Bauwerk
Kunstuniversität Linz
Schneider Lengauer Pühringer - Linz (A) - 2006
29. Juni 2006 - afo
Multifunktionalität im barocken Raumkonzept
Umbau des ehemaligen Hauptpostamtes Linz zum neuen Standort der Kunstuniversität
Vor exakt 350 Jahren bezogen Lehrende und Schüler das neu errichtete Jesuitenkolleg am nunmehrigen Linzer Universitätsstandort Kollegiumgasse, das Haus Domgasse Nr. 1. Der mehrmals veränderte und erweiterte Barockbau war Schulgebäude, Kaserne und Lazarett, ehe es 1869 zum Linzer Hauptpostamt umgestaltet wurde. Dies führte gezwungenermaßen zum Einbau zahlreicher Zwischenwände; kleinräumige Büros auf der Gebäudeaußenseite wie hofseitig prägten das Gebäude bis 2005.
2004 beauftragte die Kunstuniversität Linz Schneider & Lengauer mit der Erstellung eines Raumkonzeptes für eine universitäre Nutzung des Linzer Hauptpostamtes. Die Aufgabenstellung umfasste den Rückbau auf die historische Gebäudestruktur, die Adaptierung des Erdgeschosses sowie des ersten und zweiten Stockes für die Bedürfnisse eines zeitgemäßen Lehrbetriebs, schließlich die Neuerrichtung von Auditorium maximum, Werkstätten, eines Lastenaufzugs und eines Cafés mit Dachterrasse im Innenhof.
Es gelang, ein konsensuales Raumprogramm für den denkmalgeschützten Bau zu erarbeiten. Die Detailplanung ging ab März 2005 über die Bühne. Im Herbst 2005 begannen die Umbauarbeiten im Altbestand, deren Löwenanteil auf das Freilegen des barocken Raumprogramms entfielen. Etliche Zwischenwände und kleinteilige, auf beiden Gebäudeseiten gelegene Büroräume mussten entfernt werden, um die Großzügigkeit des Barockbaus zur Geltung zu bringen. Der helle hofseitige Gang erschließt nun wieder die Räumlichkeiten, die einheitliche hellgraue Bodenbeschichtung verstärkt die generöse Raumwirkung im gesamten Gebäude.
Fokus Flexibilität
Das vergleichsweise geringe Budget sowie konservatorische Rahmenbedingungen für den Umbau des Altbestandes gaben die Prämissen für das neue Raumkonzept vor. Schneider & Lengauer integrierten die für einen zeitgemäßen Lehrbetrieb unabdingbaren Raumabfolgen (Ateliers, Werkstätten, Seminarräume Aufenthaltsräume und Büros) unter größtmöglicher Schonung von Wand- und Deckenkonstruktion in das barocke Konzept. So verlaufen Elektro-, EDV- und Lichtinstallationen in offenen Kabeltassen, um aufwändige Stemmarbeiten im Mischmauerwerk wie in den Tramdecken mit Stuckverputz zu vermeiden.
Insgesamt stehen Lehrenden wie Studierenden nun großzügige White Cubes ohne vordefinierte Nutzung zur Verfügung. Die Architektur kommt damit einem sich stets verändernden Lehr- und Lernbetrieb entgegen, der neutrale und flexibel teil- und konfigurierbare Räume braucht. Für das „Design“ der Innenräume sorgen die Nutzer:innen. Der Kostenrahmen zwingt die Architektur jedoch zum Kompromiss: Kunststoffsprossenfenster, uneinheitliche Heizkörper, offene Kabeltassen gilt es zu akzeptieren.
Audimax im Innenhof
Da sich nicht alle für den Lehrbetrieb notwendigen Räume im Barockbau unterbringen ließen, schlugen Schneider & Lengauer den Neubau eines multifunktionalen Hofeinbaus vor. Der zweigeschossige Quader nimmt die Konturen des Innenhofes auf, setzt aber einen deutlichen Kontrast zu Altgebäude und Innenhof. Dank seiner Glasmosaikfassade und der Treppenanlage setzt sich der neue Körper energisch von der wuchtigen barocken Umgebung ab. Er darf seine eigene raumbildende Qualität entfalten, ‚kontaminiert’ dank seiner neutral-weißen Grundfarbe jedoch keineswegs das historische Ensemble. Alt und Neu koexistieren, ohne sich in ihrer Raumwirkung zu beschneiden.
Der Innenhofeinbau beherbergt im Erdgeschoss die Metallwerkstätten, darüber das Audimax und on top eine Cafeteria mit Dachterrasse. Das Audimax zeichnet sich wiederum durch flexible Raumtrennungen aus und gestattet die Nutzung für Auditorien unterschiedlicher Größe. Über eine Freitreppe ist es auch für nicht der Universität Angehörige – etwa bei Abendveranstaltungen – begehbar. Die Dachterrasse ermöglicht als „offenes Auditorium“ auch inspirierende Lehrveranstaltungen unter freiem Himmel.
