Bauwerk
Autobusgroßgarage Leopoldau
fasch&fuchs.architekten - Wien (A) - 2006
11. März 2007 - Az W
Eine wechselvolle Vorgeschichte im Zeitraffer: 1988 wurde den Wiener Linien ein größeres Bauareal auf dem ca. 44 Hektar umfassenden Gelände des „Gaswerks Leopoldau“ in Wien-Floridsdorf angeboten, das - trotz Bodenkontaminierung durch Rückstände der Stadtgaserzeugung - als Standort für eine neue Autobusgroßgarage auserkoren wurde, zumal im Zuge der Umnutzung des Stadtentwicklungsgebietes „Nordbahnhofgelände“ die Absiedelung der bisherigen Busgarage Vorgartenstraße erforderlich war. Für die architektonische Gestaltung dieses in seiner Größe beträchtlichen Bauvorhabens wurde im Mai 1999 ein Verhandlungsverfahren mit vorgeschalteter europaweiter Interessentensuche ausgeschrieben. Aus den 51 eingelangten Bewerbungen aus Österreich, Deutschland, Frankreich und Großbritannien ging der Entwurf von fasch & fuchs vor Riegler Riewe und Feichtinger Architects als Sieger hervor. Das wesentliche Charakteristikum des kompakten wie eleganten Projektes war damals ein in drei Richtungen gefaltetes, transluzentes Membrandach, das sich als stützenfreie Konstruktion über die offenen Stellplätze für rund 230 Busse spannte.
In Folge eines Bauherrenwunsches, die Hallen für eine allfällige spätere Umnutzung zu rüsten sowie durch eine Verringerung der Stellfläche auf 180 Normalbusse kam es im Jahr 2003 zu einer grundlegenden Neuplanung, die auch einen konstruktiven Neuansatz bedingte. Die jetzt abschließbar bzw. dämmbar konzipierten Werkstatt-, Service- und Abstellhallen, die an das im Norden situierte Verwaltungsgebäude direkt anschließen, bestehen nun aus schräg gestellten Betonfertigteilen (statisch wirksamer Bock in Verbindung mit stützenden Betonfingern) und einer Dachkonstruktion aus Stahlfachwerk mit stirnseitigen Vordächern als Sonnenschutz. Obwohl zwischen Wettbewerbsentwurf und realisierter Lösung in gewissem Sinne Welten liegen und es eine Herausforderung gewesen sein dürfte, diverse komplexe funktionale Anforderungen „unter ein Dach“ zu bringen, präsentiert sich das bauliche Ergebnis als starke architektonische Setzung. Das Verkehrskonzept als wichtiger Parameter des Entwurfs bedingte eine klare Trennung von Autobus- und Individualverkehr und bestimmte die Situierung der Baukörper. Die Gesamtanlage dieser Großgarage für flüssiggasbetriebene Autobusse besteht aus einem langgestreckten Verwaltungstrakt im Norden, einem Werkstättenbereich im Westen (Einlaufhalle, Reparatur- und Servicehalle, Verwaltung der Werkstatt) und den 5 Abstellhallen im Südosten des Areals. Wie an einem sonnigen Besichtigungstag unschwer nachzuvollziehen lag ein Schwerpunkt der Planung - von den funktionellen Parametern abgesehen - auf der optimalen Führung des Tageslichts, das über zahlreiche Oberlichter auf die schrägen Betonwände fällt und von dort tief in die Hallen geführt wird, die schon aufgrund ihres Fassungsvermögens (36 Busse pro Segment) beeindrucken. Die Sequenz der abstützenden Betonsäulen definiert entlang der geneigten Wände eine Art Erschließungsgang für die Busfahrer, das Stahlfachwerk bildet über den abgestellten Fahrzeugen eine luftige Struktur.
