Bauwerk
Café - Bar - Restaurant Dennstedt
Ganahl Ifsits Architekten, Claudia König-Larch - Wien (A) - 1997
Sonne und Marmormond
Warum nur Kochhauben für Restaurants? Würden Maurerkellen für die Raumkultur vergeben - das von Werner Larch und Claudia König gestaltete „Dennstett“ in der Wiener Josefstadt hätte gute Chancen auf die Höchstbewertung.
1. August 1997 - Walter Chramosta
Im Kaffeehaus sitzen die Leute, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen", sinnierte Alfred Polgar seinerzeit über die unverzichtbare Wiener Institution. Er deckte damit deren ambivalente Existenz zwischen Denknische und Seelenbalkon, Geschäftsplatz und Kurzentrum auf.
Die kokette Konfrontation von Privatheit und Öffentlichkeit, die ein gutes Café oder Restaurant vorrangig ausmacht, ist tragendes Element einer Stadtkultur. Sie prägt die Stadt und die Menschen, sie beeinflußt kollektive Umgangsformen und individuelle Lebensweisen. Sie funktioniert zumindest auf zwei Ebenen: einerseits auf der räumlich-formalen, andererseits auf der sprachlich-kommunikativen. Ein gastliches Lokal ist die Verlängerung des Wohnzimmers und die Verkürzung des Straßenlebens, es ermöglicht besondere Verfeinerungen der verbalen und nonverbalen Kommunikation.
Die „Gesellschaft“, die man braucht, um effektiv allein, spezifisch und individuell sein zu können, ist nicht zuletzt die eines bestimmten Raumes, eines Ambientes, das Prämissen der Begegnung vorgibt. Auf einer Bühne agiert der Mensch im Vordergrund, aber das Ganze des Theaters bestimmt die Wirkung einer Aufführung, lockt oder hemmt den Besucher. Art und Form des Lokals bedingen die soziologische Schichtung und das ökonomische Potential der Gästeschar.
Ein kluger Cafetier oder Wirt verläßt sich nicht auf die Qualität seiner Speisen und Getränke allein, sondern es gilt, auch in Fragen des Standorts, der Architektur, des Personals, des Service, der Preise besser als durchschnittlich zu entscheiden. Die Kunst des Gastronomen besteht wohl darin, ein Image zu komponieren und dieses dann dauerhaft zu bedienen.
Die Vielzahl ernsthafter gastronomischer Dienstleistungen in Wien erschwert die Übersicht. Wünscht sich der Gast freilich auch eine den Puls der Zeit tangierende Raumgestaltung, wird die Auswahl bedeutend schmäler. Leider finden gerade die höchstrangigen Kochdarbietungen vor beschämend teuren, von den Ansprüchen an Speisen und Getränke weit entfernten Kulissen statt. Nur wenige Unternehmer sehen die Notwendigkeit, ihre Präsentation mit gegenwärtiger Raumkultur aufzuwerten. Nur wenige Gastrokritiker sind fähig, gute Architektur von Camouflage zu unterscheiden, und bereit, darüber zu informieren. Die Vergabe von symbolischen Maurerkellen - neben den Kochhauben - läßt in der Gourmetpublizistik noch auf sich warten. Und die Architekturführer haben sich noch nicht auf die Beurteilung von Menüfolgen eingelassen.
Die Familie Dennstedt, Eigentümer und Betreiber des neuen Lokals, verfolgt dagegen von Anfang an eine Gesamtstrategie. Raum und Bewirtung sollen wie aus einem Guß wirken. Im „Dennstedt“ ist dabei eine beachtliche, wenn auch immer noch steigerungsfähige Stimmigkeit erreicht. Die Raumfühligen unter den Wiener Nacht- und Tagschwärmern verfügen somit über einen Stützpunkt in einem gastro-architektonisch bisher unauffälligen Teil der Josefstadt, der mit „gutbürgerlich“ umschrieben werden kann.
