Bauwerk
Ilot13
Atelier 89, Morten Gisselbaek - Genf (CH) - 2002
Die Collage
Direkt nördlich der Gleise des Genfer Bahnhofs Cornavin liegt der «Ilot 13» des Quartiers Les Grottes. Nichts an den vom Bahnhof sichtbaren Fassaden verrät, dass der Block ein kleines städtebauliches Meisterwerk darstellt und in seinem verwinkelten Inneren hervorragende Wohnqualitäten bietet.
2. Februar 2006 - Martin Albers
Tritt man von der Rue des Gares in den Hof des Ilot13, entdeckt man zwischen alten, ganz alten und neuen Häusern eine grüne, lebhaft genutzte Oase, eine zunächst labyrinthisch anmutende Abfolge verschiedenartiger Aussenräume, mal grün, mal gepflastert, hier offen, dort überdacht. Die Neubauten in diesem Ge-webe fallen durch überdurchschnittliche Qualität auf. Auf der Strassenseite öffnet sich der Block mit mehreren Läden und Restaurants der Öffentlichkeit. Hier hat ein einst abgeschriebenes Stück Stadt wieder in den Stadtorganismus zurückgefunden.
Das Quartier Les Grottes entstand im 19. Jahrhundert mit dem Bau der Eisenbahn auf einer älteren, dörflich-vorstädtischen Struktur. Seit den 1970er-Jahren wurde Les Grottes von einem Stadterneuerungsprozess erfasst, der den Block 13, am Rand des Quartiers zwischen den Bahngleisen und dem Parc des Cropettes gelegen, jedoch zunächst unberührt liess. Von den einen als Schandfleck im Herzen der Stadt betrachtet, den es zu bereinigen galt, war der Ilot13 für andere ein Stück Heimat geworden, das sie schützen und entwickeln wollten. Dazu gehörte eine Gruppe von Bewohnern, die sich zunächst als Hausbesetzer, dann als legalisierte Zwischennutzer in zwei Gebäuden von historischer Bedeutung eingerichtet hatten: einer alten Poststation und einem einst prächtigen Wohn- und Geschäftshaus der Bahngesellschaft Genf–Lyon.
Das Erneuerungsprogramm der Stadtverwaltung sah einen rundum geschlossenen Block mit viel kommer-zieller Nutzung und einem ausgeräumten Innenhof vor, zu dessen Verwirklichung auch die beiden historischen Bauten abgebrochen werden sollten. Der inzwischen gegründete Bewohnerverein vertrat dagegen das Leitbild des offenen Blocks mit kleinteilig durchmischter Nutzung und gegliedertem Innenhof.
In dieser Situation meldete die Stadt den Block als Aufgabe für den internationalen Wettbewerb Europan91 an. Zwar hielt das Programm am Prinzip des geschlossenen Blocks fest, doch verschickte der Bewohnerverein im Einvernehmen mit Europan ein Zweitprogramm an die Teilnehmer, das den Erhalt der historischen Bauten empfahl. Die Entwürfe aller Preisträger basierten schliesslich auf dem Zweitprogramm, so auch das Siegerprojekt des Genfer Büros Atelier89. Es schälte mit viel räumlichem Einfühlungsvermögen das Beste aus der Lage zwischen Park und Bahnhof heraus und schuf in einer collageartigen Konzeption ein differenziertes Raumangebot für verschiedenste Nutzungen.
Die Intervention nutzte die Heterogenität der Bebauung zur Schaffung von Räumen mit unverwechselbarer Identität. Auf der Seite zum Park durchstösst ein langer, flacher Neubau aus Holz den Hofrand und schafft so eine Blicköffnung aus dem Hofinneren zum Park. Zugleich entsteht ein Eingangsplatz zu einer
halböffentlichen Passage durch den Hof. Die zurückversetzte Lage der Poststation erhält in diesem Kontext neuen Sinn. Rechts und links der Passage liegen ruhige, geschützte Wohnhöfe zu gemeinschaftlicher Nutzung der Anwohner. Über offene Treppenhäuser und breite Laubengänge zieht sich das abgestufte System der Aussenräume bis vor die Wohnungstüren der Neubauten.
