Bauwerk
Krammer Haus
HERTL.ARCHITEKTEN - Waidhofen an der Ybbs (A) - 2006
Alt und Neu wie Schwarz und Weiß
Der Bauherr ist Stadtrat von Waidhofen an der Ybbs, mit seinem Haus wollte er ein Zeichen setzen. Also konnte Architekt Gernot Hertl die Kontrastkarte von Alt und Neu voll ausspielen: Oben lebt man mit Loft-Feeling, Sichtbeton und Terrasse. Unten schläft, liest und badet man.
26. August 2006 - Isabella Marboe
Dicht schmiegen sich die Häuser und Türme von Waidhofen an der Ybbs zur malerischen Silhouette am Fluss. Die Stadt hat einen seit dem Mittelalter gewachsenen Kern, mit großen Ambitionen in puncto moderner Architektur führt sie ihr baukulturelles Erbe fort. Ernst Beneder hat bereits achtsame Spuren hinterlassen, Hans Hollein wird das alte Schloss Rothschild zur idealen Kulisse für die niederösterreichische Landesausstellung „Feuer und Erde“ adaptieren. Im Gestaltungsbeirat lernte der Waidhofener Stadtrat den Architekten Gernot Hertl, etwas später dann auch die Frau seines Lebens kennen. Damit war die Zeit reif für ein neues Haus von einem neuen Architekten.
Reduktion und Dichte
Dieser Bauherr liebt die Altstadt, wo sie am dichtesten, und moderne Architektur, wo sie am reduziertesten ist. Architekt Gernot Hertl war dafür genau der Richtige. Man beschloss, im Herzen von Waidhofen ein Zeichen im Umgang mit alter Bausubstanz zu setzen. Das Bestandsgebäude erstreckt sich über gotischen Grundmauern vom lauschigen Fuchslueg bis zum Keller am tiefen Garten über der Ybbs. In den 80ern wurde schon einmal aufgestockt, mit einem unschönen Blechzwickel rückte das finstere Satteldach dem Nachbarn damals an die Pelle.
Stattdessen ruht nun ein edler, eternitverkleideter Baukörper auf dem weiß verputzten Sockel, der mit neuen, rahmenlosen Fenstern zum puristischen Unterbau für das Neue wird. Elegant windet sich die geknickte Röhre am nachbarlichen Mansarddach vorbei, um sich im Südwesten zweigeschoßig aufzurichten. Dezent reihen sich die Schindeln der glasgeschlitzten Box in die Hausvielfalt an der Uferkante.
Raumdramaturgie
Innen wurde die leichte Pfosten-Riegel-Konstruktion mit zementgetränkten Spanplatten verkleidet. Zwischen Wänden von puristischer Sichtbeton-Ästhetik fließt nun ein fulminant inszenierter Einraum von der Straße bis zum auskragenden Finale. Von oben Licht fällt Licht herein, das Panoramaglas über den rauschenden Wogen der Ybbs schafft ein eindrucksvolles Ambiente. Entlang des transparenten Mittelknicks weitet sich die Röhre zur Westterrasse, leicht abgerückt öffnet sie sich dahinter zur Küche und dem etwas intimeren Wohnbereich. Souverän gleitet die Stiege vom oben liegenden Neuen ins Alte herab.
Die kleinen Räume zwischen den dicken Mauern bieten dem Privatleben geschützte Rückzugszonen, die sich von den zwei Kinderzimmern im Zubau bis hin zum gotischen Hauseck zu steigender Intimität verdichten. Hier zelebriert ein Wannentrog aus asketischem Sichtbeton mittelalterliche Badegefühle. Dahinter beginnt das Reich der Eltern: Ein Rundbogen ist zur tageslichthellen Minibibliothek ausgebaut, geschlafen wird an zwei Fenstern mit Morgensonne und Blick auf den tiefen Garten.
Unter dem hohen, auskragenden Dachbaukörper dieses Hauses verwachsen Alt und Neu zu einer Gesamtkomposition in Schwarz-Weiß. In der gewachsenen Kleinräumlichkeit des Bestands und der loftartigen Weite des Zubaus entfaltet sich ein dichtes, atmosphärisches Wohnerlebnis, das die Vorteile von Alt und Neu geschickt in sich vereint. Die stilgerechte Komplettierung dieses exquisiten Buketts im urigen gotischen Keller ist nur noch eine Frage der Zeit.
Reduktion und Dichte
Dieser Bauherr liebt die Altstadt, wo sie am dichtesten, und moderne Architektur, wo sie am reduziertesten ist. Architekt Gernot Hertl war dafür genau der Richtige. Man beschloss, im Herzen von Waidhofen ein Zeichen im Umgang mit alter Bausubstanz zu setzen. Das Bestandsgebäude erstreckt sich über gotischen Grundmauern vom lauschigen Fuchslueg bis zum Keller am tiefen Garten über der Ybbs. In den 80ern wurde schon einmal aufgestockt, mit einem unschönen Blechzwickel rückte das finstere Satteldach dem Nachbarn damals an die Pelle.
Stattdessen ruht nun ein edler, eternitverkleideter Baukörper auf dem weiß verputzten Sockel, der mit neuen, rahmenlosen Fenstern zum puristischen Unterbau für das Neue wird. Elegant windet sich die geknickte Röhre am nachbarlichen Mansarddach vorbei, um sich im Südwesten zweigeschoßig aufzurichten. Dezent reihen sich die Schindeln der glasgeschlitzten Box in die Hausvielfalt an der Uferkante.
Raumdramaturgie
Innen wurde die leichte Pfosten-Riegel-Konstruktion mit zementgetränkten Spanplatten verkleidet. Zwischen Wänden von puristischer Sichtbeton-Ästhetik fließt nun ein fulminant inszenierter Einraum von der Straße bis zum auskragenden Finale. Von oben Licht fällt Licht herein, das Panoramaglas über den rauschenden Wogen der Ybbs schafft ein eindrucksvolles Ambiente. Entlang des transparenten Mittelknicks weitet sich die Röhre zur Westterrasse, leicht abgerückt öffnet sie sich dahinter zur Küche und dem etwas intimeren Wohnbereich. Souverän gleitet die Stiege vom oben liegenden Neuen ins Alte herab.
Die kleinen Räume zwischen den dicken Mauern bieten dem Privatleben geschützte Rückzugszonen, die sich von den zwei Kinderzimmern im Zubau bis hin zum gotischen Hauseck zu steigender Intimität verdichten. Hier zelebriert ein Wannentrog aus asketischem Sichtbeton mittelalterliche Badegefühle. Dahinter beginnt das Reich der Eltern: Ein Rundbogen ist zur tageslichthellen Minibibliothek ausgebaut, geschlafen wird an zwei Fenstern mit Morgensonne und Blick auf den tiefen Garten.
Unter dem hohen, auskragenden Dachbaukörper dieses Hauses verwachsen Alt und Neu zu einer Gesamtkomposition in Schwarz-Weiß. In der gewachsenen Kleinräumlichkeit des Bestands und der loftartigen Weite des Zubaus entfaltet sich ein dichtes, atmosphärisches Wohnerlebnis, das die Vorteile von Alt und Neu geschickt in sich vereint. Die stilgerechte Komplettierung dieses exquisiten Buketts im urigen gotischen Keller ist nur noch eine Frage der Zeit.
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