Bauwerk
Wohnhausanlage am Mühlweg – Bauteil C
Dietrich | Untertrifaller - Wien (A) - 2006
Nachhaltig wohnen
Ein hoher ökologischer Anspruch und die Ausführung in Holzmischbauweise waren die Vorgaben beim Bauträgerwettbewerb für die Holzbaumodellsiedlung am Mühlweg, den der Wohnfonds Wien in Kooperation mit der Holzforschung Austria auslobte.
16. Juni 2008 - Franziska Leeb
Die Novelle der Wiener Bauordnung im Jahr 2001 hat auch in der Bundeshauptstadt die Realisierung großvolumiger Holzbauten erleichtert. Drei Hauptgeschosse und ein Dachgeschoss bzw. vier Hauptgeschosse, wobei das Erdgeschoss im Wesentlichen aus nicht brennbaren Materialien bestehen muss, dürfen seither in Holz ausgeführt werden. Drei verschiedene Architekturbüros – Hermann Kaufmann und Johannes Kaufmann, Hubert Rieß und Dietrich|Untertrifaller –, alle mit Know-how und Routine im Bauen mit Holz, realisierten auf den drei Grundstücken des Floridsdorfer Vorzeigeprojekts ihre jeweils unterschiedlichen Gebäudekonzepte (siehe auch Zuschnitt 20).
Ideale Umstände
Das in energetischer Hinsicht konsequenteste Konzept bewerkstelligten Helmut Dietrich und Much Untertrifaller. Ihr in vier kompakte Häuser gegliederter Kopfbauteil wurde im Passivhausstandard ausgeführt – unter idealen Umständen, wie Much Untertrifaller betont. Das Grundstück ist eben, die städtebaulichen Vorgaben an der Stadtkante erlaubten es, Lage und Volumen der Baukörper zu optimieren und so die Verhältnisse von Gebäudeoberfläche zu Wohnnutzfläche sowie Erschließungsflächen zu Wohnnutzfläche bestmöglich zu gestalten. Und zudem war die Bereitschaft aller Beteiligten, Know-how, Engagement und auch Finanzmittel in das prestigereiche Musterprojekt zu investieren, dem Erfolg höchst förderlich. Spielraum für architektonische Extras sei dennoch wenig geblieben.
Holz verhüllt
Die vier im Karree angeordneten quaderförmigen Baukörper – drei gleich ausgerichtet, der vierte um 90 Grad gedreht, um den Freibereich mit Spielplatz stärker nach Süden zu öffnen – verfügen über vier Regelgeschosse und ein Attikageschoss mit umlaufender Dachterrasse.
Das Äußere präsentiert sich betont schlicht und auf den ersten Blick gar nicht holzlastig. Bloß die weit auskragenden angehängten Loggien und das oberste Geschoss zeigen Holz. Der Hauptkörper hingegen ist in blassem Erbsengrün verputzt und gibt das Darunter nicht preis. Es besteht aus einer Tragstruktur aus massiven Platten und Scheiben aus Brettsperrholz, die an den Stahlbetonkern des Treppenhauses gehängt ist. Innen sind Wände und Decken aus Gründen des Brandschutzes mit Gipskarton verkleidet. Sichtbar sind die Brettsperrholzelemente nur im Bereich der Loggien.
Konzept im Detail
Konstruktionstechnische Fehler und Ungenauigkeiten sind der Tod jedes Passivhauskonzepts, denn schließlich steht und fällt das ganze System mit dem Grad der Luftdichtigkeit der hoch wärmegedämmten Hülle. Alle Wandelemente wurden daher unter idealen Bedingungen im Werk vorgefertigt und bereits mit Fenstern, Dämmung (auf Holzfaserbasis) und Grundputz vor Ort versetzt.
Kurze Wege – sowohl für die Bewohner als auch für die Haustechnikleitungen – sind besonders im Passivhaus ein wichtiger Kostenfaktor. Es liegen alle Versorgungsschächte um den Betonkern, pro Haus gibt es eine Be- und Entlüftung. Die Luftführungen erfolgen wegsparend in den abgehängten Decken der Nebenräume. Komfort für die Nutzer bietet die Kombination aus stufenweiser Regelung in Normalbetriebslüftung und »Partystatus«, der Möglichkeit, in der Küche kurzfristig die Zu- und Abluftmenge zu steigern, und einer raumindividuellen Temperaturregelung mittels Kleinstradiatoren.
