Bauwerk

Wohnen mit Kindern
Ottokar Uhl - Wien (A) - 1984
Wohnen mit Kindern, Foto: Atelier Uhl
14. September 2003 - Az W
Das Maß an Raum und Entfaltungsmöglichkeit, das im durchschnittlichen Wohnungsbau heute den Kindern zugebilligt wird, ist ein signifikanter Gradmesser für die sozialen Hierarchien und Defizite einer Gesellschaft. Eine Gruppe von sechzehn Familien hat hier versucht, die üblichen Maßstäbe in diesem Bereich zu durchbrechen und eine dezidiert kinderfreundliche Wohnhausanlage zu verwirklichen. Das Grundstück wurde gemeinsam gekauft und die Planung mit Ottokar Uhl, dem Pionier des partizipatorischen Bauens in Österreich, als Mitbestimmungsmodell erarbeitet.
So wurden etwa zugunsten der Kinderzimmer die Wohnzimmer kleiner wie üblich bemessen. Die kleineren Kinder erhielten im 1. Stock der Hausgruppe einen Gemeinschaftsraum mit Waschraum und WC, die größeren im Erdgeschoss; der gemeinsame Garten ist ein Stück freier, „wilder“ Natur mit Hügeln, Bäumen, Gebüschen und möglichst wenig gestalterischen Festlegungen. Bei den Wohnungen selbst - konstruiert in Scheibenbauweise mit nichttragenden Fassaden - konnte die Anzahl und Form der Zimmer, die Art der Balkone und Fenster und auch die Raumhöhe in einem bestimmten Rahmen individuell gewählt werden. Auch auf die leichte Veränderbarkeit der Grundrisse bzw. der Raumnutzungen wurde geachtet. So entstand ein Gefüge von „Häusern“ - Geschoßwohnungen, Maisonetten und Split-level-Typus - mit einer starken Individualisierung des Wohnens, wie sie im Geschoßbau bisher kaum realisiert wurde.
Trotz großzügiger Gemeinschaftseinrichtungen wurden die Finanzierungsgrenzen der staatlichen Wohnbauförderung nicht überschritten. Das Resultat ist ein beachtlicher und grundsätzlicher, wenn auch ephemer gebliebener Beitrag zur Wohnbaudiskussion.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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