Der Verwaltungstrakt überbrückt die Durchfahrt zwischen Werkstätte und Abstellhalle und markiert den nördlichen Abschluss des Areals, das ost- und südseitig noch einen Lärmschutzzaun aus Weidengeflecht erhalten wird. Der innenliegende Erschließungsgang der Verwaltung ist über die Stirnseiten und über Lichthöfe im Obergeschoss belichtet, die großflächig verglasten Aufenthalts- und Arbeitsräume sind aufgrund ihrer Ausrichtung nach Norden vor sommerlicher Überhitzung geschützt und bieten inmitten eines ausfransenden Nowherelands ein helles, ja großstädtisches Ambiente. Energieanbauten und Tankstelle sind in erforderlichem Sicherheitsabstand zur Gesamtanlage – und in Bereitschaft für den allnächtlichen Konvoi der einschwenkenden Busse – als markante Einzelbauten positioniert. Ökonomisch gedacht - und doch strahlt das Projekt viel mehr aus als die solide Zweckerfüllung. (Text: Gabriele Kaiser)
In Folge eines Bauherrenwunsches, die Hallen für eine allfällige spätere Umnutzung zu rüsten sowie durch eine Verringerung der Stellfläche auf 180 Normalbusse kam es im Jahr 2003 zu einer grundlegenden Neuplanung, die auch einen konstruktiven Neuansatz bedingte. Die jetzt abschließbar bzw. dämmbar konzipierten Werkstatt-, Service- und Abstellhallen, die an das im Norden situierte Verwaltungsgebäude direkt anschließen, bestehen nun aus schräg gestellten Betonfertigteilen (statisch wirksamer Bock in Verbindung mit stützenden Betonfingern) und einer Dachkonstruktion aus Stahlfachwerk mit stirnseitigen Vordächern als Sonnenschutz. Obwohl zwischen Wettbewerbsentwurf und realisierter Lösung in gewissem Sinne Welten liegen und es eine Herausforderung gewesen sein dürfte, diverse komplexe funktionale Anforderungen „unter ein Dach“ zu bringen, präsentiert sich das bauliche Ergebnis als starke architektonische Setzung. Das Verkehrskonzept als wichtiger Parameter des Entwurfs bedingte eine klare Trennung von Autobus- und Individualverkehr und bestimmte die Situierung der Baukörper. Die Gesamtanlage dieser Großgarage für flüssiggasbetriebene Autobusse besteht aus einem langgestreckten Verwaltungstrakt im Norden, einem Werkstättenbereich im Westen (Einlaufhalle, Reparatur- und Servicehalle, Verwaltung der Werkstatt) und den 5 Abstellhallen im Südosten des Areals. Wie an einem sonnigen Besichtigungstag unschwer nachzuvollziehen lag ein Schwerpunkt der Planung - von den funktionellen Parametern abgesehen - auf der optimalen Führung des Tageslichts, das über zahlreiche Oberlichter auf die schrägen Betonwände fällt und von dort tief in die Hallen geführt wird, die schon aufgrund ihres Fassungsvermögens (36 Busse pro Segment) beeindrucken. Die Sequenz der abstützenden Betonsäulen definiert entlang der geneigten Wände eine Art Erschließungsgang für die Busfahrer, das Stahlfachwerk bildet über den abgestellten Fahrzeugen eine luftige Struktur.
Der Verwaltungstrakt überbrückt die Durchfahrt zwischen Werkstätte und Abstellhalle und markiert den nördlichen Abschluss des Areals, das ost- und südseitig noch einen Lärmschutzzaun aus Weidengeflecht erhalten wird. Der innenliegende Erschließungsgang der Verwaltung ist über die Stirnseiten und über Lichthöfe im Obergeschoss belichtet, die großflächig verglasten Aufenthalts- und Arbeitsräume sind aufgrund ihrer Ausrichtung nach Norden vor sommerlicher Überhitzung geschützt und bieten inmitten eines ausfransenden Nowherelands ein helles, ja großstädtisches Ambiente. Energieanbauten und Tankstelle sind in erforderlichem Sicherheitsabstand zur Gesamtanlage – und in Bereitschaft für den allnächtlichen Konvoi der einschwenkenden Busse – als markante Einzelbauten positioniert. Ökonomisch gedacht - und doch strahlt das Projekt viel mehr aus als die solide Zweckerfüllung. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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