Bauwerk

Gut Hornegg - Revitalisierung
Hans Gangoly - Preding (A) - 1998
Gut Hornegg - Revitalisierung, Foto: Paul Ott
Gut Hornegg - Revitalisierung, Foto: Paul Ott

Landleben neu interpretiert

Einem Gutshof in der Steiermark implantierte Architekt Hans Gangoly Apartements die auf den ersten Blick gar nicht in das Bild vom beschaulichen Leben auf dem Lande passen wollen.

12. Juni 1999 - Franziska Leeb
Das Gut Hornegg in Preding liegt in einer waldreichen hügeligen Landschaft unweit von Graz. Immer noch wird das Anwesen, das im 19. Jahrhundert vom Eisenbahnbauingenieur Daniel von Lapp erbaut wurde, landwirtschaftlich genutzt.

Als im Februar 1997 der Dachstuhl eines Nebentraktes einem Brand zum Opfer fiel, wurde der Entschluß gefaßt, die ohnedies notwendigen Sanierungsmaßnahmen auszuweiten und in diesem Teil des Hofes Wohneinheiten zu errichten. Der Umbau sollte in einer zeitgemäßen Sprache erfolgen und auch einem kulturellen Anspruch gerecht werden. Die in diesem das Hofensemble abschließenden Trakt bereits bestehenden Substandardwohnungen wurden im Zuge dieser Umbauarbeiten saniert und modernisiert. Über dem historischen Mauerwerk entstanden anstatt des alten Daches die neuen Wohneinheiten in einer Mischkonstruktion aus Stahl und Holz.

Schon von außen weisen die für das bäuerliche Ambiente ungewöhnlich wirkenden großen Glasflächen und die mit Aluminium-Paneelen verkleidete Fassade darauf hin, daß sich dahinter besondere Räume verbergen müssen. Die Konstruktion des neuen Aufbaues ist vom bestehenden Sockel völlig unabhängig. Schlanke tragenden Stahlstützen ruhen auf den Außenmauern des Bestandes und liegen hinter der Fassadenfläche, die damit keinerlei statische Funktionen übernimmt, wodurch deren Eigenschaft als abschließende Haut stärker zum Tragen kommt.

Die acht Meter Gebäudetiefe werden mit Holzfertigteilen überspannt. Die mit 94 bis 123 Quadratmetern ziemlich großzügig bemessenen drei Wohneinheiten erstrecken sich jeweils über zwei Geschosse. Sie sind frei von tragenden Elementen und können somit flexibel genutzt werden. Von den anderen Wohnungen uneinsehbare Dachterrassen ergänzen das Raumangebot.

Die elegante Ausstattung der Wohnräume, in denen die Materialfarben von Holz und Metall sowie weiße Flächen dominieren, läßt isoliert betrachtet keine Assoziation zum ländlichen Umfeld zu. Blickt man durch die gläsernen Aufbauten gegen den Himmel und blendet die steirische Landschaft aus, könnte man sich genausogut in einer mondänen Villa an der kalifornischen Küste wähnen.

Formal nimmt der markante Aufbau keinerlei Bezug zur Architektur des Bestandes. Geht man allerdings von dem Standpunkt aus, daß die historische Architektur, so malerisch sie uns jetzt auch erscheinen mag, im Wesentlichen ebenfalls von ihrer Funktion geprägt ist, so ist die Betonung der Eigenständigkeit der neuen Nutzung nur konsequent.

Überall dort, wo sich hinter dem alten Mauerwerk die revitalisierten Wohnungen befinden, wurde die Fassade einheitlich grau in der angeblich originalen Farbgebung gestrichen und hebt sich somit vom restlichen Bestand ab, dessen weiße Fassade mit roten Ziegelblenden strukturiert ist. Diese Maßnahme schafft zwar eine klare Kennzeichnung des neuen Wohntraktes und eine visuelle Homogenisierung von neuer Leichtkonstruktion und massivem Sockel, nimmt aber damit möglicherweise dem transparenten Aufbau seine Eigenständigkeit und Schärfe.

Hans Gangoly leistete mit diesem Um- und Zubau einen bemerkenswerten Beitrag zum Thema zeitgemäße ländliche Architektur. Landwirtschaftliche Bauten waren immer von einer Angemessenheit der - jeweils verfügbaren - Mittel gekennzeichnet. Erst in den letzten Jahrzehnten schlich sich unter dem Mäntelchen des Ortsbildschutzes die Unsitte ein, das notwendig romantisierend zu verschleiern. Gut Hornegg ist der Beweis, daß es mit entsprechendem Selbstbewußtsein auch anders geht
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Architekt DI Hans Gangoly, Volksgartenstraße 13/1, 8010 Graz, Tel. 0316/717 550

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
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Tragwerksplanung

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