Die Fotos täuschen, wie so oft. Die Vorzüge dieses Umbaus erschließen sich erst an Ort und Stelle, wo die Nachbarbauten und das lokale Umfeld den mitbestimmenden Rahmen und eigene Maßstäbe setzen. Das Haus von Frau Gspan stammt aus den 1930er Jahren; sie lebt hier seit ihrer Geburt. Nach dem Tod der Eltern wollte sie ihr Ambiente verändern und kontaktierte das Architektenteam aus der Nachbarschaft. Anfänglich wurde auch Abbruch und Neubau erwogen, doch aufgrund der emotionalen Bindung fiel der Entschluss, den Altbau substanziell zu erhalten, ihn bedarfs- und zeitgemäß zu adaptieren.

Die Nutzung der Etagen wurde getauscht, der Raum unter dem Dach bis zum First für einen Wohn- bzw. Essbereich geöffnet; der alte, kaum benutzte Balkon wurde durch eine in ganzer Hausbreite auskragende Süd-Terrasse mit schützender Brüstung ersetzt; aus dem herausgehobenen, ursprünglich vom Garten isolierten Erdgeschoß führt nun eine breite Sitz-Treppe direkt ins Grüne. Die gewünschte Pflegeleichtigkeit von Dach und Fassaden führte zu einer Haut aus mattgrauem Blech; innen wurden die Räume mit einfachen Mitteln umgestaltet. Umringt von viel größeren neuen Einfamilienhäusern, wirkt dieses Gebäude auch durch den bündigen, homogenen Blechmantel überraschend klein, ruhig und maßstäblich. Ein Modellfall bzw. eine Anregung, wie man unzählige solcher alten Häuser zu neuem Leben erwecken könnte. (Jurytext aus: BTV Bauherrenpreis für Tirol 2005; Otto Kapfinger, Michel Pech, Much Untertrifaller)