Bauwerk
Wohnüberbauung ehem. Küppersbuschgelände
Szyszkowitz · Kowalski - Gelsenkirchen (D) - 1997
Große Geste mit grüner Linse
Sanierung alter Umweltsünden mit architektonischem Zusatzprofit: Auf einer Industriebrache im deutschen Ruhrgebiet haben die Grazer Architekten Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski eine beispielhafte Wohnanlage errichtet.
3. Oktober 1997 - Liesbeth Waechter-Böhm
Mit dem Ruhrgebiet werden gemeinhin rauchende Schlote, schlechte Umweltqualität und große Dichte assoziiert. Daß das in dieser Form nicht stimmt, nimmt man erst wahr, wenn man sich diese Region etwas genauer ansieht. Ein Großteil der Kohlezechen, denen das Ruhrgebiet sein schwärzliches Image verdankt, mußte seit Anfang der achtziger Jahre ohnehin geschlossen werden; und die Fabrikschlote, die rauchen auch längst nicht mehr so, und wenn, dann außerhalb der dicht verbauten Wohngebiete.
Überhaupt bedarf die Vorstellung, daß es hier so besonders dicht zugeht, einer Korrektur: Dicht ist es schon, aber es ist eine durchgrünte Dichte, es ist mehr eine Art städtebaulicher Einheitsbrei, der eigentlich ohne tradierte, wirklich dicht verbaute städtische Zentren auskommt.
Der inhaltliche Schwerpunkt des 1989 begonnenen Umbauprogramms, das unter dem Namen Internationale Bauausstellung (IBA) Emscherpark das Ruhrgebiet durch eine strukturelle Reparatur in eine Art Landschaftspark verwandeln soll, der hat unter diesen Vorzeichen jedenfalls seine Berechtigung. Und er hat dazu geführt, daß neue Grünzüge angelegt oder bestehende komplettiert wurden und eine Vielzahl anderer ökologischer Maßnahmen heute schon Realität ist. Man hat sich aber auch auf den Wert vorhandener Industrieobjekte besonnen, man hat sie nach denkmalschützerischen Kriterien saniert und - nach den Möglichkeiten des jeweiligen Standortes - sogar neue Nutzungen dafür entwickelt. Und es wurde neu gebaut.
Eines dieser Neubauvorhaben haben die Grazer Architekten Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski realisiert. Es handelt sich um eine Wohnanlage am Rand von Gelsenkirchen, die ein Haus mit Altenwohnungen und einen integrativen Kindergarten einschließt und mehr als 200 Wohnungen umfaßt. Das Besondere im Rahmen der Flächensanierung durch die IBA Emscherpark ist dabei: Die Wohnanlage wurde auf dem Gelände einer Industriebrache errichtet, wo früher einmal ein Betrieb der Firma Küppersbusch stand. Diese Fabrik war schon 15 Jahre davor abgesiedelt worden, trotzdem hatte sich für das sieben Hektar große Areal nie eine neue Nutzung gefunden.
Aus gutem Grund: Denn unter der Erdoberfläche lag hier eine dicke Schicht Bauschutt verborgen, die erst einmal entsorgt werden mußte. Aber genau diese Art von „Reparatur“ gehört ja zum Maßnahmengeflecht, das bis 1999 im Rahmen der IBA Emscherpark einem Areal von beachtlichen 300 Quadratkilometern zugute gekommen sein wird.
Im konkreten Fall heißt das: Bevor überhaupt gebaut werden konnte, mußte erst einmal das gesamte Erdreich auf dem Gelände ausgetauscht werden. Bis zu sieben Meter tief wurde abgegraben und mit guter Erde wieder aufgefüllt. Das belastete Material hat man dabei - durch dicke Folien gesichert, entsprechend abgedeckt und begrünt - zu einer Hügellandschaft aufgeschichtet, die sich nun entlang einer alten Gleisanlage hinzieht. Beim Lokalaugenschein stellt sich das als sehr sinnvolle Maßnahme heraus, denn jenseits der Gleisanlagen ist ein riesige Mülldeponie, und die wäre für die Wohnanlage ohnehin kein sehr reizvoller Anblick.
