Bauwerk
Dominus Winery
Herzog & de Meuron - Yountville, Napa Valley (USA) - 1998
Wo der Wein daheim ist
Dank blumiger Preise und würziger Nachfrage können sich Weingüter weltweit exquisiteste Architekturen leisten. Eines der beeindruckendsten Beispiele für ein neues Corporate Design eines Weinhauses steht in einem kalifornischen Rebgarten.
25. Juni 1999 - Ute Woltron
Mitten im kalifornischen Napa Valley - bekanntlich weder die kärglichste, noch die ärmste, noch die häßlichste Gegend der Welt - befindet sich ein Gebäude, das in seiner äußeren Erscheinung als wohlgeordneter Haufen bräunlicher Gesteinsbrocken beschrieben werden kann. 100 Meter lang. 25 Meter breit. Neun Meter hoch. Von einem so gut wie unsichtbaren Stahlkäfig adrett in Form gehalten. Ohne Fenster. Nur ebenerdig mit zwei beeindruckenden Ausschnitten in der Form von Panoramapostkarten versehen.
Wir befinden uns nicht vor einem zeitgenössichen Hünengrab oder einer Land-Art-Skulptur, sondern vor der außergewöhnlichen Kelter- und Lagerstätte eines der begehrtesten Weine Kaliforniens, nämlich vor der im Vorjahr fertiggestellten „Dominus Winery“.
Wie einige andere internationale Spitzenwinzer auch entpuppten sich die Dominus-Chefs Christian Moueix und Cherise Chen-Moueix als potente Bauherren, die ihren Weinen nun auch über Design und Architektur das entsprechende Image verpassen. Es muß eben nicht immer die altmodische Traditionsvariante sein: Der Spanier Ricardo Bofill baute für Lafite-Rothschild einen überaus inszenierten Weintempel in Pauillac. Der Italiener Alberto Cecchetto errichtete eine kleine High-Tech-Weinstadt für die italienische Weingenossenschaft Mezza-Corona. Der Spanier José Rafael Moneo plant gerade für die Bodega Chivite in Navarra eine neue Kellerei, und auch Guggenheim-Bilbao-Erbauer Frank O. Gehry, Kanadier mit Büro in Kalifornien, sitzt für die Weinmacher von Herederos de Marqués Riscal gerade am Zeichentisch.
Die französischen Chateaux mit ihren Türmchen und Erkern, als altertümliche Federzeichnungen gerne Markenzeichen auf den Etiketten der edlen Roten aus Bordeaux, bekommen Konkurrenz durch prominente neue Weinarchitekturen wie die Dominus-Steinbox in Kalifornien.
Tief im kühlen Inneren dieses außergewöhnlichen Wein-Schreins ruht und reift das begehrte und selbstverständlich nicht preisschwache Tröpferl in französischen Eichenfässern, und auch die Besitzer des Weingutes selbst stammen aus der guten Alten Welt: Christian Moueix ist Sproß einer der traditionsreichsten französischen Weindynastien. Er hat zwischen den Rebstöcken rund um Chateau Pétrus in Bordeaux laufen gelernt, und dort wächst - schon seit mehreren Jahrhunderten natürlich - einer der legendärsten und teuersten Rotweine der Welt. Ein Flascherl Pétrus kommt auf durchschnittlich 8000 Schilling - allerdings nur für Stammkunden, und andere gibt's praktisch nicht.
Während sich das gute, alte französische Stamm-Chateau in Bordeaux äußerlich hinter der netten, ländlichen Unscheinbarkeit eines altmodischen Provinz-Winzerbetriebs verbirgt, hat der jugendliche Ableger in Kalifornien mit seinem markanten, im krassen Gegensatz zu den benachbarten Neubarock-Weingütern stehenden Architekturprofil binnen kürzester Zeit die Corporate Identity des Betriebs geprägt.
Das Haus verströmt den kühlen, angenehmen Duft der großen, überlegten und hochintelligenten Spitzenarchitektur. Die ist nicht aufdringlich, aber auffällig. Sie gibt sich nicht protzig, aber eindrucksvoll. Sie überrascht und entzückt all jene mit Atmosphären und Details, die sich unvoreingenommen darauf einlassen wollen.
„Wer sind diese Alchemisten, die hier Stein in Spitze verwandelt haben?“ lobhudelte die New York Times anläßlich der Dominus-Eröffnung und bedankte sich schriftlich bei den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron dafür, „high-style European architecture“ nun endlich auch in das Napa Valley exportiert zu haben, wo die Weinbauherren bislang eher dem europäisierenden Pseudoschlößchenstil nachhingen.
