Bauwerk

Badehaus Greifenstein
eisvogel. - Greifenstein (A) - 2005
Badehaus Greifenstein, Foto: Katharina Bayer
Badehaus Greifenstein, Foto: Katharina Bayer

Strandbaderuhesitz für alle Jahreszeiten

Nachdem sein altes Greifensteiner Badehüttenjuwel sicher auf Nachbars Grund geborgen war, wagte das Bauherrenpaar einen Neubau. Im klug verschachtelten Holzhaus der eisvogel-Architektinnen Katharina Bayer und Monika Scharmitzer lebt sichs nun hochkomfortabel das ganze Jahr über. Die frech aufsitzende, niedere Schlafbox sorgt im Wohnraum für differenzierte Höhen und insgesamt drei Terrassen auf zwei Ebenen.

5. November 2005 - Isabella Marboe
Das Kraftwerk Greifenstein verwandelte die Donau an der dortigen Badesiedlung mit den malerischen Stelzenhäusern zum stillen Altarm an Auwald und Weiden. Wer letzten Herbst hier vorbeikam, staunte sehr, als ein dunkelbraunes Holzhaus mit schmucken, weißen Fenstern am Radweg stand, per Kran in die Luft gehoben und drei Parzellen weiter auf ein Stahlgerüst gesetzt wurde. Die sichere Landung feierte die eingeschworene Strandgemeinschaft ausgelassen, denn das Badehausjuwel der 30er zählt zu den schönsten in Greifenstein. Damit war der Grund der Baufrau in der ersten Reihe am Wasser frei für einen Neubau.

Als Kind verbrachte sie die Sommer im benachbarten Elternhaus, das sich Architektenbruder Andreas Fellerer mit einem puristischen, dunklen Zubau, mehr Terrassen und Glas aufrüstete. („Eine Badehütte bleibt eine Badehütte“, Franziska Leeb, Der Standard 07.07.2003). Sie erbte das Haus der Tante, lang genügte es ihrem Naturbedarf.

Mit zunehmendem Komfort schätzte die urbane Unternehmerin Ruhe und traute Gemeinschaft am Wasser immer mehr. Dann begegnete sie dem Mann ihres Lebens, der begeistert schwimmt und surft. Ganzjähriges Wohnen wurde erlaubt, der Altbau war nicht winterfest, die niederen Räume und die steile Stiege zu Mini-Schlafkojen für Gemeinsamkeit auf Dauer ungeeignet. Die jungen eisvogel-Architektinnen Katharina Bayer und Monika Scharmitzer planten das komfortable Strandhaus für die beschauliche, neue Lebensphase. Unter den Stahlstützen parkt das Auto, die mittige, rote Nebenraumbox birgt auch eine Sauna. Mit feinen horizontalen Lärchenlatten, schiffsartigem Kaminrohr und stahlseilgebrüsteten Terrassen, die sich sonnenheischend L-förmig auf zwei Ebenen um drei Hausecken winden, passt es gut ins Strandbad- Ambiente.

Das extrovertierte Paar kannte den Grund und die eigenen Bedürfnisse ganz genau: es wollte für viele Gäste offen mit großer Terrasse am Wasser im Norden, praktischer Umkleide nach dem Schwumm und Rückzugszone an der südbesonnten Gartenrückseite wohnen, die früher zu kurz kam. Oben wünschte es Schlaf, Gäste-, Arbeitsraum und WC. Kein leichtes Programm für Greifenstein, wo die Häuser zumindest 1,20 Meter überm Jahrhundertflutpegel auf Pfeilern stehen, die Grundfläche dazwischen max. 80 Quadratmeter und die Bauhöhe max. 7,50 Meter sein darf. Die Architektinnen schachtelten die niedere Schlaf- in die Wohnebene darunter. Diesem Kunstgriff verdankt das Haus zwei differenzierte Geschosse und drei üppige Terrassen. Im offenen Wohnraum betont der Deckensprung den introvertierten Charakter der 2,30 Meter niederen Lesezone.

Am Vollflächenpanoramaglas aufs Radweg-Treiben aber schaffen 2,70 Meter Raumhöhe und heller Eichenboden großzügig gastliche Weite. Vorm langen Tisch an der großen Terrasse zieht das Wasser vorbei, nostalgische Wärme verbreitet die alte, ovale Ofenpretiose aus Hallstätter Keramik, die als liebes Erinnerungsstück an der Ostwand steht. Sorgsam beschattet die Schlafbox mit den zarteren, engeren Lärchenlatten die Terrasse am Südgarten, keck überragt sie den Steg an der Westflanke, wo man die holzgedeckte Treppe am abendbesonnten Küchenfensterband zur Tür hochgleitet. Als nährender Einzeiler verbindet sie die Raumteile, gegenüber führt eine lichtdurchlässig leichte Stiege nach oben. Dezent stecken Garderobe und Bad in der grauen Box dahinter. Sie ist auch Buch- und Geschirrreservoir-Rücken fürs Wohnen, ihre Südwand birgt einen offenen Kamin, der im Winter die Lesestimmung hebt. Oben tritt man vom breiten Flur mit dem südsonnigen Arbeitsplatz auf die Ostbalkonflanke, wo drei Stufen aufs lärchengedeckte Wohnflachdach hoch übers Wasser führen, das dem Schlafzimmer entrückte Donauarmperspektiven schenkt. Gäste weckt das Morgenlicht.

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