In Sichtweite ist die Nutzung der Erdgeschoßzonen bescheiden. Das angrenzende „Haus des Buches“ samt dem „Adolf- Schärf-Heim/Hotel“ ist eine für die sechziger Jahre typische, rigide Figur in Opposition gegen die alte Struktur. Die Ecke des Blocks wird ausgespart, an die benachbarten Bauten wird undifferenziert angeschlossen. Mit diesem Ensemble werden bereits errungene Qualitäten des Ortes weggegeben, ohne überzeugende beifügen zu können.
Das früher hier befindliche Stadttheater wäre ein besserer Nachbar für das „Dennstedt“ gewesen. Immerhin ist die Laudongasse eine geschlossen wirkende, bekannte Ausfallstraße zweiter Ordnung mit Straßenbahntrasse. Die Chance, sich hier langfristig durch Mundpropaganda als eine erste Adresse in Wien zu positionieren, ist hier eher gegeben, als durch Laufkundschaft rasch zum Mittelpunkt im Quartier zu werden.
Claudia König und Werner Larch, aus Vorarlberg stammend, in Wien ausgebildet und arbeitend, auch schon an mehreren realisierten Projekten erfahren, nutzen das Potential des Ecklokals trefflich. Um die fast widersprüchlichen Voraussetzungen für kulinarischen Genuß im Restaurant mit denen für den alltäglichen Umgang im Café und an der Bar zu vereinen, setzen sie auf einen großzügige Halle, die in fließend ineinander übergehende funktionale Zonen gegliedert ist. - Das Mietwohnhaus an der Ecke Laudon- und Daungasse, ein um 1905 errichteter, für diese Zeit technisch beeindruckender Stahlbetonbau mit vier Stöcken, bietet im Erdgeschoß einen stützenarmen Raum, dessen Qualitäten zuvor durch die massiven Ausfachungen im Skelett nicht erkennbar sind. Das vorher darin befindliche Rotlichtlokal war zuvor mehr auf hermetische Abschließung, denn auf Öffnung zur Straße bedacht.
Die tragende Struktur ist nun herausgeschält, um den größten Freiheitsgrad für die Möblierung und die Installationen zu gewinnen. Bei annähernd fünf Metern Raumhöhe ergibt sich durch die Freilegung ein lichtdurchfluteter Saal, in dessen rückwärtigem Teil ein Zwischengeschoß die Nebenräume und die Haustechnik aufnimmt.
Der Hauptraum ist zweischiffig und winkelförmig, von den großen Hubfenstern und dem durch sie eindringenden Straßenleben bestimmt. Der ursprünglich über Eck gelegte Eingang erfolgt nun im zweiten Wandfeld an der Laudongasse, sodaß das Innere dort betreten werden kann, wo die Zonierung eine Zäsur zwischen „livingroom“ und Restaurant nahelegt. - Von der Straße betrachtet, gibt sich das Lokal minimalistisch. Dunkle Metallprofile fassen die großflächige Hubverglasung, steht sie offen, verschränken sich privater und öffentlicher Raum. Nachts überstrahlt das interne Lichtklima den Gehsteig.
Aus dem Windfang austretend, fällt der Blick auf die in die Tiefe des Raumes leitende Bar; auch von dort zurückblickend ergibt sich durch die spitzen Winkel zwischen Theke und Mittelstützen beziehungsweise Außenwand eine beeindruckende Perspektive. Die mit 25 Metern erhebliche Längserstreckung des mit differenziert gewählten Tischen und Sesseln bestückten Café- und Restaurantbereiches verfehlt ihre Wirkung auch bei gutem Besuch nicht.
Der klaren Grundkonfiguration der möglichst neutral gehaltenen „Schachtel“ mit Ein- und Aussicht überlagern Larch/König zwei konzeptive Schichten: zum einen die materiale Einheit von Boden und Decke, zum anderen die Polarität von Innen- und Außenfassade, eigentlich von Kunst- und Naturlicht.
Das Bekenntnis zum vorgefundenen Raum, zu einer Gesamtfigur, die nach dem komplementären Prinzip von tragendem Skelett und nichttragender Füllung überzeugend und übersichtlich ausgelegt ist, wird verstärkt durch die Gleichheit der beiden horizontalen Raumabschlüsse.
Bestimmend sind die Parketten aus rötlichem Tropenholz auf dem Boden und an der Decke; sie verfestigen den kompakten Eindruck und gestatten, sich auf die anderen Oberflächen, auf die Fugen, Verschnitte, Zäsuren einzulassen. Der Plafond ist von Leuchten freigehalten - ein seltenes, puristisches Entwurfsergebnis bei einer abgehängten Decke - und ist somit ein Spiegelbild der Gehfläche.
Die Einheitlichkeit des warm anmutenden Holzes überspielt die Fülle der Nutzungen und die geometrischen Zwänge mit Selbstverständlichkeit, die bewußt nach Nutzungssituationen variierte Möblierung wächst zusammen. Es ist evident, daß die Entwerfer versuchen, wenige Grundideen konsequent und ostentativ umzusetzen und die unvermeidlichen Detailprobleme gestalterisch abzumagern. Konstitutiv für die innenräumliche Präsenz des „Dennstedt“ ist der Umgang mit Licht. Tag- und Nachtwirkungen werden klar unterschieden.
Verwirklicht sich in Behandlung von Boden und Decke Disziplin, Konsequenz, Ruhe, Statisches, so vermitteln uns der hinterleuchtete Steinvorhang und die Außenfensterfolge samt Raffstores Verspieltheit, Sinnlichkeit, Wechsel, Dynamisches.
Im tageszeitlichen Wechsel ändert das Licht seine Dominanz und der Raum seine Richtung: Tagsüber ist er von der durch die großen Verglasungen eindringenden Stadt bestimmt, abends vom luziden Vorhang aus italienischem, mit berückender Zeichnung die Aufmerksamkeit auf sich ziehendem Marmor.
Die in den scharfen Kontrasten des Sonnenlichts dargestellten, von dunklem Stahl gerahmten Wechselfälle der Straße und das feinadrige, mondmilchige Ornament des Steins stellen sich als bestimmende Hintergründe ein - gewissermaßen stahlgefaßte Sonne und Marmormond am Firmament der gehobenen Unterhaltung. Sie polen die räumliche Orientierung stetig und in allen Gradationen zwischen Tages- und Kunstlicht um, erwecken die ansonsten leblose Hülle.
Diese kleine Realie der Stadtkultur ist ein urbaner Prospekt, auf dem Stadt oder Architektur überraschend akzentuiert hervortreten können. Man kann einen solchen Raum nach einem Tageseindruck beurteilen. Diesen sollte man nicht vor dem Abend loben, denn er steigert sich erst dann zu seiner Hochform. Dann ist man - auch allein - in bester Gesellschaft.
Die kokette Konfrontation von Privatheit und Öffentlichkeit, die ein gutes Café oder Restaurant vorrangig ausmacht, ist tragendes Element einer Stadtkultur. Sie prägt die Stadt und die Menschen, sie beeinflußt kollektive Umgangsformen und individuelle Lebensweisen. Sie funktioniert zumindest auf zwei Ebenen: einerseits auf der räumlich-formalen, andererseits auf der sprachlich-kommunikativen. Ein gastliches Lokal ist die Verlängerung des Wohnzimmers und die Verkürzung des Straßenlebens, es ermöglicht besondere Verfeinerungen der verbalen und nonverbalen Kommunikation.
Die „Gesellschaft“, die man braucht, um effektiv allein, spezifisch und individuell sein zu können, ist nicht zuletzt die eines bestimmten Raumes, eines Ambientes, das Prämissen der Begegnung vorgibt. Auf einer Bühne agiert der Mensch im Vordergrund, aber das Ganze des Theaters bestimmt die Wirkung einer Aufführung, lockt oder hemmt den Besucher. Art und Form des Lokals bedingen die soziologische Schichtung und das ökonomische Potential der Gästeschar.
Ein kluger Cafetier oder Wirt verläßt sich nicht auf die Qualität seiner Speisen und Getränke allein, sondern es gilt, auch in Fragen des Standorts, der Architektur, des Personals, des Service, der Preise besser als durchschnittlich zu entscheiden. Die Kunst des Gastronomen besteht wohl darin, ein Image zu komponieren und dieses dann dauerhaft zu bedienen.