Auf Basis dieses Konzepts konnte ein Konsens aller Beteiligten gefunden werden. Neben den Neubauten des Atelier89 renovierten der Bewohnerverein die Poststation und eine aus dem Verein hervorgegangene Genossenschaft das alte Geschäftshaus der Bahn – in Eigenregie unter Leitung des Architekten Morten Gisselbaek. Der Block gewann an positiver Ausstrahlung und wurde attraktiv für weitere engagierte Bauherrschaften: Grosse Wohnbauten zweier neu gegründeter Genossenschaften schlossen den Block im Norden und brachten dem Bewohnerverein neue Mitglieder. Der Verein betreibt heute die Poststation als Quartierhaus mit Bistro und Kulturprogramm.
Das Quartier Les Grottes entstand im 19. Jahrhundert mit dem Bau der Eisenbahn auf einer älteren, dörflich-vorstädtischen Struktur. Seit den 1970er-Jahren wurde Les Grottes von einem Stadterneuerungsprozess erfasst, der den Block 13, am Rand des Quartiers zwischen den Bahngleisen und dem Parc des Cropettes gelegen, jedoch zunächst unberührt liess. Von den einen als Schandfleck im Herzen der Stadt betrachtet, den es zu bereinigen galt, war der Ilot13 für andere ein Stück Heimat geworden, das sie schützen und entwickeln wollten. Dazu gehörte eine Gruppe von Bewohnern, die sich zunächst als Hausbesetzer, dann als legalisierte Zwischennutzer in zwei Gebäuden von historischer Bedeutung eingerichtet hatten: einer alten Poststation und einem einst prächtigen Wohn- und Geschäftshaus der Bahngesellschaft Genf–Lyon.
Das Erneuerungsprogramm der Stadtverwaltung sah einen rundum geschlossenen Block mit viel kommer-zieller Nutzung und einem ausgeräumten Innenhof vor, zu dessen Verwirklichung auch die beiden historischen Bauten abgebrochen werden sollten. Der inzwischen gegründete Bewohnerverein vertrat dagegen das Leitbild des offenen Blocks mit kleinteilig durchmischter Nutzung und gegliedertem Innenhof.
In dieser Situation meldete die Stadt den Block als Aufgabe für den internationalen Wettbewerb Europan91 an. Zwar hielt das Programm am Prinzip des geschlossenen Blocks fest, doch verschickte der Bewohnerverein im Einvernehmen mit Europan ein Zweitprogramm an die Teilnehmer, das den Erhalt der historischen Bauten empfahl. Die Entwürfe aller Preisträger basierten schliesslich auf dem Zweitprogramm, so auch das Siegerprojekt des Genfer Büros Atelier89. Es schälte mit viel räumlichem Einfühlungsvermögen das Beste aus der Lage zwischen Park und Bahnhof heraus und schuf in einer collageartigen Konzeption ein differenziertes Raumangebot für verschiedenste Nutzungen.
Die Intervention nutzte die Heterogenität der Bebauung zur Schaffung von Räumen mit unverwechselbarer Identität. Auf der Seite zum Park durchstösst ein langer, flacher Neubau aus Holz den Hofrand und schafft so eine Blicköffnung aus dem Hofinneren zum Park. Zugleich entsteht ein Eingangsplatz zu einer
halböffentlichen Passage durch den Hof. Die zurückversetzte Lage der Poststation erhält in diesem Kontext neuen Sinn. Rechts und links der Passage liegen ruhige, geschützte Wohnhöfe zu gemeinschaftlicher Nutzung der Anwohner. Über offene Treppenhäuser und breite Laubengänge zieht sich das abgestufte System der Aussenräume bis vor die Wohnungstüren der Neubauten.
Auf Basis dieses Konzepts konnte ein Konsens aller Beteiligten gefunden werden. Neben den Neubauten des Atelier89 renovierten der Bewohnerverein die Poststation und eine aus dem Verein hervorgegangene Genossenschaft das alte Geschäftshaus der Bahn – in Eigenregie unter Leitung des Architekten Morten Gisselbaek. Der Block gewann an positiver Ausstrahlung und wurde attraktiv für weitere engagierte Bauherrschaften: Grosse Wohnbauten zweier neu gegründeter Genossenschaften schlossen den Block im Norden und brachten dem Bewohnerverein neue Mitglieder. Der Verein betreibt heute die Poststation als Quartierhaus mit Bistro und Kulturprogramm.
Für den Beitrag verantwortlich: TEC21
Ansprechpartner:in für diese Seite: Judit Solt