Bauwerk

Haus in Gallneukirchen
Schneider Lengauer Pühringer - Gallneukirchen (A) - 2003

Weißer Elternsockel, aufgetoppt

Lang genügte das moderate Haus der 70er drei Generationen, doch je älter die Kinder, desto enger das Heim. Sein flaches Satteldach taugte nicht zum Ausbau, nun krönt eine edle Reinzinkbox der Architekten Schneider&Lengauer den weißen Elternsockel. Achtsam umhaust sie die Südterrasse vor zwei Zimmern mit Ausblick, die den Töchtern Autonomie schenken.

28. Januar 2006 - Isabella Marboe
Etwa zehn Autominuten von Linz, bietet Gallneukirchen Menschen, die im Grünen leben wollen, eine kostengünstige, ländliche Alternative. Zwei Straßenkurven unterm Wald besitzen die Bauherren hier ein sattelbedachtes, niedriges Haus aus den 70er Jahren. Im Schutz der hochgewachsenen, dichten Thujenhecke an der Straße, die sich im Osten abwärts schlängelt, ergießt sich ein sorgsam gepflegtes, lauschiges Steilgartenidyll südabwärts.

Hinterm Verandaglas des Kellers, der sich dank Hangneigung ebenerdig zum Garten öffnet, leben die Großeltern, im Erdgeschoss mit Südbalkon wohnte die Familie auf moderatem Grundriss. An der Straße hinterm Garagenhäuschen lag der Eingang vor der verwinkelten Diele mit Treppe aufs Dach, ost- und westseitig je ein kleines Zimmer, am gartenseitigen Südbalkon die Raumflucht Kochen, Essen und Wohnen mit Kamin, im Nordwesteck Toilette und Bad. Je älter die zwei Töchter, desto enger wurde das traute Heim. Sie wollten weiter bei den Eltern wohnen, brauchten aber dringend mehr Raum, den das alte, flachgeneigte, langgestreckte Satteldach nicht bieten konnte. Es kam weg, stattdessen setzten die Architekten Schneider & Lengauer eine statisch ausgeklügelte, von einer eleganten Reinzinkfassade umhauste Wohnbox aufs elterliche Erdgeschoss, das weiß thermoverputzt mit komfortablen Schwingflügelfenstern zum reduzierten Sockel wird. Dezent überragt der Kubus die sattelbedachte Garage, die sich am Nordosteck ausbuchtet. Innen mit hellen, weichen Lärchenholzdreischichtplatten verkleidet, umhüllt die achtsam vorgezogene, dunkelgrau schillernde Wohnbox dreiseitig die Terrasse überm Garten vor den südseitig verglasten Räumen. Vor Wind, Wetter und zu viel Sonne geschützt, lässt sich hier oben an der zarten, semitransparenten Maschendrahtbrüstung der Weitblick über die Felder bis zum Pfennigberg genießen. Ohne die frühere Firsthöhe bauordnungswidrig zu überschreiten, schenkt der Aufbau den Töchtern eine ganze, neue Ebene für sich.

Um hier einen schönen, durchgehenden west- und ostseitig raumhoch belichteten Flur mit integrierten Kastenwänden schaffen und die Lasten der Box abtragen zu können, mussten einige Zwischenwände in der Diele darunter entfernt oder versetzt werden. Das Haus bekam eine neue Stiege am rot verkleideten Windfang mit Fenster, der als erster Puffer allen Zutritt gewährt und niemandes private Wohnsphäre beschneidet. Durch eine Glastür fällt Licht ins einstige Winkelwerk, wo nun von der Garderobe durch die Glasbrüstung der hellen, großzügigen Stiege hinauf oder hinunter spähen kann. Die IPE-Träger-Unterkonstruktion der hinterlüfteten Holz- Riegel-Wohnbox wurden teils auf bestehende Wände geschweißt, um am alten Dachboden eine durchgehend horizontale Ebene zu schaffen. Isolitbeton sorgt dafür, dass kein Schall durchdringt. Oben scheinen Garten und Mühlviertler Hügel durch die flächendeckende Südpanoramaglasfront in die töchterlichen Wohnrefugien zu kippen, gemeinsam teilen sie sich die lauschig umhauste Terrasse als schattig aussichtsreichen Privatfreiraum zum Quatschen und Rauchen. Eichenparkett und die reduzierte Kastenwand aus weiß lackierten MDFPlatten schaffen den großen Zimmern raumschonend Staufläche und eine helle Atmosphäre am beidseitig befensterten Flur, wo sich bei mehr Autonomiebedarf noch eine Mini-Küche ausginge. Auch das Bad am Nordwesteck bietet Licht, Frischluft und Ausblick: Spiegel lassen den vornehm mit schwarz geschliffenem Terrazzo verkleideten Raum heller wirken, durch die hohe Glastür am französischen Geländer im Norden blickt man in Nachbars Kirschbaum.

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Akteure

Architektur

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Philipp Egger

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