Bauwerk
Geistliches Haus, Mariazell
Feyferlik / Fritzer - Mariazell (A) - 2004
Auf heiligem Boden
15. September 2004
Im Jahr 2007 wird der 850. Jahrestag der Gründung der Wallfahrtskirche Mariazell gefeiert. Die letzte Generalsanierung von Basilika und Geistlichem Haus hatte in den 1950er Jahren stattgefunden, seit 1992 wird, auch im Zusammenhang mit einer internen organisatorischen Umstrukturierung, wieder renoviert und revitalisiert. Die beteiligten Planer wechselten, Wolfgang Feyferlik war allerdings von Anfang an dabei und hat im Laufe dieser Zeit unter anderem viele hundert Quadratmeter an Böden einbauen lassen.
Daraus entstand ein Prozess des Lernens und Anwendens, der durch die lange – nach wie vor andauernde – Bauzeit, erfahrene Partner und einzigartige Voraussetzungen unterstützt, grundsätzlich jedoch durch wachsendes Interesse und eine kontinuierliche, sorgfältige Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht wurde. Für Zuschnitt rekapituliert Wolfgang Feyferlik seine persönliche Entwicklungsgeschichte im Umgang mit Holzfußböden.
1993 ⁄ Aussprachezimmer
Mit dem Umbau wurde im Geistlichen Haus begonnen, das insgesamt ca. 5000 m² groß ist und an die vierzig Räume hat. Alle Böden, die wir vorgefunden haben, waren aus versiegeltem Buchenstabparkett oder Kunststoff und in den fünfziger Jahren auf die alten Dielen aufgenagelt worden. Der erste Raum, in dem wir einen neuen Fußboden verlegen ließen, war das Aussprachezimmer, ein Zimmer, in dem Beichtgespräche geführt werden. Der vorhandene Boden war sehr dunkel und wir dachten, er sollte auf jeden Fall heller, freundlicher sein. Wir haben uns daher für einen Vollholzstabparkettboden aus Ulme entschieden, der in Streifen, mit abwechselnd längs und quergelegten Elementen, verlegt wurde. Die Oberfläche wurde auf herkömmliche Art versiegelt. Der Fußboden liegt jetzt wie ein Teppich im Zimmer, es gibt einen breiten, gekiesten Abstand zu allen Wänden. Das war uns damals wichtig. Über die Möglichkeiten, die man durch spezielle Oberflächenbehandlungen hat und dass man die Wirkung einer Bodenfläche nicht nur über Holz und Verlegeart bestimmt, haben wir uns damals noch nicht so viele Gedanken gemacht, das kam erst später.
1993–94 ⁄ Sakristei
In der Sakristei ließen wir dann zum ersten Mal das St. Lambrechter Muster neu verlegen, das hier ursprünglich eingesetzt worden war. St.Lambrecht ist das Mutterstift von Mariazell und von dort kamen diese Kombinationen aus Lärche und Fichte; in den Zimmern etwa als Kreuz aus vier Lärchenholzriemen, deren zugespitzte Enden sich in der Raummitte in einem Punkt treffen, mit Flächen aus Fichtenholz in den Feldern. Das bewirkt auch, dass der Boden in großen Räumen geviertelt wird und nicht über die ganze Fläche arbeitet. Die Podeste vor den Schränken der Sakristei waren kaputt und hier wurden die ersten Böden unbehandelt verlegt, als gehobelte Nut-Feder-Bretter, die nur mit Seifenwasser abgewaschen werden. Wir wollten, dass sich die Benutzung abzeichnet, dass das Holz eine Patina bekommt. Holz ist ein Baustoff, der natürlich altert und ein Art von Schönheit bekommt, die andere Materialien nicht haben. Eine Oberflächenbehandlung mit Lack wäre daher aus unserer Sicht unsinnig gewesen. Die unbehandelten Podeste werden nun zunehmend schöner.