Die Steinarchitektur der Baseler Baukünstler macht dabei nicht nur optisch was her. Daß das Konzept der betriebsinternen Logistik entspricht, ist für gute Architektur ohnehin selbstverständlich, daß die großen Stein-Puffermassen das Gebäudeinnere während flirrend heißer Tage und sehr kühler Nächte temperieren, ist ein zusätzliches Zuckerl. Die Architektur macht Dominus nicht nur zur markantesten Winery in ganz Kalifornien, sondern auch zur einzigen, die ohne Klimaanlage auskommt. Und für kräftige PR weit über Branchengrenzen hinaus hat der Bau ohnehin gesorgt. Die Pläne der Kollegen für die Konkurrenz dürfen mit Spannung erwartet werden.
Wir befinden uns nicht vor einem zeitgenössichen Hünengrab oder einer Land-Art-Skulptur, sondern vor der außergewöhnlichen Kelter- und Lagerstätte eines der begehrtesten Weine Kaliforniens, nämlich vor der im Vorjahr fertiggestellten „Dominus Winery“.
Wie einige andere internationale Spitzenwinzer auch entpuppten sich die Dominus-Chefs Christian Moueix und Cherise Chen-Moueix als potente Bauherren, die ihren Weinen nun auch über Design und Architektur das entsprechende Image verpassen. Es muß eben nicht immer die altmodische Traditionsvariante sein: Der Spanier Ricardo Bofill baute für Lafite-Rothschild einen überaus inszenierten Weintempel in Pauillac. Der Italiener Alberto Cecchetto errichtete eine kleine High-Tech-Weinstadt für die italienische Weingenossenschaft Mezza-Corona. Der Spanier José Rafael Moneo plant gerade für die Bodega Chivite in Navarra eine neue Kellerei, und auch Guggenheim-Bilbao-Erbauer Frank O. Gehry, Kanadier mit Büro in Kalifornien, sitzt für die Weinmacher von Herederos de Marqués Riscal gerade am Zeichentisch.
Die französischen Chateaux mit ihren Türmchen und Erkern, als altertümliche Federzeichnungen gerne Markenzeichen auf den Etiketten der edlen Roten aus Bordeaux, bekommen Konkurrenz durch prominente neue Weinarchitekturen wie die Dominus-Steinbox in Kalifornien.
Tief im kühlen Inneren dieses außergewöhnlichen Wein-Schreins ruht und reift das begehrte und selbstverständlich nicht preisschwache Tröpferl in französischen Eichenfässern, und auch die Besitzer des Weingutes selbst stammen aus der guten Alten Welt: Christian Moueix ist Sproß einer der traditionsreichsten französischen Weindynastien. Er hat zwischen den Rebstöcken rund um Chateau Pétrus in Bordeaux laufen gelernt, und dort wächst - schon seit mehreren Jahrhunderten natürlich - einer der legendärsten und teuersten Rotweine der Welt. Ein Flascherl Pétrus kommt auf durchschnittlich 8000 Schilling - allerdings nur für Stammkunden, und andere gibt's praktisch nicht.
Während sich das gute, alte französische Stamm-Chateau in Bordeaux äußerlich hinter der netten, ländlichen Unscheinbarkeit eines altmodischen Provinz-Winzerbetriebs verbirgt, hat der jugendliche Ableger in Kalifornien mit seinem markanten, im krassen Gegensatz zu den benachbarten Neubarock-Weingütern stehenden Architekturprofil binnen kürzester Zeit die Corporate Identity des Betriebs geprägt.
Das Haus verströmt den kühlen, angenehmen Duft der großen, überlegten und hochintelligenten Spitzenarchitektur. Die ist nicht aufdringlich, aber auffällig. Sie gibt sich nicht protzig, aber eindrucksvoll. Sie überrascht und entzückt all jene mit Atmosphären und Details, die sich unvoreingenommen darauf einlassen wollen.
„Wer sind diese Alchemisten, die hier Stein in Spitze verwandelt haben?“ lobhudelte die New York Times anläßlich der Dominus-Eröffnung und bedankte sich schriftlich bei den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron dafür, „high-style European architecture“ nun endlich auch in das Napa Valley exportiert zu haben, wo die Weinbauherren bislang eher dem europäisierenden Pseudoschlößchenstil nachhingen.
Die Steinarchitektur der Baseler Baukünstler macht dabei nicht nur optisch was her. Daß das Konzept der betriebsinternen Logistik entspricht, ist für gute Architektur ohnehin selbstverständlich, daß die großen Stein-Puffermassen das Gebäudeinnere während flirrend heißer Tage und sehr kühler Nächte temperieren, ist ein zusätzliches Zuckerl. Die Architektur macht Dominus nicht nur zur markantesten Winery in ganz Kalifornien, sondern auch zur einzigen, die ohne Klimaanlage auskommt. Und für kräftige PR weit über Branchengrenzen hinaus hat der Bau ohnehin gesorgt. Die Pläne der Kollegen für die Konkurrenz dürfen mit Spannung erwartet werden.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Christian Moueix
Cherise Chen-Moueix
Fotografie