Das Projekt von Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski greift die inhaltlichen Vorgaben der Situation auf, es thematisiert sie auf ganz besondere Weise. Städtebaulich haben die Grazer Architekten ihre Wohnanlage in vertretbarer und sinnvoller Dichte auf das langgestreckte Grundstück komponiert. Zur Bahn hin schotten, wie gesagt, die künstlich angelegten Hügel die Wohnanlage ab. An der Seite Richtung Stadt formieren sich die Wohnhäuser um drei kleinere, aber urbane Plätze, von denen der mittlere eine Geschäftszone einschließt. Hierher ist übrigens auch das Haus mit den Seniorenwohnungen orientiert. Und der Kindergarten liegt ganz am Ende, an einer Schmalseite des Terrains, nahezu unsichtbar eingegraben in die aufgeschichteten Hügel, mit einem großen Freibereich dahinter.
Wichtig ist das Zentrum der Anlage: Es ist ein linsenförmiger Freibereich, umgeben von einer Promenade und einer Arkade, auf die man sich zunächst keinen Reim zu machen vermag. Auch die etwas abgesenkte grüne Linse mit den merkwürdigen „Schikanen“, die sie zerschneiden, ist nicht gleich lesbar. Szyszkowitz und Kowalski haben hier, unter den besonderen Umständen des Ortes, das Wasser und seine ökologische Bedeutsamkeit thematisiert. Alles Regenwasser wird von den Dächern der Häuser - und zwar nach dem Prinzip der Verlangsamung - in diese Mitte geleitet und teilweise über Regenrinnen in vier Meter Höhe zur zentralen Linse geführt und zum Versickern gebracht. Dieses Konzept ist so angelegt und berechnet, daß auch in Zeiten großer Regenfälle, wie das im vergangenen Juli der Fall war, kaum mehr als zwei, drei „Becken“ in der Linse unter Wasser stehen. In der gegebenen Situation wird den Bewohnern damit sehr anschaulich und tagtäglich vor Augen geführt, was sozusagen „Gold“ wert ist - reines Wasser.
Grundsätzlich vermittelt die Wohnanlage den Eindruck großer Geschlossenheit. Sie ist - und das unterscheidet sie von der Wiener Praxis der Portionierung in viel zu kleine architektonische Scheibchen - aus einem Guß. Das ist bemerkenswert, weil es sich um eine eigentlich sehr detailreiche Architektur handelt, die ihr raffiniertes Spiel mit der Plastizität der Baukörper treibt, voller dynamischer Vor- und Rücksprünge und der reizvollen Abfolge durchsichtiger, durchscheinender und geschlossener Flächen, mit der ausdrucksstarken Differenzierung von Fenstergrößen, auch mit der Staffelung von Gebäudehöhen.
Andererseits haben sich Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski sowohl bei der Farbgebung als auch bei den verwendeten Materialien eine ziemlich rigorose Selbstbeschränkung auferlegt, sodaß allein schon dadurch zwischen den vielen relativ kleinen Einzelteilen, aus denen eine solche Wohnanlage besteht, ein Zusammenhalt hergestellt wird.
Es gibt einen „gemeinsamen Atem“, der diese Häuser und ihre Bewohner spürbar miteinander verbindet. Und genau darauf kommt es an: Unter dem Strich steht so einfach mehr da als nur die Summe der errichteten Wohneinheiten.
Die Häuser haben durchwegs schlichte Putzfassaden, alle in einem grünstichigen Türkis, das nur an einer Schmalseite der Bebauung einen etwas kräftigeren Ton anschlägt. Einen zweiten Farbakzent setzen die gelben Türen. Balkonbrüstungen sind aus Lochblech, im Haus mit den Altenwohnungen aus Glas. Die Stiegenhäuser - teils mit Profilitfassade, teils durchsichtig verglast - wirken wie Schnitte durch die Baukörper. Und das reiche Freiraumangebot - von den Mietergärten zu ebener Erde über große Balkone und Loggien bis hin zu den Terrassen auf den begrünten Flachdächern - bringt Leben, bringt Bewegung in diese Architektur.