1996 ⁄ Gästezimmer
Damals haben wir begonnen, die bestehenden Gästezimmer im Osttrakt komplett zu renovieren. Alle diese Zimmer sind mit alten, wertvollen Möbeln ausgestattet, weshalb wir keinen hellen, unbehandelten Fichtenboden verwenden wollten, der ja eher für den Einsatz in stark genutzten, nicht so gediegenen Bereichen gedacht war. Daher haben wir uns für einen dreischichtigen Riemenboden aus Eichenholz entschieden, eine astigere Variante, nicht eine ganz glatte, homogene Sortierung, die oft so künstlich wirkt. Diese Böden wurden zum ersten Mal ganz bewusst nur geölt, was ihnen eine sehr angenehme, warme, seidige Oberfläche gibt.
1997 – 98 ⁄ Gang
In den Gangbereichen wurde ein 3,5 cm starker Fichten-Riemenboden verlegt, der – wie in der Sakristei
– ganz roh geblieben ist. Er wird seit sechs Jahren genutzt, mit einer Bürstenmaschine gereinigt und funktioniert gut. Manche Besucher wundern sich über die rohe Form und finden die Optik eines unbehandelten Bodens im Innenraum offensichtlich gewöhnungsbedürftig. Aber das ist einfach ein stark begangener Nutzboden, wie ein Gehsteig im Haus. Im Gegensatz zu früher, als die Gänge dunkle, ungemütliche Zonen waren, wirken sie jetzt extrem luftig und hell und dazu kommt noch, dass das Holz sehr gut riecht.
1999 ⁄ Bibliothek
Als nächstes wurden Lärchenholzböden in der Bibliothek eingebaut. Der Raum ist kleinteilig möbliert und daher nicht geeignet, um mit der Reinigungsmaschine aufgewaschen zu werden. Er wird händisch geputzt, weshalb die Oberfläche leicht geölt wurde. Für die Lärche sprachen zwei Gründe: Erstens hatten wir sehr schönes Lärchenholz vorrätig und zweitens ist die Bibliothek Teil einer Raumfolge, wo die alten Fichtenböden, zumindest partiell, noch gut erhalten waren. Sie wurden ausgebessert und geölt, was jedoch zur Folge hatte, dass sie farblich angefeuert wurden, also einen rötlichgelben Stich bekommen haben. Die Fichte entwickelte also eine Lärchenoptik und wir konnten mit dem Einbau der Lärchenbretter einen Farbbruch vermeiden, der visuell zu viel Unruhe in die Bibliothek gebracht hätte. Die Qualität dieser Hölzer ist so gut, dass die Bretter unprismiert, das heißt parallel zur Stammaußenseite geschnitten und jeweils gestürzt in einer Breite von bis zu 40 cm eingebaut werden konnten. Das war eine echte Weiterentwicklung gegenüber dem Aussprachezimmer, denn um solche Hölzer einzubauen, braucht man gute Handwerker und auch selbst schon viel Wissen.
2000–02 ⁄ Prälatur
Eine wirklich intensive Auseinandersetzung mit den Böden begann dann mit dem Umbau des Westtrakts. Hier gibt es eine Abfolge von vier Prunkräumen – bis zu 80 m² große, hohe, mit Wandmalereien und Stuckdecken versehene Räumlichkeiten – die so genannte Prälatur. Zuerst hatte die statische Bewertung ergeben, dass die Decken und Fußböden in Ordnung sind, später wurde festgestellt, dass zumindest eine der Decken nur mehr aus Gewohnheit hielt, womit zwei der Räume zu Totalbaustellen wurden und die vorhandenen Böden herausgerissen werden mussten. Unter dem Stabparkett kam wieder das St.Lambrechter Muster aus Fichte und Lärche zum Vorschein. Da die Räume im historischen Kontext renoviert wurden, wollten wir diese Verlegeart wieder anwenden, allerdings mit einer besonders hohen Holzqualität, die der Nutzung und den Räumen, die sehr prachtvoll sind, entspricht.