Text: Martin Lengauer
Umbau des ehemaligen Hauptpostamtes Linz zum neuen Standort der Kunstuniversität
Vor exakt 350 Jahren bezogen Lehrende und Schüler das neu errichtete Jesuitenkolleg am nunmehrigen Linzer Universitätsstandort Kollegiumgasse, das Haus Domgasse Nr. 1. Der mehrmals veränderte und erweiterte Barockbau war Schulgebäude, Kaserne und Lazarett, ehe es 1869 zum Linzer Hauptpostamt umgestaltet wurde. Dies führte gezwungenermaßen zum Einbau zahlreicher Zwischenwände; kleinräumige Büros auf der Gebäudeaußenseite wie hofseitig prägten das Gebäude bis 2005.
2004 beauftragte die Kunstuniversität Linz Schneider & Lengauer mit der Erstellung eines Raumkonzeptes für eine universitäre Nutzung des Linzer Hauptpostamtes. Die Aufgabenstellung umfasste den Rückbau auf die historische Gebäudestruktur, die Adaptierung des Erdgeschosses sowie des ersten und zweiten Stockes für die Bedürfnisse eines zeitgemäßen Lehrbetriebs, schließlich die Neuerrichtung von Auditorium maximum, Werkstätten, eines Lastenaufzugs und eines Cafés mit Dachterrasse im Innenhof.
Es gelang, ein konsensuales Raumprogramm für den denkmalgeschützten Bau zu erarbeiten. Die Detailplanung ging ab März 2005 über die Bühne. Im Herbst 2005 begannen die Umbauarbeiten im Altbestand, deren Löwenanteil auf das Freilegen des barocken Raumprogramms entfielen. Etliche Zwischenwände und kleinteilige, auf beiden Gebäudeseiten gelegene Büroräume mussten entfernt werden, um die Großzügigkeit des Barockbaus zur Geltung zu bringen. Der helle hofseitige Gang erschließt nun wieder die Räumlichkeiten, die einheitliche hellgraue Bodenbeschichtung verstärkt die generöse Raumwirkung im gesamten Gebäude.
Fokus Flexibilität
Das vergleichsweise geringe Budget sowie konservatorische Rahmenbedingungen für den Umbau des Altbestandes gaben die Prämissen für das neue Raumkonzept vor. Schneider & Lengauer integrierten die für einen zeitgemäßen Lehrbetrieb unabdingbaren Raumabfolgen (Ateliers, Werkstätten, Seminarräume Aufenthaltsräume und Büros) unter größtmöglicher Schonung von Wand- und Deckenkonstruktion in das barocke Konzept. So verlaufen Elektro-, EDV- und Lichtinstallationen in offenen Kabeltassen, um aufwändige Stemmarbeiten im Mischmauerwerk wie in den Tramdecken mit Stuckverputz zu vermeiden.
Insgesamt stehen Lehrenden wie Studierenden nun großzügige White Cubes ohne vordefinierte Nutzung zur Verfügung. Die Architektur kommt damit einem sich stets verändernden Lehr- und Lernbetrieb entgegen, der neutrale und flexibel teil- und konfigurierbare Räume braucht. Für das „Design“ der Innenräume sorgen die Nutzer:innen. Der Kostenrahmen zwingt die Architektur jedoch zum Kompromiss: Kunststoffsprossenfenster, uneinheitliche Heizkörper, offene Kabeltassen gilt es zu akzeptieren.
Audimax im Innenhof
Da sich nicht alle für den Lehrbetrieb notwendigen Räume im Barockbau unterbringen ließen, schlugen Schneider & Lengauer den Neubau eines multifunktionalen Hofeinbaus vor. Der zweigeschossige Quader nimmt die Konturen des Innenhofes auf, setzt aber einen deutlichen Kontrast zu Altgebäude und Innenhof. Dank seiner Glasmosaikfassade und der Treppenanlage setzt sich der neue Körper energisch von der wuchtigen barocken Umgebung ab. Er darf seine eigene raumbildende Qualität entfalten, ‚kontaminiert’ dank seiner neutral-weißen Grundfarbe jedoch keineswegs das historische Ensemble. Alt und Neu koexistieren, ohne sich in ihrer Raumwirkung zu beschneiden.
Der Innenhofeinbau beherbergt im Erdgeschoss die Metallwerkstätten, darüber das Audimax und on top eine Cafeteria mit Dachterrasse. Das Audimax zeichnet sich wiederum durch flexible Raumtrennungen aus und gestattet die Nutzung für Auditorien unterschiedlicher Größe. Über eine Freitreppe ist es auch für nicht der Universität Angehörige – etwa bei Abendveranstaltungen – begehbar. Die Dachterrasse ermöglicht als „offenes Auditorium“ auch inspirierende Lehrveranstaltungen unter freiem Himmel.
Text: Martin Lengauer
Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom@afo.at
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