Bauwerk

Stadtwerke-Haus
Rambald Steinbüchel-Rheinwall - Graz (A) - 1933
Stadtwerke-Haus, Foto: Grazer Stadtwerke
Stadtwerke-Haus, Foto: Grazer Stadtwerke
Stadtwerke-Haus, Foto: Grazer Stadtwerke
24. Januar 2007 - HDA
Das Stadtwerke-Haus am Andreas-Hofer-Platz ist eines der ganz wenigen Beispiele der Moderne der Zwischenkriegszeit in Graz und das einzige in der historischen Innenstadt realisierte und zählt zu den „Spitzenleistungen der österreichischen Architektur der dreißiger Jahre“ (Friedrich Achleitner).

Trotz eines kulturell strikt konservativ „heimatschützerisch“ geprägten Klimas entstanden in Graz zwischen 1928 und 1932 einige beeindruckende Bauwerke im Stil der klassischen Moderne wie das Hotel International (Strauchergasse, heute ÖGB und Arbeiterkammer), oder das im Krieg zerstörte Arbeitsamt, deren moderner Stil, eng an das jeweilige Bauprogramm geknüpft, den hier gestellten Anforderungen nach Offenheit, Modernität und großstädtischer Geste Rechnung trägt.

Dass der damals knapp 30jährige aus einer Grazer Arztfamilie stammende und völlig unbekannte Grazer Architekt Rambald Steinbüchel-Rheinwall mit seinem Entwurf (Motto „Rotes Dreieck“) den 1930 ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entscheiden konnte, wurde von der Jury mit „der am konsequentesten umgesetzten Grundrisslösung“ begründet.
Im Vordergrund stand nach Steinbüchel-Rheinwalls Vorstellung eine ausgeprägte Funktionalität, die auf den „Service-Charakter“ des Baus Rücksicht nahm. So reagierte er auf die Vorgabe des Auftraggebers, die getrennten Verwaltungseinheiten Gas- und Elektrizität sowie Wasserwerk als zwei gleichwertige Bereiche mit gemeinsamer Vorhalle zu verbinden, mittels eines erhöhten, in ein kleinteiliges Raster aufgelösten Treppenturms, der gelenkartig die horizontale Bänderfassade der beiden Flügel auf dem L-förmigen Grundstück vereint.
Die großen Glasflächen zogen mit ausgestellten Haushaltsgeräten den Blick der Passanten als auch der Wartenden auf sich.

Eugen Groß beschreibt 1969 in einem Artikel die Wirkung, die dieser Bau hervorrief: „Nicht uninteressant und für uns kaum mehr verständlich ist die Tatsache, dass die formale Aussage des Baues und die ihr angemessene, aufgelöste Konstruktion politische Emotionen auslöste.
Nationalsozialistisch orientierte Kreise beargwöhnten die provozierende Internationalität und bildeten den Rückhalt einer Presse, die gegen alle am Bau beteiligten einschließlich des Bauherrn polemisierte.“

Nur wenig später wurde mit dem Anschluss 1938 dasselbe Gebäude aufwändig beflaggt und für propagandistische Zwecke genutzt, nicht zuletzt, um dem Regime das Image des modernen Fortschrittstrebens zu verleihen.

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Für den Beitrag verantwortlich: HDA

Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüllerbaudatenbank[at]hda-graz.at

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