Wir haben damals mit Herrn Golds von der Tischlerei Golds zusammengearbeitet und uns entschlossen, für die Felder zwischen dem Lärchenkreuz ein spezielles Tannenholz zu verwenden. Es kommt aus der Schweiz, wo die Bäume in großen Höhen sehr langsam und daher auch sehr gerade wachsen. Bis dahin war ich der Meinung, dass Holz, das qualitätvoll eingebaut werden soll, lange gelagert werden muss und nicht künstlich getrocknet werden darf. Aber dieses Holz wurde drei Tage nach dem Einschneiden in die Trockenkammer gegeben, wo es vier Wochen lang langsam und unter ganz bestimmten Bedingungen getrocknet wurde, damit aus der Schnittware wirklich jeweils ein unprismiertes Brett gemacht werden konnte. Mehrmals täglich und auch in der Nacht, wurde die Luftfeuchtigkeit in der Trockenkammer nachreguliert, das Holz insgesamt drei Mal herausgenommen und in veränderter Reihenfolge wieder eingeschlichtet, damit keine Risse entstehen. Es hat alles wunderbar geklappt, auch der Einbau der bis zu 80 cm breiten Riemen. Damit das Tannenholz möglichst lange weiß bleibt, wurde es mit einem speziellen Öl, das ins Holz eindringt und die Restfeuchte in den Luftkammern kristallisieren lässt, und später noch mit einem anderen Öl mit UVSchutz, in das ein wenig Weißpigmente gemischt wurden, eingelassen. Zuletzt kam eine Hartwachspolitur auf die Böden, da sie teilweise stark genutzt und mit Straßenschuhen begangen werden.
In einem weiteren Raum der Prälatur war der alte Fichtenboden mit dem Lärchenriemen noch ganz gut erhalten. Den ließen wir renovieren und wieder einbauen, allerdings ohne ihn maschinell abzuschleifen. Wir wollten, dass die unregelmäßige, leicht gewellte Oberfläche erhalten bleibt und nicht alle im Lauf der Zeit entstandenen Unebenheiten verloren gehen, dass wir zumindest in einem Raum wirklich den alten Boden wiederverwenden. Das ist natürlich Luxus und geht nur ein Mal, aber wir waren von der Wirkung für den Raum überzeugt, was sich als richtig herausgestellt hat. Beim Abnehmen des Bodens wurde sehr aufgepasst, um nicht noch mehr Schäden zu produzieren. Dann wurden die Bretter händisch bzw. mit einer Handschleifmaschine einzeln behandelt. Kleinere Löcher haben sich durch das Einträufeln von Wasser geschlossen, größere wurden ausgeschliffen. Man sieht also die Verletzungen nach wie vor, sie sind aber weicher geworden. Einige wenige Bretter waren kaputt und wurden durch andere, die aus abgerissenen Böden stammten und noch einigermaßen unbeschädigt waren, ersetzt. Zuletzt wurde die Oberfläche dieses alten, dunklen Fichtenbodens geölt und mit einer leichten Wachsschicht überzogen.
2004 ⁄ Gästezimmer
Der letzte Boden ist in einem Gästezimmer direkt neben der Prälatur verlegt worden. Hier findet sich eine weitere Spielart der zwei vorhergehenden Böden: Das St. Lambrechter Muster – in Fichte mit dem Lärchenkreuz – aus gut erhaltenen Brettern der Abbruchböden. Herr und Frau Golds haben zueinander passende Riemen ausgesucht, händisch geschliffen und neu eingebaut. Man braucht sehr viel Gefühl und Vorstellungsvermögen dafür, um abschätzen zu können, welche Bretter zueinander passen, wie der Boden aussehen wird und wie sich das auf den Gesamteindruck des Raumes auswirkt. Das Ergebnis ist gut gelungen, die durch ihr Alter dunkel gewordenen Fichtenbretter wirken sehr würdig und unterstreichen die Atmosphäre des Raumes.
