Bauwerk

Haus Lobau
MOOSMANN ZT GmbH - Wien (A) - 2005
Haus Lobau, Foto: Manfred Seidl
Haus Lobau, Foto: Manfred Seidl

Wohnwürfel auf japanisch

Mit einem reduzierten Passivhaus wurde Architekt Thomas Moosmann dem Wunsch nach japanisch-meditativem Lebensgefühl gerecht. Die Architektur ist konsequent auf ein Minimum reduziert. Die offenen Räume zelebrieren den Ausblick in die Aulandschaft.

16. März 2007 - Isabella Marboe
Die Begeisterung für Japan, Technik, Design und Architektur schärfte den Blick der Bauherren für das Wesentliche. Beruflich haben beide viel mit Menschen zu tun, privat sehnten sie sich nach befreiender Leere. Die radikal modularen Bauten von Thomas Moosmann und seinem ehemaligen Partner Georg Marterer kamen ihrem Ideal sehr nahe. Sie zählten zu den drei handverlesenen Büros, die sie um den Entwurf einer günstigen so genannten „japanischen Werkhalle“ baten. Thomas Moosmann bearbeitete das Projekt. Man verlor sich wieder aus den Augen.

Die Bauherren aber trieben weiter intensive Grund- und Architekturerkundung, entdeckten eines Tages die Passivbauweise - und das passende Grundstück: einen lauschigen Kleingarten am Schillerwasser, einem Nebenarm der Alten Donau. Im fernen Süden sieht man durch die Aulandschaft das Kraftwerk blitzen. „Hier fühlten wir uns gleich wohl, zum Kauf haben wir uns spontan entschieden“, sagt die Bauherrin. Dann bekam Architekt Moosmann einen Anruf: Die japanische High-Tech-Box solle ein kosten- und energiesparendes Passivhaus werden.

Die Bauordnung erlaubte 4,50 Meter Höhe bis zur Traufkante und 80 Quadratmeter Grundfläche. Das musste reichen für ein Wohnloft mit Küche, zwei Arbeitskojen, eine Chillout-Zone, Bad, Schlaf- und Gästezimmer. Bravourös verdichtete Moosmann das Raumprogramm zur puristischen Edelbox, deren offene Ebenen an der zweigeschoßigen Südglasfront in den Garten ausfließen. Der klare Holzleichtbau mit seinem kompakten Grundriss meistert souverän die Anforderung eines Passivhauses. Carport und Nebenraumband an der Grundgrenze schenken ihm einen intimen Hof.

Effiziente Räume

Jeder Zentimeter weniger Konstruktion ist mehr Raum. „Die stabilen und dennoch sehr leichten Träger sind aus Norwegen“, sagt Moosmann, „dadurch ist der Holzanteil der hochgedämmten Wand auf ein Minimum reduziert.“ Frei überspannen die Träger der dünnen Vollholzdecke den Wohnraum. Doppelt gemoppelt: Die Fundamentplatte genügt als Boden.

Der Zugang befindet sich im Westen: Ein Kasten bildet die Garderobe an der einläufigen Treppe, dahinter liegt in einer Flucht die Küche, die per Schiebetür komplett wegzuschalten ist. Die Haustechniknische birgt zudem eine Dusche für den Gast. Der Rest ist frei fließender, in Anthrazitgrau getauchter Raum, der die Wahrnehmung sensibilisiert und die Farbnuancen der Wände, Möbel und Böden ins Schwingen bringt. „Es ist eine Oase der Ruhe“, sagt die Bauherrin und nippt an ihrem weißen Tee. „Nichts steht herum, nichts lenkt ab, man kann einfach nur sein und den Blick ins Freie gleiten lassen.“

Durch die drei Glastüren im Osten blickt man auf den exklusiven japanischen Hof: eine stille Komposition aus sibirischer Lärche, Kies und einem artesischen Sichtbetonbrunnen zum Leib- und Seele-Baden.

Durchs Bad-Oberlicht winken die Fichten. Ein windverstrebtes Holzgerüst vorm Schlafraum, dem eine Glastür Morgensonne schenkt, lässt sich zur Pergolabrücke ausbauen. Den Freiraum davor teilen sich Regal und Schreibtisch. Der Platz an der Höhensonne gehört dem einzigen Stück, das aus dem alten Haus mitdurfte: einer gelben Rolf-Benz-Couch zum Versinken.

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Norbert Scheed

Fotografie