Bauwerk

Platzgestaltung Hans-List-Platz/ AVL - FORUM
PURPUR.ARCHITEKTUR - Graz (A) - 2005
Platzgestaltung Hans-List-Platz/ AVL - FORUM, Foto: Hertha Hurnaus
Platzgestaltung Hans-List-Platz/ AVL - FORUM, Foto: Hertha Hurnaus
5. November 2005 - HDA
AVL ist ein weltweit agierendes Privatunternehmen für die Entwicklung von Mess- und Prüftechnik sowie von Antriebssystemen mit Verbrennungsmotoren. Seit seiner Gründung im Jahre 1948 ist das Unternehmen stetig gewachsen, der Hauptfirmensitz in Graz ist ein bauliches Abbild dieser allmählichen Entwicklung. Ein markanter Eingangsbereich und eine repräsentative Schauseite fehlten bis vor kurzem – mit Hilfe der umfangreichen Platzgestaltung durch PURPUR.ARCHITEKTUR aus Elementen von Architektur, Freiraumgestaltung und Kunst ist es nun gelungen, dieses Defizit aufzuheben.

Die Platzgestaltung spiegelt die vielfältige Geschichte und die heterogene Bebauung des Areals wider. Statt einer spröden Fläche für eine anonyme Öffentlichkeit kann der Hans-List-Platz viel eher als Summe humoristischer Zitate aus der Automobilbranche verstanden werden. Die unterschiedlichen Elemente bereichern durch ihre Existenz, irritieren oftmals durch ihre Ironie, regen sowohl Mitarbeiter, Kunden als auch Passanten zum Schmunzeln und schließlich zum Verweilen an.

Das Hauptgebäude war bisher niedriger als einige seiner umliegenden Nebengebäude, konnte als solches daher auch nie eindeutig identifiziert werden. Nach dem Umbau ist es nun um ein Geschoss bzw. um eine Potemkinsche Fassade erhöht. Die skulpturalen Applikationen – eine Persiflage an herkömmliche Fensterbänder der Moderne und des Funktionalismus. Direkt vor dem Hauptgebäude wird die eben erzielte Ruhe sofort wieder abtrünnig gemacht – eine enge Kurve zwingt den Autofahrer ein wenig zum Drosseln der Geschwindigkeit. Auf diese Weise wird dem Aspekt des Platzes nicht nur optisch, sondern auch kinetisch Rechnung getragen. Statt herkömmlicher Randsteine sind geböschte Curbs zum Einsatz gekommen. Auf der anderen Straßenseite hingegen trennt eine Leitplanke die private Wohnfläche von der öffentlichen Verkehrsfläche – die eigens entwickelte Form lädt vor allem die Bewohner und Kinder der benachbarten Wohnhausanlage zum Sitzen ein.

Entgegen der herkömmlich vorherrschenden Grauwerte im Straßenleben und Firmengelände ist der gesamte Bodenbelag der versiegelten Fläche aus dunkelbraun durchgefärbtem Beton. An ihren Rändern wird sie durch ebenso überraschende Grünelemente begrenzt: Zwei satte Rasenflächen sind in einem expressiven Polygon eingefasst und hyperparabolisch verwunden, hier böscht sich der Platz und für gewöhnlich zweidimensional Wiese wird in die dritte Dimension gehoben. Funktionell bedeutet das visuelle wie akustische Abschottung gegen die Motorengeräusche von Testfahrzeugen und dem geschäftigen Betriebsverkehr. Der Passant hingegen hat das konzeptionelle Vergnügen, die Grasfläche als gerahmtes und aufgeständertes Pult besser sichtbar zu erleben.

Zwischen dem öffentlich zugänglichen Hans-List-Platz und dem firmeninternen Forumsplatz verläuft eine semitransparente Grenze zwischen dem „:innen“ und „Außen“.
Darüber schwebt ein dynamisches, den Platz auf der Unterseite reflektierendes Dach als Schutz für die Kunden-, Mitarbeiter und Sicherheitszugänge. Schließlich verbindet das Kunstwerk „Klimaerwärmungsdämpfungsmaschine“ den öffentlichen Platz mit der Freifläche innerhalb des AVL-Areals, wo sich auch früher ein Brunnen befand.

Ein Spiel mit den Elementen, vor allem aber lassen sich Architektur, Kunst und Bauherrschaft auf surreale Bilder ein und kokettieren mit dem nahezu Unmöglichen.
(Text: PURPUR.ARCHITEKTUR)

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at

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