Diese letzten Beispiele waren der – vielleicht vorläufige – Abschluss eines Lernprozesses, in dem wir erkannt haben, dass jeder Boden seine Eigenheiten und Qualitäten hat, welcher Variantenreichtum allein aus der Oberflächenbehandlung entsteht und wie viel Einfühlungsvermögen und Fachwissen nötig sind, um dem Holz in allen Belangen gerecht zu werden. (Text Wolfgang Feyferlik)
Daraus entstand ein Prozess des Lernens und Anwendens, der durch die lange – nach wie vor andauernde – Bauzeit, erfahrene Partner und einzigartige Voraussetzungen unterstützt, grundsätzlich jedoch durch wachsendes Interesse und eine kontinuierliche, sorgfältige Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht wurde. Für Zuschnitt rekapituliert Wolfgang Feyferlik seine persönliche Entwicklungsgeschichte im Umgang mit Holzfußböden.
1993 ⁄ Aussprachezimmer
Mit dem Umbau wurde im Geistlichen Haus begonnen, das insgesamt ca. 5000 m² groß ist und an die vierzig Räume hat. Alle Böden, die wir vorgefunden haben, waren aus versiegeltem Buchenstabparkett oder Kunststoff und in den fünfziger Jahren auf die alten Dielen aufgenagelt worden. Der erste Raum, in dem wir einen neuen Fußboden verlegen ließen, war das Aussprachezimmer, ein Zimmer, in dem Beichtgespräche geführt werden. Der vorhandene Boden war sehr dunkel und wir dachten, er sollte auf jeden Fall heller, freundlicher sein. Wir haben uns daher für einen Vollholzstabparkettboden aus Ulme entschieden, der in Streifen, mit abwechselnd längs und quergelegten Elementen, verlegt wurde. Die Oberfläche wurde auf herkömmliche Art versiegelt. Der Fußboden liegt jetzt wie ein Teppich im Zimmer, es gibt einen breiten, gekiesten Abstand zu allen Wänden. Das war uns damals wichtig. Über die Möglichkeiten, die man durch spezielle Oberflächenbehandlungen hat und dass man die Wirkung einer Bodenfläche nicht nur über Holz und Verlegeart bestimmt, haben wir uns damals noch nicht so viele Gedanken gemacht, das kam erst später.
1993–94 ⁄ Sakristei
In der Sakristei ließen wir dann zum ersten Mal das St. Lambrechter Muster neu verlegen, das hier ursprünglich eingesetzt worden war. St.Lambrecht ist das Mutterstift von Mariazell und von dort kamen diese Kombinationen aus Lärche und Fichte; in den Zimmern etwa als Kreuz aus vier Lärchenholzriemen, deren zugespitzte Enden sich in der Raummitte in einem Punkt treffen, mit Flächen aus Fichtenholz in den Feldern. Das bewirkt auch, dass der Boden in großen Räumen geviertelt wird und nicht über die ganze Fläche arbeitet. Die Podeste vor den Schränken der Sakristei waren kaputt und hier wurden die ersten Böden unbehandelt verlegt, als gehobelte Nut-Feder-Bretter, die nur mit Seifenwasser abgewaschen werden. Wir wollten, dass sich die Benutzung abzeichnet, dass das Holz eine Patina bekommt. Holz ist ein Baustoff, der natürlich altert und ein Art von Schönheit bekommt, die andere Materialien nicht haben. Eine Oberflächenbehandlung mit Lack wäre daher aus unserer Sicht unsinnig gewesen. Die unbehandelten Podeste werden nun zunehmend schöner.
1996 ⁄ Gästezimmer
Damals haben wir begonnen, die bestehenden Gästezimmer im Osttrakt komplett zu renovieren. Alle diese Zimmer sind mit alten, wertvollen Möbeln ausgestattet, weshalb wir keinen hellen, unbehandelten Fichtenboden verwenden wollten, der ja eher für den Einsatz in stark genutzten, nicht so gediegenen Bereichen gedacht war. Daher haben wir uns für einen dreischichtigen Riemenboden aus Eichenholz entschieden, eine astigere Variante, nicht eine ganz glatte, homogene Sortierung, die oft so künstlich wirkt. Diese Böden wurden zum ersten Mal ganz bewusst nur geölt, was ihnen eine sehr angenehme, warme, seidige Oberfläche gibt.