Formenvielfalt ist hier kein leeres Wort. Auch räumliche Vielfalt nicht. Das beginnt schon draußen, vor den Häusern. Da gibt es die drei harten urbanen Plätze und die große Geste der grünen Linse, es gibt schmale Erschließungswege, wo der Eindruck städtischer Dichte aufkommt, es gibt den fast intimen Spazierweg über die Hügel, der über breite Kaskadentreppen auch wieder zum Zentrum führt, und es gibt die weitläufige, öffentliche Promenade.
Diese Differenzierung des Angebotes setzt sich in den Häusern und bei den sehr unterschiedlichen Wohnungsgrundrissen weiter fort. Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski halten nämlich nicht viel davon, allen Leuten gleichartige beziehungsweise gleichwertige Wohnungen anzubieten.
Die Wohnanlage ist übrigens nur teilweise für den Verkehr gesperrt, und es gibt keine Tiefgarage. Die Autos werden entweder in „Taschen“ unter den Wohnhäusern abgestellt oder unter recht plastisch formulierten Flugdächern zwischen den Wohnbauten. Das mag auf Anhieb problematisch klingen. An Ort und Stelle merkt man aber, daß die Wohnqualität darunter nicht leidet.
Ein besonders gelungenes architektonisches Element haben Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski an einer Schmalseite der Anlage plaziert: den Kindergarten. Die räumliche Struktur dieses Baus erscheint ausgesprochen reizvoll. Er entwickelt sich unter sechs schalenförmigen Dachelementen, die ein wenig gegenläufig angeordnet sind und unterschiedliche Zonen definieren.
Eine sehr gut nutzbare, breite innere Erschließung fungiert als das Rückgrat des Baus, und da, wo sich die „Schalen“ des Daches überschneiden, ergeben sich jeweils ziemlich enge, hofartige Stellen, an denen die Architekten einzelne Bäume gepflanzt haben, fünf insgesamt. Den Kindern wird in diesem Haus allerhand geboten.
Sicher könnte man anmerken, daß im Rahmen einer Bauausstellung andere, besondere Regeln gelten, die mit dem Normalfall des täglichen Wohnbaus nicht zu vergleichen sind. Das trifft in Gelsenkirchen auf den Aufwand zur Sanierung des Areals bestimmt zu. Trotzdem muß man der IBA Emscherpark attestieren, daß sie eine beispielhafte Anstrengung darstellt, Umweltsünden der Vergangenheit auszumerzen. Solche Anstrengungen werden in Zukunft in vielen Industriezonen nötig sein. Daß - wie nebenbei - im Zuge dieser Anstrengung eine beispielhafte Wohnanlage entstanden ist, schlägt als architektonischer Zusatzprofit zu Buche.
Überhaupt bedarf die Vorstellung, daß es hier so besonders dicht zugeht, einer Korrektur: Dicht ist es schon, aber es ist eine durchgrünte Dichte, es ist mehr eine Art städtebaulicher Einheitsbrei, der eigentlich ohne tradierte, wirklich dicht verbaute städtische Zentren auskommt.
Der inhaltliche Schwerpunkt des 1989 begonnenen Umbauprogramms, das unter dem Namen Internationale Bauausstellung (IBA) Emscherpark das Ruhrgebiet durch eine strukturelle Reparatur in eine Art Landschaftspark verwandeln soll, der hat unter diesen Vorzeichen jedenfalls seine Berechtigung. Und er hat dazu geführt, daß neue Grünzüge angelegt oder bestehende komplettiert wurden und eine Vielzahl anderer ökologischer Maßnahmen heute schon Realität ist. Man hat sich aber auch auf den Wert vorhandener Industrieobjekte besonnen, man hat sie nach denkmalschützerischen Kriterien saniert und - nach den Möglichkeiten des jeweiligen Standortes - sogar neue Nutzungen dafür entwickelt. Und es wurde neu gebaut.
Eines dieser Neubauvorhaben haben die Grazer Architekten Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski realisiert. Es handelt sich um eine Wohnanlage am Rand von Gelsenkirchen, die ein Haus mit Altenwohnungen und einen integrativen Kindergarten einschließt und mehr als 200 Wohnungen umfaßt. Das Besondere im Rahmen der Flächensanierung durch die IBA Emscherpark ist dabei: Die Wohnanlage wurde auf dem Gelände einer Industriebrache errichtet, wo früher einmal ein Betrieb der Firma Küppersbusch stand. Diese Fabrik war schon 15 Jahre davor abgesiedelt worden, trotzdem hatte sich für das sieben Hektar große Areal nie eine neue Nutzung gefunden.
