Bauwerk

Neue Justizanstalt West
Dieter Mathoi - Innsbruck (A) - 2006
Neue Justizanstalt West, Foto: Nikolaus Schletterer
Neue Justizanstalt West, Foto: Nikolaus Schletterer
Mit der Erweiterung der Justizanstalt West in Innsbruck sollen die Voraussetzungen für den Vollzug mittellanger Freiheitsstrafen in Westösterreich geschaffen werden. Anstelle des sogenannten „Ziegelstadels“, der in Eigenregie durch die Justizanstalt geschliffen wurde, entstanden nach Plänen von Dieter Mathoi zwei parallel zueinander gesetzte Neubautrakte für die Strafgefangenen des gelockerten Strafvollzugs, die Insassen des Jugendstrafvollzugs sowie die Abteilung zur Behandlung von drogenabhängigen Strafgefangenen.

Dem Gesamtkonzept des humanen Strafvollzugs folgend, wurde der Neubau für den „Wohngruppenvollzug“ konzipiert, in dem soziales Lernen einen wesentlichen Stellenwert einnimmt und zur angestrebten Resozialisierung beitragen soll. Neben den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen standen das Wohlbefinden und die spezifischen Bedürfnisse der Haftinsassen als auch der Wachebeamten im Vordergrund der Planung. Die einzelnen Wohngruppen sind über Stiegen erschlossen, die von den Lichtlaternen der Dachebene aus natürlich belichtet sind. Spazierhöfe und Gärten, Aufenthalts- und Gruppenräume sowie großzügige Gangbereiche bieten ein vielfältiges Angebot an Kommunikations- und Bewegungsbereichen. Ein Schulungsraum und zwei Räumlichkeiten für Unternehmerbetriebe schaffen zeitgemäße Rahmenbedingungen für die Aus- und Fortbildung der Häftlinge und ermöglichen es der Justizanstalt, eine größere Zahl an Häftlingen als bisher zu beschäftigen.

Diese neue bauliche Infrastruktur steht – wie auch die neue Sporthalle – sämtlichen Häftlingen zur Verfügung, auch den in Zukunft im Altbestand untergebrachten Strafgefangenen mit längeren Freiheitsstrafen. Ein oberirdischer und ein unterirdischer Gang verbindet den bestehenden Altbau mit den neuen Trakten. Insgesamt sollen die räumlichen und gestalterischen Qualitäten dazu beitragen, eine Atmosphäre zu schaffen, die es den Häftlingen erleichtert, sich nach dem Freiheitsentzug möglichst rasch im Alltag zu Recht zu finden.

Die Freiräume bzw. Höfe der Justizanstalt wurden von Lois & Franziska Weinberger gestaltet. Rund um Sitzskulpturen, deren organische Formen den Gängen der Borkenkäfer nachempfunden sind, sollen sich Gärten als sozio-kulturelle Gebiete entwickeln, die nichts mehr mit dem kahlen Gefängnishof gemeinsam haben. Und mit dem aus dem Mittelalter stammenden Abzählreim „... Die drei zu zwei, die zwei zu eins, und eins zu keins“ findet sich auf der Brücke eine Beschwörungsformel, die dazu verwendet wurde, sich in schwierigen Situationen das Leben zu erleichtern. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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