Bauwerk
Haus S.
THALERTHALER - Wien (A)
Schmal is beautiful
Reduziert und aufs Wesentliche beschränkt: Die Bauherren wollten in schlichten Räumen leben. Auf einer schmalen Parzelle mit nur acht Metern Breite planten ihnen die Architekten thaler.thaler ein Haus, das seine räumlichen Qualitäten über ein paar Split-Levels verstreut.
21. Oktober 2006 - Isabella Marboe
Die Friedensstadt war eine konkrete Utopie. Adolf Loos, Margarete Schütte-Lihotzky und Hans Kampffmeyer planten sie 1921 für die gemeinnützige Siedlergenossenschaft der Kriegsbeschädigten. Die billigen, schmalen Reihen- und Einzelhäuser auf dem Gelände des Lainzer Tiergartens boten mit Windfang, Herd, Stiege, hellem Keller und eigenen, hundert Meter langen Obst- und Gemüsegärten eine solide Lebensbasis. Die Siedlerschule lehrte Pflanzenpflege, Tierzucht und Selbstbau. Die vorspringenden Ecktypen mit Straßengiebeln gliederten die Zeilen. Eifrig baute man zu und um, fertig wurden sie nie. Ein einziges Loos-Original überstand die Zeit.
Die Vision der architekturkundigen Bauherren lautete, aufs Wesentliche des Seins reduziert zu leben. Pur, klar und gartennah - wie in Japan. Die lange Suche nach dem stimmigen Ort endete vor einem gut acht Meter schmalen Reihenhaus an einem Südhang in der Friedensstadt. Der vorgefundene Garten wurde sofort ins Herz geschlossen. Unten plätschert der Liesingbach vorbei, selbst ein Teich ist nah. Fruchtgebeugte Obstbäume werfen lange Schatten auf den Rasen. Und sogar der Traum der Bauherrin, mit Blick auf eine Kirche zu wohnen, ist mit St. Hubertus wahr geworden. Das Haus selbst war jedoch dermaßen desolat, dass man guten Gewissens neu bauen konnte.
Edel durch Verzicht
Sehr bewusst wählte man die thaler.thaler architekten. Die rigide Bauordnung sah ein Satteldach mit 35 Grad Neigung und 6,50 Metern Traufenhöhe vor und erlaubte, ein wenig vor die alte Flucht zu rücken. Zugunsten der geschlossenen Zeile und des Gesamteindrucks der Anlage verzichteten die Architekten jedoch gänzlich darauf und blieben klein und kompakt. In bester Loos'scher Manier brachten sie mit Split-Levels, die sich um ein Innenatrium konzentrieren, die Hanglage zur Entfaltung. Auf nicht einmal 70 Quadratmeter Grundfläche bietet das gangfreie Haus ungeahnte räumliche Weite.
Man nähert sich. Die Symbiose aus Japan und Österreich hebt mit Lavendel- und Kiesstreifen an. Jeder Schritt will bewusst gesetzt sein. Eine schlichte Ortbetonplatte bildet die Schwelle zum Vorbereich, der um vornehme zwei Stufen erhöht ist. Gleichsam als Negativabdruck nachbarlicher Windfänge drückt sich das gedeckte Entree ins Haus. Die weißen Putzflächen stehen in klarem Kontrast zum schwarzen Eternit, das sich als durchgehende Außenhaut bis übers Dach zieht.
Treppen und Licht
Eintritt ins Haus. Verheißungsvoll fällt von oben Licht auf die weiße Galeriewand, in der unter anderem in einer kleinen Nische auch eine afrikanische Schutzgöttin Unterkunft gefunden hat. Die Glasfront an der Dachterrasse lässt die Südsonne unter der Sichtbetonschräge durch den zentralen Luftraum in alle offenen Ebenen abwärts fluten. Eine Stiege führt um einen weiteren Halbstock zum gartennahen Wohnen hinab. Wie eine Arena ist die Treppe zur Hälfte als breite Sitz- und Stellfläche gestaltet, nur eine Wandscheibe unterbricht den gläsernen Blick auf die Terrasse, die sich abgetreppterweise ins üppig gärtnerische Grün ausbreitet.