Die Vielzahl ernsthafter gastronomischer Dienstleistungen in Wien erschwert die Übersicht. Wünscht sich der Gast freilich auch eine den Puls der Zeit tangierende Raumgestaltung, wird die Auswahl bedeutend schmäler. Leider finden gerade die höchstrangigen Kochdarbietungen vor beschämend teuren, von den Ansprüchen an Speisen und Getränke weit entfernten Kulissen statt. Nur wenige Unternehmer sehen die Notwendigkeit, ihre Präsentation mit gegenwärtiger Raumkultur aufzuwerten. Nur wenige Gastrokritiker sind fähig, gute Architektur von Camouflage zu unterscheiden, und bereit, darüber zu informieren. Die Vergabe von symbolischen Maurerkellen - neben den Kochhauben - läßt in der Gourmetpublizistik noch auf sich warten. Und die Architekturführer haben sich noch nicht auf die Beurteilung von Menüfolgen eingelassen.
Die Familie Dennstedt, Eigentümer und Betreiber des neuen Lokals, verfolgt dagegen von Anfang an eine Gesamtstrategie. Raum und Bewirtung sollen wie aus einem Guß wirken. Im „Dennstedt“ ist dabei eine beachtliche, wenn auch immer noch steigerungsfähige Stimmigkeit erreicht. Die Raumfühligen unter den Wiener Nacht- und Tagschwärmern verfügen somit über einen Stützpunkt in einem gastro-architektonisch bisher unauffälligen Teil der Josefstadt, der mit „gutbürgerlich“ umschrieben werden kann.
In Sichtweite ist die Nutzung der Erdgeschoßzonen bescheiden. Das angrenzende „Haus des Buches“ samt dem „Adolf- Schärf-Heim/Hotel“ ist eine für die sechziger Jahre typische, rigide Figur in Opposition gegen die alte Struktur. Die Ecke des Blocks wird ausgespart, an die benachbarten Bauten wird undifferenziert angeschlossen. Mit diesem Ensemble werden bereits errungene Qualitäten des Ortes weggegeben, ohne überzeugende beifügen zu können.
Das früher hier befindliche Stadttheater wäre ein besserer Nachbar für das „Dennstedt“ gewesen. Immerhin ist die Laudongasse eine geschlossen wirkende, bekannte Ausfallstraße zweiter Ordnung mit Straßenbahntrasse. Die Chance, sich hier langfristig durch Mundpropaganda als eine erste Adresse in Wien zu positionieren, ist hier eher gegeben, als durch Laufkundschaft rasch zum Mittelpunkt im Quartier zu werden.
Claudia König und Werner Larch, aus Vorarlberg stammend, in Wien ausgebildet und arbeitend, auch schon an mehreren realisierten Projekten erfahren, nutzen das Potential des Ecklokals trefflich. Um die fast widersprüchlichen Voraussetzungen für kulinarischen Genuß im Restaurant mit denen für den alltäglichen Umgang im Café und an der Bar zu vereinen, setzen sie auf einen großzügige Halle, die in fließend ineinander übergehende funktionale Zonen gegliedert ist. - Das Mietwohnhaus an der Ecke Laudon- und Daungasse, ein um 1905 errichteter, für diese Zeit technisch beeindruckender Stahlbetonbau mit vier Stöcken, bietet im Erdgeschoß einen stützenarmen Raum, dessen Qualitäten zuvor durch die massiven Ausfachungen im Skelett nicht erkennbar sind. Das vorher darin befindliche Rotlichtlokal war zuvor mehr auf hermetische Abschließung, denn auf Öffnung zur Straße bedacht.
Die tragende Struktur ist nun herausgeschält, um den größten Freiheitsgrad für die Möblierung und die Installationen zu gewinnen. Bei annähernd fünf Metern Raumhöhe ergibt sich durch die Freilegung ein lichtdurchfluteter Saal, in dessen rückwärtigem Teil ein Zwischengeschoß die Nebenräume und die Haustechnik aufnimmt.
Der Hauptraum ist zweischiffig und winkelförmig, von den großen Hubfenstern und dem durch sie eindringenden Straßenleben bestimmt. Der ursprünglich über Eck gelegte Eingang erfolgt nun im zweiten Wandfeld an der Laudongasse, sodaß das Innere dort betreten werden kann, wo die Zonierung eine Zäsur zwischen „livingroom“ und Restaurant nahelegt. - Von der Straße betrachtet, gibt sich das Lokal minimalistisch. Dunkle Metallprofile fassen die großflächige Hubverglasung, steht sie offen, verschränken sich privater und öffentlicher Raum. Nachts überstrahlt das interne Lichtklima den Gehsteig.
Aus dem Windfang austretend, fällt der Blick auf die in die Tiefe des Raumes leitende Bar; auch von dort zurückblickend ergibt sich durch die spitzen Winkel zwischen Theke und Mittelstützen beziehungsweise Außenwand eine beeindruckende Perspektive. Die mit 25 Metern erhebliche Längserstreckung des mit differenziert gewählten Tischen und Sesseln bestückten Café- und Restaurantbereiches verfehlt ihre Wirkung auch bei gutem Besuch nicht.
Der klaren Grundkonfiguration der möglichst neutral gehaltenen „Schachtel“ mit Ein- und Aussicht überlagern Larch/König zwei konzeptive Schichten: zum einen die materiale Einheit von Boden und Decke, zum anderen die Polarität von Innen- und Außenfassade, eigentlich von Kunst- und Naturlicht.
Das Bekenntnis zum vorgefundenen Raum, zu einer Gesamtfigur, die nach dem komplementären Prinzip von tragendem Skelett und nichttragender Füllung überzeugend und übersichtlich ausgelegt ist, wird verstärkt durch die Gleichheit der beiden horizontalen Raumabschlüsse.
Bestimmend sind die Parketten aus rötlichem Tropenholz auf dem Boden und an der Decke; sie verfestigen den kompakten Eindruck und gestatten, sich auf die anderen Oberflächen, auf die Fugen, Verschnitte, Zäsuren einzulassen. Der Plafond ist von Leuchten freigehalten - ein seltenes, puristisches Entwurfsergebnis bei einer abgehängten Decke - und ist somit ein Spiegelbild der Gehfläche.
Die Einheitlichkeit des warm anmutenden Holzes überspielt die Fülle der Nutzungen und die geometrischen Zwänge mit Selbstverständlichkeit, die bewußt nach Nutzungssituationen variierte Möblierung wächst zusammen. Es ist evident, daß die Entwerfer versuchen, wenige Grundideen konsequent und ostentativ umzusetzen und die unvermeidlichen Detailprobleme gestalterisch abzumagern. Konstitutiv für die innenräumliche Präsenz des „Dennstedt“ ist der Umgang mit Licht. Tag- und Nachtwirkungen werden klar unterschieden.
Verwirklicht sich in Behandlung von Boden und Decke Disziplin, Konsequenz, Ruhe, Statisches, so vermitteln uns der hinterleuchtete Steinvorhang und die Außenfensterfolge samt Raffstores Verspieltheit, Sinnlichkeit, Wechsel, Dynamisches.
Im tageszeitlichen Wechsel ändert das Licht seine Dominanz und der Raum seine Richtung: Tagsüber ist er von der durch die großen Verglasungen eindringenden Stadt bestimmt, abends vom luziden Vorhang aus italienischem, mit berückender Zeichnung die Aufmerksamkeit auf sich ziehendem Marmor.
Die in den scharfen Kontrasten des Sonnenlichts dargestellten, von dunklem Stahl gerahmten Wechselfälle der Straße und das feinadrige, mondmilchige Ornament des Steins stellen sich als bestimmende Hintergründe ein - gewissermaßen stahlgefaßte Sonne und Marmormond am Firmament der gehobenen Unterhaltung. Sie polen die räumliche Orientierung stetig und in allen Gradationen zwischen Tages- und Kunstlicht um, erwecken die ansonsten leblose Hülle.
Diese kleine Realie der Stadtkultur ist ein urbaner Prospekt, auf dem Stadt oder Architektur überraschend akzentuiert hervortreten können. Man kann einen solchen Raum nach einem Tageseindruck beurteilen. Diesen sollte man nicht vor dem Abend loben, denn er steigert sich erst dann zu seiner Hochform. Dann ist man - auch allein - in bester Gesellschaft.
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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