Aus gutem Grund: Denn unter der Erdoberfläche lag hier eine dicke Schicht Bauschutt verborgen, die erst einmal entsorgt werden mußte. Aber genau diese Art von „Reparatur“ gehört ja zum Maßnahmengeflecht, das bis 1999 im Rahmen der IBA Emscherpark einem Areal von beachtlichen 300 Quadratkilometern zugute gekommen sein wird.
Im konkreten Fall heißt das: Bevor überhaupt gebaut werden konnte, mußte erst einmal das gesamte Erdreich auf dem Gelände ausgetauscht werden. Bis zu sieben Meter tief wurde abgegraben und mit guter Erde wieder aufgefüllt. Das belastete Material hat man dabei - durch dicke Folien gesichert, entsprechend abgedeckt und begrünt - zu einer Hügellandschaft aufgeschichtet, die sich nun entlang einer alten Gleisanlage hinzieht. Beim Lokalaugenschein stellt sich das als sehr sinnvolle Maßnahme heraus, denn jenseits der Gleisanlagen ist ein riesige Mülldeponie, und die wäre für die Wohnanlage ohnehin kein sehr reizvoller Anblick.
Das Projekt von Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski greift die inhaltlichen Vorgaben der Situation auf, es thematisiert sie auf ganz besondere Weise. Städtebaulich haben die Grazer Architekten ihre Wohnanlage in vertretbarer und sinnvoller Dichte auf das langgestreckte Grundstück komponiert. Zur Bahn hin schotten, wie gesagt, die künstlich angelegten Hügel die Wohnanlage ab. An der Seite Richtung Stadt formieren sich die Wohnhäuser um drei kleinere, aber urbane Plätze, von denen der mittlere eine Geschäftszone einschließt. Hierher ist übrigens auch das Haus mit den Seniorenwohnungen orientiert. Und der Kindergarten liegt ganz am Ende, an einer Schmalseite des Terrains, nahezu unsichtbar eingegraben in die aufgeschichteten Hügel, mit einem großen Freibereich dahinter.
Wichtig ist das Zentrum der Anlage: Es ist ein linsenförmiger Freibereich, umgeben von einer Promenade und einer Arkade, auf die man sich zunächst keinen Reim zu machen vermag. Auch die etwas abgesenkte grüne Linse mit den merkwürdigen „Schikanen“, die sie zerschneiden, ist nicht gleich lesbar. Szyszkowitz und Kowalski haben hier, unter den besonderen Umständen des Ortes, das Wasser und seine ökologische Bedeutsamkeit thematisiert. Alles Regenwasser wird von den Dächern der Häuser - und zwar nach dem Prinzip der Verlangsamung - in diese Mitte geleitet und teilweise über Regenrinnen in vier Meter Höhe zur zentralen Linse geführt und zum Versickern gebracht. Dieses Konzept ist so angelegt und berechnet, daß auch in Zeiten großer Regenfälle, wie das im vergangenen Juli der Fall war, kaum mehr als zwei, drei „Becken“ in der Linse unter Wasser stehen. In der gegebenen Situation wird den Bewohnern damit sehr anschaulich und tagtäglich vor Augen geführt, was sozusagen „Gold“ wert ist - reines Wasser.
Grundsätzlich vermittelt die Wohnanlage den Eindruck großer Geschlossenheit. Sie ist - und das unterscheidet sie von der Wiener Praxis der Portionierung in viel zu kleine architektonische Scheibchen - aus einem Guß. Das ist bemerkenswert, weil es sich um eine eigentlich sehr detailreiche Architektur handelt, die ihr raffiniertes Spiel mit der Plastizität der Baukörper treibt, voller dynamischer Vor- und Rücksprünge und der reizvollen Abfolge durchsichtiger, durchscheinender und geschlossener Flächen, mit der ausdrucksstarken Differenzierung von Fenstergrößen, auch mit der Staffelung von Gebäudehöhen.