Als weiße Zeile duckt sich die Küche an die Westwand. Die Bar auf Rollen ist so flexibel wie die Bänke am ausziehbaren Tisch. Einen Stock darüber wartet das Kaminzimmer mit stoischer Stimmung auf, nahtlos geht der gemauerte Ofen an der Wand in die Bibliothek über. Mit mehr Höhe und Licht wechselt die Stiege ihr Material. In leichtem Stahl gleitet sie zum Spielflur hoch, von wo aus die gleich großen Schlafzimmer für Eltern und Kind zu betreten sind. Eine gläserne Dusche nutzt das Gangende kurz vorm Bad, durch das Glas fällt Licht in den Gang. Das letzte Treppenstück führt dann hinauf auf die Terrasse, wo man sich im Angesicht des Gartens unter freiem Himmel sonnen kann.
Die Vision der architekturkundigen Bauherren lautete, aufs Wesentliche des Seins reduziert zu leben. Pur, klar und gartennah - wie in Japan. Die lange Suche nach dem stimmigen Ort endete vor einem gut acht Meter schmalen Reihenhaus an einem Südhang in der Friedensstadt. Der vorgefundene Garten wurde sofort ins Herz geschlossen. Unten plätschert der Liesingbach vorbei, selbst ein Teich ist nah. Fruchtgebeugte Obstbäume werfen lange Schatten auf den Rasen. Und sogar der Traum der Bauherrin, mit Blick auf eine Kirche zu wohnen, ist mit St. Hubertus wahr geworden. Das Haus selbst war jedoch dermaßen desolat, dass man guten Gewissens neu bauen konnte.
Edel durch Verzicht
Sehr bewusst wählte man die thaler.thaler architekten. Die rigide Bauordnung sah ein Satteldach mit 35 Grad Neigung und 6,50 Metern Traufenhöhe vor und erlaubte, ein wenig vor die alte Flucht zu rücken. Zugunsten der geschlossenen Zeile und des Gesamteindrucks der Anlage verzichteten die Architekten jedoch gänzlich darauf und blieben klein und kompakt. In bester Loos'scher Manier brachten sie mit Split-Levels, die sich um ein Innenatrium konzentrieren, die Hanglage zur Entfaltung. Auf nicht einmal 70 Quadratmeter Grundfläche bietet das gangfreie Haus ungeahnte räumliche Weite.
Man nähert sich. Die Symbiose aus Japan und Österreich hebt mit Lavendel- und Kiesstreifen an. Jeder Schritt will bewusst gesetzt sein. Eine schlichte Ortbetonplatte bildet die Schwelle zum Vorbereich, der um vornehme zwei Stufen erhöht ist. Gleichsam als Negativabdruck nachbarlicher Windfänge drückt sich das gedeckte Entree ins Haus. Die weißen Putzflächen stehen in klarem Kontrast zum schwarzen Eternit, das sich als durchgehende Außenhaut bis übers Dach zieht.
Treppen und Licht
Eintritt ins Haus. Verheißungsvoll fällt von oben Licht auf die weiße Galeriewand, in der unter anderem in einer kleinen Nische auch eine afrikanische Schutzgöttin Unterkunft gefunden hat. Die Glasfront an der Dachterrasse lässt die Südsonne unter der Sichtbetonschräge durch den zentralen Luftraum in alle offenen Ebenen abwärts fluten. Eine Stiege führt um einen weiteren Halbstock zum gartennahen Wohnen hinab. Wie eine Arena ist die Treppe zur Hälfte als breite Sitz- und Stellfläche gestaltet, nur eine Wandscheibe unterbricht den gläsernen Blick auf die Terrasse, die sich abgetreppterweise ins üppig gärtnerische Grün ausbreitet.
Als weiße Zeile duckt sich die Küche an die Westwand. Die Bar auf Rollen ist so flexibel wie die Bänke am ausziehbaren Tisch. Einen Stock darüber wartet das Kaminzimmer mit stoischer Stimmung auf, nahtlos geht der gemauerte Ofen an der Wand in die Bibliothek über. Mit mehr Höhe und Licht wechselt die Stiege ihr Material. In leichtem Stahl gleitet sie zum Spielflur hoch, von wo aus die gleich großen Schlafzimmer für Eltern und Kind zu betreten sind. Eine gläserne Dusche nutzt das Gangende kurz vorm Bad, durch das Glas fällt Licht in den Gang. Das letzte Treppenstück führt dann hinauf auf die Terrasse, wo man sich im Angesicht des Gartens unter freiem Himmel sonnen kann.
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