Vereinbar und konkurrenzfähig
Auch wenn die Architekten den mangelnden Spielraum für baukünstlerische Besonderheiten beklagen mögen, belegt die Anlage doch, dass die Themen Passivhaus und gestalterische Qualität vereinbar sind, wenn Planer am Werk sind, die beides verinnerlicht haben. Wie wohl kaum ein anderer Wiener Wohnbau der jüngeren Vergangenheit wurde die Wohnhausanlage am Mühlweg gründlich dokumentiert und evaluiert. Ein guter Ausgangspunkt, um daran weiterzuarbeiten, dass das nachhaltige Bauen mit Holz bald stärker systematisiert und somit besser konkurrenzfähig wird. (Zeitschrift Zuschnitt 30, 2008; Seite 15)
Ideale Umstände
Das in energetischer Hinsicht konsequenteste Konzept bewerkstelligten Helmut Dietrich und Much Untertrifaller. Ihr in vier kompakte Häuser gegliederter Kopfbauteil wurde im Passivhausstandard ausgeführt – unter idealen Umständen, wie Much Untertrifaller betont. Das Grundstück ist eben, die städtebaulichen Vorgaben an der Stadtkante erlaubten es, Lage und Volumen der Baukörper zu optimieren und so die Verhältnisse von Gebäudeoberfläche zu Wohnnutzfläche sowie Erschließungsflächen zu Wohnnutzfläche bestmöglich zu gestalten. Und zudem war die Bereitschaft aller Beteiligten, Know-how, Engagement und auch Finanzmittel in das prestigereiche Musterprojekt zu investieren, dem Erfolg höchst förderlich. Spielraum für architektonische Extras sei dennoch wenig geblieben.
Holz verhüllt
Die vier im Karree angeordneten quaderförmigen Baukörper – drei gleich ausgerichtet, der vierte um 90 Grad gedreht, um den Freibereich mit Spielplatz stärker nach Süden zu öffnen – verfügen über vier Regelgeschosse und ein Attikageschoss mit umlaufender Dachterrasse.
Das Äußere präsentiert sich betont schlicht und auf den ersten Blick gar nicht holzlastig. Bloß die weit auskragenden angehängten Loggien und das oberste Geschoss zeigen Holz. Der Hauptkörper hingegen ist in blassem Erbsengrün verputzt und gibt das Darunter nicht preis. Es besteht aus einer Tragstruktur aus massiven Platten und Scheiben aus Brettsperrholz, die an den Stahlbetonkern des Treppenhauses gehängt ist. Innen sind Wände und Decken aus Gründen des Brandschutzes mit Gipskarton verkleidet. Sichtbar sind die Brettsperrholzelemente nur im Bereich der Loggien.
Konzept im Detail
Konstruktionstechnische Fehler und Ungenauigkeiten sind der Tod jedes Passivhauskonzepts, denn schließlich steht und fällt das ganze System mit dem Grad der Luftdichtigkeit der hoch wärmegedämmten Hülle. Alle Wandelemente wurden daher unter idealen Bedingungen im Werk vorgefertigt und bereits mit Fenstern, Dämmung (auf Holzfaserbasis) und Grundputz vor Ort versetzt.
Kurze Wege – sowohl für die Bewohner als auch für die Haustechnikleitungen – sind besonders im Passivhaus ein wichtiger Kostenfaktor. Es liegen alle Versorgungsschächte um den Betonkern, pro Haus gibt es eine Be- und Entlüftung. Die Luftführungen erfolgen wegsparend in den abgehängten Decken der Nebenräume. Komfort für die Nutzer bietet die Kombination aus stufenweiser Regelung in Normalbetriebslüftung und »Partystatus«, der Möglichkeit, in der Küche kurzfristig die Zu- und Abluftmenge zu steigern, und einer raumindividuellen Temperaturregelung mittels Kleinstradiatoren.
Vereinbar und konkurrenzfähig
Auch wenn die Architekten den mangelnden Spielraum für baukünstlerische Besonderheiten beklagen mögen, belegt die Anlage doch, dass die Themen Passivhaus und gestalterische Qualität vereinbar sind, wenn Planer am Werk sind, die beides verinnerlicht haben. Wie wohl kaum ein anderer Wiener Wohnbau der jüngeren Vergangenheit wurde die Wohnhausanlage am Mühlweg gründlich dokumentiert und evaluiert. Ein guter Ausgangspunkt, um daran weiterzuarbeiten, dass das nachhaltige Bauen mit Holz bald stärker systematisiert und somit besser konkurrenzfähig wird. (Zeitschrift Zuschnitt 30, 2008; Seite 15)
Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt
Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifel
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