Bauwerk
Dokumentationszentrum Topographie des Terrors
Heinle, Wischer und Partner, Ursula Wilms - Berlin (D) - 2010
Die schlichte Lösung
Entwurf der Architektin Ursula Wilms für Topographie des Terrors in Berlin
28. Januar 2006 - Claudia Schwartz
Die Berliner Dépendance des Stuttgarter Architektenbüros Heinle, Wischer und Partner hat, wie bereits kurz gemeldet, mit dem Entwurf der verantwortlichen Architektin Ursula Wilms den ersten Preis im Wettbewerb um den Neubau des Berliner Dokumentationszentrums Topographie des Terrors für sich entschieden. Die Jury begründete ihr Votum damit, dass der Baukörper des siegreichen Projektes die Grundrissform des benachbarten Martin-Gropius-Baus aufnehme und «trotz einiger Mängel im Detail» einen angemessenen Beitrag darstelle.
Noch ist der Entwurf nur in rudimentären Skizzen einsehbar. Eine endgültige Beurteilung wird im März möglich sein, wenn in einer Ausstellung im Berliner Gropius-Bau die Wettbewerbsentwürfe präsentiert werden. Bereits jetzt lässt sich aber sagen, dass es sich bei der pavillonartigen Architektur um eine auf Funktionalität angelegte Lösung handelt. Die betont zurückhaltende Gestalt erscheint eher wie die solide Reaktion auf ein jahrelanges Berliner Baudebakel, als dass sie jenes architektonische Zeichen im Namen der Erinnerung setzen dürfte, das in der deutschen Hauptstadt neben Libeskinds Jüdischem Museum und Eisenmans Holocaust-Mahnmal nach der Wende geplant war.
Die jahrelangen Querelen um die Architektur des Schweizers Peter Zumthor hatten von der eigentlichen historischen Bedeutung des Ortes abgelenkt. So ist es mittlerweile schon als Erfolg zu werten, wenn auf dem Gelände, auf dem sich während des Nationalsozialismus zentrale Einrichtungen von SS und Gestapo befanden, nun überhaupt noch ein gemeinsam von Bund und Berlin getragenes Dokumentationszentrum entsteht. Der erste Spatenstich für den auf 20 Millionen Euro geschätzten Bau (15 Millionen hatte bereits Zumthors Projekt verschlungen) soll 2007, die Eröffnung 2009 erfolgen. Wo Zumthors Entwurf 1993 als Vorzeige-Architektur des «neuen Berlin» gefeiert worden war, ist die Stimmung nun verhaltener: Das Projekt mit seiner schlichten Kubatur und seiner vorgehängten Metallgeflecht-Fassade strebt laut Konzept weder «Eigendarstellung» noch «Interpretationsversuch des geschichtlichen Ortes» an.
Aufregende Baukunst hat die deutsche «Architekturhauptstadt» in dem später einmal eine Etage aus dem Boden ragenden Gebäude sicherlich nicht gewonnen, wenngleich nach der Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses alle Beteiligten Sonntagsstimmung zu verbreiten bemüht waren. Der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, lobte den «schönen Entwurf», der Kulturstaatsminister Neumann begrüsste die Entscheidung an und für sich, und Berlins Kultursenator Flierl dankte öffentlich der Jury, die - man höre und staune - «anders als beim letzten Wettbewerb» bei der Auswahl grössten Wert darauf gelegt habe, «dass die Nutzeranforderungen erfüllt werden». Jetzt kann es nur noch schiefgehen.
Noch ist der Entwurf nur in rudimentären Skizzen einsehbar. Eine endgültige Beurteilung wird im März möglich sein, wenn in einer Ausstellung im Berliner Gropius-Bau die Wettbewerbsentwürfe präsentiert werden. Bereits jetzt lässt sich aber sagen, dass es sich bei der pavillonartigen Architektur um eine auf Funktionalität angelegte Lösung handelt. Die betont zurückhaltende Gestalt erscheint eher wie die solide Reaktion auf ein jahrelanges Berliner Baudebakel, als dass sie jenes architektonische Zeichen im Namen der Erinnerung setzen dürfte, das in der deutschen Hauptstadt neben Libeskinds Jüdischem Museum und Eisenmans Holocaust-Mahnmal nach der Wende geplant war.
Die jahrelangen Querelen um die Architektur des Schweizers Peter Zumthor hatten von der eigentlichen historischen Bedeutung des Ortes abgelenkt. So ist es mittlerweile schon als Erfolg zu werten, wenn auf dem Gelände, auf dem sich während des Nationalsozialismus zentrale Einrichtungen von SS und Gestapo befanden, nun überhaupt noch ein gemeinsam von Bund und Berlin getragenes Dokumentationszentrum entsteht. Der erste Spatenstich für den auf 20 Millionen Euro geschätzten Bau (15 Millionen hatte bereits Zumthors Projekt verschlungen) soll 2007, die Eröffnung 2009 erfolgen. Wo Zumthors Entwurf 1993 als Vorzeige-Architektur des «neuen Berlin» gefeiert worden war, ist die Stimmung nun verhaltener: Das Projekt mit seiner schlichten Kubatur und seiner vorgehängten Metallgeflecht-Fassade strebt laut Konzept weder «Eigendarstellung» noch «Interpretationsversuch des geschichtlichen Ortes» an.
Aufregende Baukunst hat die deutsche «Architekturhauptstadt» in dem später einmal eine Etage aus dem Boden ragenden Gebäude sicherlich nicht gewonnen, wenngleich nach der Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses alle Beteiligten Sonntagsstimmung zu verbreiten bemüht waren. Der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, lobte den «schönen Entwurf», der Kulturstaatsminister Neumann begrüsste die Entscheidung an und für sich, und Berlins Kultursenator Flierl dankte öffentlich der Jury, die - man höre und staune - «anders als beim letzten Wettbewerb» bei der Auswahl grössten Wert darauf gelegt habe, «dass die Nutzeranforderungen erfüllt werden». Jetzt kann es nur noch schiefgehen.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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