Bauwerk
Haus S.
Pichler & Traupmann - Niederösterreich - 2004
13. Juni 2005 - Az W
So sehr das Haus die Anmutung eines frei stehenden Hauses erweckt, so ist es doch ein Bauen im Bestand. Dieser präsentierte sich uns bei Planungsbeginn als eine extrem steile Weinterrassenlandschaft in Südlage, bebaut mit einer disparaten Ansammlung baufälliger Zweckbauten mit teilweiser Wohnnutzung. Trotz der sensiblen Widmung des Grundstücks als „Grünland - Landwirtschaft mit erhaltenswertem Baubestand“ konnte gemeinsam mit der engagierten Bauherrschaft, dem Stadtbauamt Krems und der Raumordnung Niederösterreich ein zukunftsweisendes und für derartige Lagen beispielgebendes Konzept erarbeitet werden, das sowohl den Erhalt und Rückbau bestehender Substanz, als auch das Einfügen einer zeitgemäßen Wohnstruktur beinhaltete. Aus den Weinterrassen wurden die bestehenden Natursteinmauern, aus dem Altbestand die Natursteinrückwand des alten Presshauses sowie der tief in den Weinberg gegrabene Weinkeller als erhaltenswert identifiziert. Der desolate Rest wurde abgebrochen und an selbiger Stelle, sozusagen auf gleichen Grundmauern, sogar unter geringerer Beanspruchung von Grundfläche, als modernes Wohngebäude wieder aufgebaut.
Lage und Geometrie der Natursteinmauern sowie des Weinkellers standen nun als Prämissen am Anfang des Entwurfsprozesses. Unter Aufnahme dieser vorgegebenen Richtungen entwickelten wir ein frei schwingendes Raumgebilde, das einerseits zwischen den bestehenden Höhenlagen des Marillengartens, des Wiesengartens und des Nutzgartens vermittelte und als bewohnbare Ebenen in sich aufnahm, andererseits die funktionalen Wünsche der im besten Sinne anspruchsvollen Bauherrschaft erfüllte. Nach der Ankunft im Carport, über dem das ganze Haus frei tragend zu schweben scheint, gelangt man über eine Treppe entlang der Steinmauer des ehemaligen Presshauses auf die Ankunftsebene, mit Anbindung des alten Weinkellers und erstem Blick auf die Terrassenlandschaft. Ein paar Stufen weiter eröffnet sich der Elternschlafbereich samt Bad, dem unmittelbar ein Pool in Form einer 16,66 m langen Sportschwimmbahn vorgelagert ist. Dieser Pool, dem Passanten verborgen, ist der Wiederaufbau der ersten Terrassenwand, deren Bauzustand jedoch keine Erhaltung mehr zuließ. Die skulptural frei geführte Stiege geleitet ins Wohngeschoss, wo sich erstmals das gesamte Panorama der Wachau samt Blick auf das Stift Göttweig darbietet. Wiederum ein paar Stufen weiter, an höchsten Punkt der Raumabfolge, finden die Kinder ihr Refugium.
Die Herausforderungen an die Konstruktion des Hauses waren extrem: steilste Hanglage, stützenfreie Einfahrt, sowie eine Gebäudegeometrie, die aufgrund der nicht belastbaren Bestandsmauern und der freien Grundrisse die Lastabtragung nur an einigen wenigen Punkten zuließ. Dies erforderte den Einsatz von vorgespanntem Stahlbeton, einer Bautechnologie aus dem Brückenbau. Erschwerend kam hinzu, dass die Bauteile besonders schlank dimensioniert werden mussten, da sie aufgrund energetischer Anforderungen wiederum besonders stark zu dämmen waren. Das Haus ist als Niedrigenergiehaus ausgeführt. Dies wurde im Wechselspiel höchster Dämmwerte von Decken, Wänden und Gläsern, Sonnenenergieeintrag über großzügige Verglasungen als auch über Kollektoren, speicherwirksamer Masse im Inneren, Sonnenschutz im Außenbereich sowie einer kontrollierten Wohnraumbelüftungsanlage erreicht. Der immer wieder ins Treffen geführte Widerspruch zwischen energiebewusster und völlig freier Architektur im Dienste von Landschaft und Wohnlandschaft scheint ausgeräumt zu sein. Wir glauben, dass sich im zwanglosen, nun sichtbaren Ergebnis des Gesamtprozesses auch die anerkennende und tatkräftige Unterstützung durch die Bauherren widerspiegelt. (Text: Architekten)
Lage und Geometrie der Natursteinmauern sowie des Weinkellers standen nun als Prämissen am Anfang des Entwurfsprozesses. Unter Aufnahme dieser vorgegebenen Richtungen entwickelten wir ein frei schwingendes Raumgebilde, das einerseits zwischen den bestehenden Höhenlagen des Marillengartens, des Wiesengartens und des Nutzgartens vermittelte und als bewohnbare Ebenen in sich aufnahm, andererseits die funktionalen Wünsche der im besten Sinne anspruchsvollen Bauherrschaft erfüllte. Nach der Ankunft im Carport, über dem das ganze Haus frei tragend zu schweben scheint, gelangt man über eine Treppe entlang der Steinmauer des ehemaligen Presshauses auf die Ankunftsebene, mit Anbindung des alten Weinkellers und erstem Blick auf die Terrassenlandschaft. Ein paar Stufen weiter eröffnet sich der Elternschlafbereich samt Bad, dem unmittelbar ein Pool in Form einer 16,66 m langen Sportschwimmbahn vorgelagert ist. Dieser Pool, dem Passanten verborgen, ist der Wiederaufbau der ersten Terrassenwand, deren Bauzustand jedoch keine Erhaltung mehr zuließ. Die skulptural frei geführte Stiege geleitet ins Wohngeschoss, wo sich erstmals das gesamte Panorama der Wachau samt Blick auf das Stift Göttweig darbietet. Wiederum ein paar Stufen weiter, an höchsten Punkt der Raumabfolge, finden die Kinder ihr Refugium.
Die Herausforderungen an die Konstruktion des Hauses waren extrem: steilste Hanglage, stützenfreie Einfahrt, sowie eine Gebäudegeometrie, die aufgrund der nicht belastbaren Bestandsmauern und der freien Grundrisse die Lastabtragung nur an einigen wenigen Punkten zuließ. Dies erforderte den Einsatz von vorgespanntem Stahlbeton, einer Bautechnologie aus dem Brückenbau. Erschwerend kam hinzu, dass die Bauteile besonders schlank dimensioniert werden mussten, da sie aufgrund energetischer Anforderungen wiederum besonders stark zu dämmen waren. Das Haus ist als Niedrigenergiehaus ausgeführt. Dies wurde im Wechselspiel höchster Dämmwerte von Decken, Wänden und Gläsern, Sonnenenergieeintrag über großzügige Verglasungen als auch über Kollektoren, speicherwirksamer Masse im Inneren, Sonnenschutz im Außenbereich sowie einer kontrollierten Wohnraumbelüftungsanlage erreicht. Der immer wieder ins Treffen geführte Widerspruch zwischen energiebewusster und völlig freier Architektur im Dienste von Landschaft und Wohnlandschaft scheint ausgeräumt zu sein. Wir glauben, dass sich im zwanglosen, nun sichtbaren Ergebnis des Gesamtprozesses auch die anerkennende und tatkräftige Unterstützung durch die Bauherren widerspiegelt. (Text: Architekten)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig