Bauwerk
Erweiterung Schulhaus, Neubau Turnhalle
Joos & Mathys - Andeer (CH) - 2005
Selten zuviel
27. April 2006 - Rahel Marti
Peter Joos und Christoph Mathys sind Architekten des Details – des sichtbaren Details. Für die Schulerweiterung von Andeer entwarfen sie eine klare und einfache Anlage. Dann gingen sie beherzt daran, die Gebäude und ihre Teile zu formen. Jedes Stück hat seine Funktion und es muss ihr entsprechend gestaltet werden, ob Türe, Fenster, Boden, Leiste oder Griff. Diese traditionelle Haltung und mit ihr das sorgfältige Handwerk und seine Gestaltungsregeln sind das Herz dieser Architektur.
Der Zimmertrakt ist dreigeschossig und einbündig organisiert, die rechtwinklig angefügte Turnhalle gut zur Hälfte im Erdreich versenkt, so dass ihr massiges Volumen im Dorf nicht aufragt. Dank der mutigen Farbgebung wirken die neuen Häuser elegant und frisch zugleich: Feine, leuchtend orange Linien rahmen Fenster und Türen und holen deren konstruktive Ebenen hervor. Helle Putzbänder fassen die dezent grünlichen Wandfelder ein und deuten Sockel und Eckpfeiler an. Sie sind eine Abwandlung der regionalen Sgraffitos. Die Rahmung ist nie blosse Dekoration, sondern hat vielfältige gestalterische und kons-truktive Effekte: Sie zeichnet architektonische Regeln nach, sie schliesst das Gerahmte ab und definiert damit für die Augen der Betrachterin und des Betrachters seine Grösse und Gestalt, sie schützt die Kanten des Gerahmten und sie veredelt es, ähnlich einem Bilderrahmen.
Im Innern führen Joos & Mathys das Prinzip des Rahmens fort. Böden, Wände und Decken, Türen, Fenster und teilweise Leuchten, die Brüstungen der Treppen und der Galerie, alles ist gerahmt. Die Böden – in den Fluren ein heller Terrazzo, in den Zimmern helles Linoleum – rahmt ein Eichenholzband. Es ermöglicht einen sauberen Abschluss des Bodenmaterials, ist da und dort aber auch Deckel eines Hohlkastens, in dem Leitungen verlaufen oder Lüftungsgitter eingelassen sind. An den Decken ist die unbehandelte Konstruktion sichtbar: Stapeldecken aus Fichtenholz. Ein sperriger Kontrast zur edlen Eiche, doch Joos & Mathys sehen daran nichts Irritierendes. Sie schrecken vor unorthodoxen Mischungen nicht zurück, solange die zusammengefügten Materialien und Formen an ihrem Ort sinnvoll sind: «Für uns hat es selten ‹zu viel›», sagt Christoph Mathys, zu viel an Materialien, Formen, Kombinationen.
Die Latte des Überbordens hängt hier beträchtlich höher als bei Durchschnittsarchitekten und an diese Fülle muss man sich erst gewöhnen. Dann vermag diese Architektur fast überall zu überzeugen: Im Schulhaus wie in der Turnhalle ist die Stimmung behaglich, ja wohnlich, erzeugt mit den gewählten und überlegt verarbeiteten Materialien und einer sorgsamen Beleuchtung. Einen Wermutstropfen birgt die gewaltige Säulenhalle zwischen Alt- und Neubau. Städtisch und edel wirkt dieser Raum und damit fremd in Andeer – das ist durchaus ein Gewinn. Aber die Verschränkung der Halle mit dem Altbau ist unbeholfen. Die neue Betondecke schiebt sich wuchtig über den Altbau, das Neue schmust das Alte nieder.
Der Zimmertrakt ist dreigeschossig und einbündig organisiert, die rechtwinklig angefügte Turnhalle gut zur Hälfte im Erdreich versenkt, so dass ihr massiges Volumen im Dorf nicht aufragt. Dank der mutigen Farbgebung wirken die neuen Häuser elegant und frisch zugleich: Feine, leuchtend orange Linien rahmen Fenster und Türen und holen deren konstruktive Ebenen hervor. Helle Putzbänder fassen die dezent grünlichen Wandfelder ein und deuten Sockel und Eckpfeiler an. Sie sind eine Abwandlung der regionalen Sgraffitos. Die Rahmung ist nie blosse Dekoration, sondern hat vielfältige gestalterische und kons-truktive Effekte: Sie zeichnet architektonische Regeln nach, sie schliesst das Gerahmte ab und definiert damit für die Augen der Betrachterin und des Betrachters seine Grösse und Gestalt, sie schützt die Kanten des Gerahmten und sie veredelt es, ähnlich einem Bilderrahmen.
Im Innern führen Joos & Mathys das Prinzip des Rahmens fort. Böden, Wände und Decken, Türen, Fenster und teilweise Leuchten, die Brüstungen der Treppen und der Galerie, alles ist gerahmt. Die Böden – in den Fluren ein heller Terrazzo, in den Zimmern helles Linoleum – rahmt ein Eichenholzband. Es ermöglicht einen sauberen Abschluss des Bodenmaterials, ist da und dort aber auch Deckel eines Hohlkastens, in dem Leitungen verlaufen oder Lüftungsgitter eingelassen sind. An den Decken ist die unbehandelte Konstruktion sichtbar: Stapeldecken aus Fichtenholz. Ein sperriger Kontrast zur edlen Eiche, doch Joos & Mathys sehen daran nichts Irritierendes. Sie schrecken vor unorthodoxen Mischungen nicht zurück, solange die zusammengefügten Materialien und Formen an ihrem Ort sinnvoll sind: «Für uns hat es selten ‹zu viel›», sagt Christoph Mathys, zu viel an Materialien, Formen, Kombinationen.
Die Latte des Überbordens hängt hier beträchtlich höher als bei Durchschnittsarchitekten und an diese Fülle muss man sich erst gewöhnen. Dann vermag diese Architektur fast überall zu überzeugen: Im Schulhaus wie in der Turnhalle ist die Stimmung behaglich, ja wohnlich, erzeugt mit den gewählten und überlegt verarbeiteten Materialien und einer sorgsamen Beleuchtung. Einen Wermutstropfen birgt die gewaltige Säulenhalle zwischen Alt- und Neubau. Städtisch und edel wirkt dieser Raum und damit fremd in Andeer – das ist durchaus ein Gewinn. Aber die Verschränkung der Halle mit dem Altbau ist unbeholfen. Die neue Betondecke schiebt sich wuchtig über den Altbau, das Neue schmust das Alte nieder.
Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre
Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönig