Mit dem Projekt „Neue Wohnform Ragnitz“ gewannen Eilfried Huth und Günther Domenig nicht nur den „Grand Prix d’Urbanisme et d’Architecture 1969“ in Cannes, sondern legten damit auch den Grundstein zu ihrer nationalen und internationalen Karriere.

Durch wohlmeinende Protektion über persönliche Beziehungen kam es 1965 zum Auftrag für eine Bebauungsstudie im Ragnitztal durch einen Bankdirektor und eine Wohnbaugenossenschaft, die Interesse an Domenigs und Huths Arbeit hatten. 1966 wurde eine Studie vorgelegt, die aber über das übliche Maß von Wohnbauvorstellungen weit hinausging, daher kurz und bündig abgelehnt wurde. Domenig und Huth wurden honoriert aus dem Auftrag entlassen.
Einer Personalausstellung mit der Werkgruppe Graz, die Gelegenheit gab, die Gedanken der Studie als realutopisches Projekt weiterzuentwickeln, folgte 1968 die Bewerbung für eine Ausschreibung für Stadtbauvisionen durch den französischen Staat und die Präsentation des Projektes in Cannes.

Unter ca. 800 Bewerbern wurden 10 Arbeiten, darunter eben auch „Neue Wohnform Ragnitz“ ausgewählt. Das Modell zu dieser urbanistischen Studie war eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für die Jury, der u.a. Architekturikonen wie Kahn, Bakema, Prouvé, Joedieke, Siren, Zevi und Schwanzer angehörten.

Nach zahlreichen Ausstellungen in Europa wurde das Modell auf dem Rücktransport nach Graz zerstört. 2001 konnte mit entscheidender Unterstützung des Fonds Régional d’Art Contemporain de Centre, kurz FRAC-Centre in Orléans, Frankreich, das zu den profiliertesten Architekturmuseen der Welt zählt, und das bereits mehrere frühe Arbeiten von Domenig und Huth erworben hat, sowie zahlreichen Sponsoren das konstruktiv-futuristische Modell erneuert werden und ist seitdem Teil der operativen Sammlung des FRAC-Centre.

„Neue Wohnform Ragnitz“ gehört zu den am weitesten gereiften Konzepten der sechziger Jahre, auch international gesehen.