nachkriegszeit erinnert, liegt das langgestreckte Obergeschoss auf. Dort befinden sich die Veranstaltungsräume für die Weiterbildung des Unternehmens Robert Bosch. Gleich einem Wolkenbügel ragt der Bau sieben Meter weit in den Obstgarten hinaus. Zwischen seine zurückhaltende Fassadenverkleidung aus fast schwarzen Blechen schieben sich silbrig schimmernde Paneele aus Stahlgeflecht. Einfachheit und Klarheit des Gebäudes gehen mit hoher Präzision in der Detailausführung einher, wie etwa die freitragende Stahltreppe, die ins Obergeschoss führt, zeigt. Von dem grosszügigen Veranstaltungsbereich im Obergeschoss aus nimmt der Besucher die sanft geschwungene Hügellandschaft wahr, gebannt vom Ausblick - und von der Harmonie, mit der Kulkas Moderne das Erbe der zwanziger Jahre in dunklem Gewand in die Gegenwart überführt.
Hatte Kulka vor drei Jahren mit dem ganz in Sichtbeton ausgeführten «Haus der Stille» in Meschede (NZZ 28. 1. 02) einen Ort der Versenkung geschaffen, so ist nun in Stuttgart ein Haus für die kommunikative Arbeit entstanden, dessen Eleganz selbst durch die aufwendige Medientechnik nicht gestört wird. Doch so unterschiedlich das Erscheinungsbild dieser beider Kulka-Bauten ist, eint sie ihre minimalistische Formensprache und die plastische Durchbildung.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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