1997 – 98 ⁄ Gang
In den Gangbereichen wurde ein 3,5 cm starker Fichten-Riemenboden verlegt, der – wie in der Sakristei
– ganz roh geblieben ist. Er wird seit sechs Jahren genutzt, mit einer Bürstenmaschine gereinigt und funktioniert gut. Manche Besucher wundern sich über die rohe Form und finden die Optik eines unbehandelten Bodens im Innenraum offensichtlich gewöhnungsbedürftig. Aber das ist einfach ein stark begangener Nutzboden, wie ein Gehsteig im Haus. Im Gegensatz zu früher, als die Gänge dunkle, ungemütliche Zonen waren, wirken sie jetzt extrem luftig und hell und dazu kommt noch, dass das Holz sehr gut riecht.
1999 ⁄ Bibliothek
Als nächstes wurden Lärchenholzböden in der Bibliothek eingebaut. Der Raum ist kleinteilig möbliert und daher nicht geeignet, um mit der Reinigungsmaschine aufgewaschen zu werden. Er wird händisch geputzt, weshalb die Oberfläche leicht geölt wurde. Für die Lärche sprachen zwei Gründe: Erstens hatten wir sehr schönes Lärchenholz vorrätig und zweitens ist die Bibliothek Teil einer Raumfolge, wo die alten Fichtenböden, zumindest partiell, noch gut erhalten waren. Sie wurden ausgebessert und geölt, was jedoch zur Folge hatte, dass sie farblich angefeuert wurden, also einen rötlichgelben Stich bekommen haben. Die Fichte entwickelte also eine Lärchenoptik und wir konnten mit dem Einbau der Lärchenbretter einen Farbbruch vermeiden, der visuell zu viel Unruhe in die Bibliothek gebracht hätte. Die Qualität dieser Hölzer ist so gut, dass die Bretter unprismiert, das heißt parallel zur Stammaußenseite geschnitten und jeweils gestürzt in einer Breite von bis zu 40 cm eingebaut werden konnten. Das war eine echte Weiterentwicklung gegenüber dem Aussprachezimmer, denn um solche Hölzer einzubauen, braucht man gute Handwerker und auch selbst schon viel Wissen.
2000–02 ⁄ Prälatur
Eine wirklich intensive Auseinandersetzung mit den Böden begann dann mit dem Umbau des Westtrakts. Hier gibt es eine Abfolge von vier Prunkräumen – bis zu 80 m² große, hohe, mit Wandmalereien und Stuckdecken versehene Räumlichkeiten – die so genannte Prälatur. Zuerst hatte die statische Bewertung ergeben, dass die Decken und Fußböden in Ordnung sind, später wurde festgestellt, dass zumindest eine der Decken nur mehr aus Gewohnheit hielt, womit zwei der Räume zu Totalbaustellen wurden und die vorhandenen Böden herausgerissen werden mussten. Unter dem Stabparkett kam wieder das St.Lambrechter Muster aus Fichte und Lärche zum Vorschein. Da die Räume im historischen Kontext renoviert wurden, wollten wir diese Verlegeart wieder anwenden, allerdings mit einer besonders hohen Holzqualität, die der Nutzung und den Räumen, die sehr prachtvoll sind, entspricht.