Andererseits haben sich Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski sowohl bei der Farbgebung als auch bei den verwendeten Materialien eine ziemlich rigorose Selbstbeschränkung auferlegt, sodaß allein schon dadurch zwischen den vielen relativ kleinen Einzelteilen, aus denen eine solche Wohnanlage besteht, ein Zusammenhalt hergestellt wird.
Es gibt einen „gemeinsamen Atem“, der diese Häuser und ihre Bewohner spürbar miteinander verbindet. Und genau darauf kommt es an: Unter dem Strich steht so einfach mehr da als nur die Summe der errichteten Wohneinheiten.
Die Häuser haben durchwegs schlichte Putzfassaden, alle in einem grünstichigen Türkis, das nur an einer Schmalseite der Bebauung einen etwas kräftigeren Ton anschlägt. Einen zweiten Farbakzent setzen die gelben Türen. Balkonbrüstungen sind aus Lochblech, im Haus mit den Altenwohnungen aus Glas. Die Stiegenhäuser - teils mit Profilitfassade, teils durchsichtig verglast - wirken wie Schnitte durch die Baukörper. Und das reiche Freiraumangebot - von den Mietergärten zu ebener Erde über große Balkone und Loggien bis hin zu den Terrassen auf den begrünten Flachdächern - bringt Leben, bringt Bewegung in diese Architektur.
Formenvielfalt ist hier kein leeres Wort. Auch räumliche Vielfalt nicht. Das beginnt schon draußen, vor den Häusern. Da gibt es die drei harten urbanen Plätze und die große Geste der grünen Linse, es gibt schmale Erschließungswege, wo der Eindruck städtischer Dichte aufkommt, es gibt den fast intimen Spazierweg über die Hügel, der über breite Kaskadentreppen auch wieder zum Zentrum führt, und es gibt die weitläufige, öffentliche Promenade.
Diese Differenzierung des Angebotes setzt sich in den Häusern und bei den sehr unterschiedlichen Wohnungsgrundrissen weiter fort. Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski halten nämlich nicht viel davon, allen Leuten gleichartige beziehungsweise gleichwertige Wohnungen anzubieten.
Die Wohnanlage ist übrigens nur teilweise für den Verkehr gesperrt, und es gibt keine Tiefgarage. Die Autos werden entweder in „Taschen“ unter den Wohnhäusern abgestellt oder unter recht plastisch formulierten Flugdächern zwischen den Wohnbauten. Das mag auf Anhieb problematisch klingen. An Ort und Stelle merkt man aber, daß die Wohnqualität darunter nicht leidet.
Ein besonders gelungenes architektonisches Element haben Michael Szyszkowitz und Karla Kowalski an einer Schmalseite der Anlage plaziert: den Kindergarten. Die räumliche Struktur dieses Baus erscheint ausgesprochen reizvoll. Er entwickelt sich unter sechs schalenförmigen Dachelementen, die ein wenig gegenläufig angeordnet sind und unterschiedliche Zonen definieren.
Eine sehr gut nutzbare, breite innere Erschließung fungiert als das Rückgrat des Baus, und da, wo sich die „Schalen“ des Daches überschneiden, ergeben sich jeweils ziemlich enge, hofartige Stellen, an denen die Architekten einzelne Bäume gepflanzt haben, fünf insgesamt. Den Kindern wird in diesem Haus allerhand geboten.
Sicher könnte man anmerken, daß im Rahmen einer Bauausstellung andere, besondere Regeln gelten, die mit dem Normalfall des täglichen Wohnbaus nicht zu vergleichen sind. Das trifft in Gelsenkirchen auf den Aufwand zur Sanierung des Areals bestimmt zu. Trotzdem muß man der IBA Emscherpark attestieren, daß sie eine beispielhafte Anstrengung darstellt, Umweltsünden der Vergangenheit auszumerzen. Solche Anstrengungen werden in Zukunft in vielen Industriezonen nötig sein. Daß - wie nebenbei - im Zuge dieser Anstrengung eine beispielhafte Wohnanlage entstanden ist, schlägt als architektonischer Zusatzprofit zu Buche.
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