Bauwerk

Stadt des Kindes
Anton Schweighofer - Wien (A) - 1974
Stadt des Kindes, Foto: Atelier Schweighofer
Stadt des Kindes, Foto: Atelier Schweighofer
Stadt des Kindes, Foto: Atelier Schweighofer
14. September 1997 - Az W
Die Anlage ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Einmal durch das sozialpädagogische Konzept der Aufnahme von Pflegekindern durch die Stadtgemeinde, die bis zur Erwerbsfähigkeit in der Betreuung der Stadtgemeinde bleiben. Zum anderen durch die dafür entwickelte architektonisch-städtebauliche Form. Es sollte als Alternative zu den „geschlossenen“ Jugendheimen (mit den programmierten psychischen Folgeschäden) eine offene Struktur angeboten werden. Die Kinder sollten sichtbar nicht als Randgruppe deklassiert, sondern als Bewohner eines Zentrums und einer kommunikativen Freizeiteinrichtung auch gesellschaftlich akzeptiert werden. So besteht die Anlage nicht nur aus fünf Vierfamilienhäusern mit je einer Zehnkinderfamilie (in zweigeschossigen Wohneinheiten mit autonomer Betreuung) und einem Jugendklub, sondern auch aus Schwimmbad, Theater, Turnsaal, einer Gaststätte und anderen Einrichtungen (Kleintierzoo etc.), die zugleich als öffentliche Anziehungspunkte gedacht waren.

Das komplexe Raumangebot ist um einen linearen Strassenraum organisiert, die Wohnhäuser wenden sich nach Südwesten einem großen Parkgrundstück zu. Innerhalb dieser dezidiert urbanen Typologie ist durch räumliche Ausbildung, durch Lichtführung, durch Versatz in mehrere Ebenen, durch Terrassen und Abtreppungen eine ausserordentliche Vielfalt an Nutzungsangeboten und an dreidimensionaler Erlebbarkeit erreicht worden. Die auf Transparenz und Kommunikation angelegte Architektur liefert der inhaltlichen Konzeption in Fortführung der humanen Ansprüche der klassischen Moderne die adäquate Hülle, die eben über eine rein funktionalistische Bedarfsdeckung weit hinausgeht. Gerade in dieser Kongruenz von baulicher und soziologischer Idee liegt Schweighofers auch an vielen anderen Bauaufgaben bewiesene, spezifische Stärke. (Text: Friedrich Achleitner)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at