Wir haben damals mit Herrn Golds von der Tischlerei Golds zusammengearbeitet und uns entschlossen, für die Felder zwischen dem Lärchenkreuz ein spezielles Tannenholz zu verwenden. Es kommt aus der Schweiz, wo die Bäume in großen Höhen sehr langsam und daher auch sehr gerade wachsen. Bis dahin war ich der Meinung, dass Holz, das qualitätvoll eingebaut werden soll, lange gelagert werden muss und nicht künstlich getrocknet werden darf. Aber dieses Holz wurde drei Tage nach dem Einschneiden in die Trockenkammer gegeben, wo es vier Wochen lang langsam und unter ganz bestimmten Bedingungen getrocknet wurde, damit aus der Schnittware wirklich jeweils ein unprismiertes Brett gemacht werden konnte. Mehrmals täglich und auch in der Nacht, wurde die Luftfeuchtigkeit in der Trockenkammer nachreguliert, das Holz insgesamt drei Mal herausgenommen und in veränderter Reihenfolge wieder eingeschlichtet, damit keine Risse entstehen. Es hat alles wunderbar geklappt, auch der Einbau der bis zu 80 cm breiten Riemen. Damit das Tannenholz möglichst lange weiß bleibt, wurde es mit einem speziellen Öl, das ins Holz eindringt und die Restfeuchte in den Luftkammern kristallisieren lässt, und später noch mit einem anderen Öl mit UVSchutz, in das ein wenig Weißpigmente gemischt wurden, eingelassen. Zuletzt kam eine Hartwachspolitur auf die Böden, da sie teilweise stark genutzt und mit Straßenschuhen begangen werden.
In einem weiteren Raum der Prälatur war der alte Fichtenboden mit dem Lärchenriemen noch ganz gut erhalten. Den ließen wir renovieren und wieder einbauen, allerdings ohne ihn maschinell abzuschleifen. Wir wollten, dass die unregelmäßige, leicht gewellte Oberfläche erhalten bleibt und nicht alle im Lauf der Zeit entstandenen Unebenheiten verloren gehen, dass wir zumindest in einem Raum wirklich den alten Boden wiederverwenden. Das ist natürlich Luxus und geht nur ein Mal, aber wir waren von der Wirkung für den Raum überzeugt, was sich als richtig herausgestellt hat. Beim Abnehmen des Bodens wurde sehr aufgepasst, um nicht noch mehr Schäden zu produzieren. Dann wurden die Bretter händisch bzw. mit einer Handschleifmaschine einzeln behandelt. Kleinere Löcher haben sich durch das Einträufeln von Wasser geschlossen, größere wurden ausgeschliffen. Man sieht also die Verletzungen nach wie vor, sie sind aber weicher geworden. Einige wenige Bretter waren kaputt und wurden durch andere, die aus abgerissenen Böden stammten und noch einigermaßen unbeschädigt waren, ersetzt. Zuletzt wurde die Oberfläche dieses alten, dunklen Fichtenbodens geölt und mit einer leichten Wachsschicht überzogen.
2004 ⁄ Gästezimmer
Der letzte Boden ist in einem Gästezimmer direkt neben der Prälatur verlegt worden. Hier findet sich eine weitere Spielart der zwei vorhergehenden Böden: Das St. Lambrechter Muster – in Fichte mit dem Lärchenkreuz – aus gut erhaltenen Brettern der Abbruchböden. Herr und Frau Golds haben zueinander passende Riemen ausgesucht, händisch geschliffen und neu eingebaut. Man braucht sehr viel Gefühl und Vorstellungsvermögen dafür, um abschätzen zu können, welche Bretter zueinander passen, wie der Boden aussehen wird und wie sich das auf den Gesamteindruck des Raumes auswirkt. Das Ergebnis ist gut gelungen, die durch ihr Alter dunkel gewordenen Fichtenbretter wirken sehr würdig und unterstreichen die Atmosphäre des Raumes.
Diese letzten Beispiele waren der – vielleicht vorläufige – Abschluss eines Lernprozesses, in dem wir erkannt haben, dass jeder Boden seine Eigenheiten und Qualitäten hat, welcher Variantenreichtum allein aus der Oberflächenbehandlung entsteht und wie viel Einfühlungsvermögen und Fachwissen nötig sind, um dem Holz in allen Belangen gerecht zu werden. (Text Wolfgang Feyferlik)
Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt
Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifel