Bauwerk
Ground Zero - Neubebauung
- New York (USA) - 2002
In der Aufwärtsspirale
Definitive Projekte für die Bebauung von Ground Zero in New York
19. September 2007 - Andrea Köhler
Ziemlich verhalten ist der Jahrestag der Katastrophe vom 11. September 2001 dieses Mal in New York vorübergegangen; die Frage «Wann haben wir genug getrauert?» dürfte nicht nur die «New York Times» gestellt haben. Auch Mayor Blumberg, der dem Gedenken schon immer seinen pragmatischen Optimismus zur Seite stellte, gab einmal mehr den Apologeten des Zukunfts-Vertrauens; er wurde dafür von den Hinterbliebenen der Gefühllosigkeit geziehen. Auch dass die Gedenkfeier dieses Jahr nicht am Ort der Tragödie, sondern – wegen der Bauarbeiten – aus Sicherheitsgründen in einem nahe gelegenen Park stattfand, löste Empörung aus. Doch war diese Ortsverlegung allem voran auch ein gutes Zeichen. Sie zeigt, dass es nun nach sechs Jahren des Beinah-Stillstands auf Ground Zero endlich vorangeht. Aus dem «heiligen Grund» ist ein lärmiges Bauloch geworden.
Gesamtbild des Hochhauskomplexes
Noch immer kommen täglich zweihundert Briefe an die Adresse «10048 World Trade Center». Inzwischen haben die meisten Firmen wohl ihre Adresskartei überholt; im Jahre 2003 waren es noch über dreitausend. Der Name bleibt, doch was er bezeichnet, hat mit den einstigen Zwillingstürmen nicht mehr viel zu tun. Bisher steht erst einer der geplanten fünf neuen Wolkenkratzer; die Detailentwürfe der Bürotürme Nummer zwei, drei und vier wurden letzte Woche pünktlich zum Jahrestag der Attentate der Öffentlichkeit präsentiert. Erstmals ist damit die Gesamtansicht des Hochhauskomplexes zu sehen.
Zusammen mit dem «Freedom Tower», der, ausgehend von Daniel Libeskinds Entwürfen, von David Childs vom international tätigen Architekturbüro SOM realisiert wird, sollen die Gebäude rund um die Gedenkstätte in der Mitte des Platzes ein spiralförmiges Ensemble bilden. Dazu zählt ein aus vier schlanken Türmen bestehender Skyscraper des britischen Architekten Norman Foster, dessen imposante dreistöckige Glas-Lobby den Blick auf das Mahnmal freigeben wird. Dieses besteht aus zwei in die «Fussabdrücke» der gefallenen Zwillingstürme eingelassenen quadratischen Brunnenbecken sowie einer unterirdischen Galerie, wo die Namen der Opfer in die Wand eingraviert werden sollen.
Fosters rhombenförmige, nach oben hin abgeschrägte Glas- und Stahlkonstruktion ist der vielleicht ambitionierteste der Entwürfe, wohingegen der eher minimalistische Tower 4 des japanischen Architekten Fumihiko Maki am stärksten an das Design der gefallenen Zwillingstürme gemahnt. Das Gebäude soll erklärtermassen «Sinn für Respekt und Würde» ausstrahlen. Auch der von dem Briten Richard Rogers entworfene Tower 3, der sich durch diagonale Streben an der Aussenhaut des Gebäudes und vier lange Antennen auf den Ecken des Daches auszeichnet, hat eine riesige Glas-Lobby, in der eine Wand aus Leuchtdioden einen 30 Meter breiten Display für Kunstwerke bieten wird.
Die Skyscraper auf Ground Zero werden zu den höchsten Bauten New Yorks gehören und der Skyline eine ganz neue Linie geben. Der «Freedom Tower», dessen Antennenspitze analog zum Gründungsjahr der Vereinigten Staaten die symbolische Höhe von 1776 Fuss aufweisen soll, wird darin die symbolische Trutzburg sein. Nachdem Daniel Libeskinds graziöser Entwurf von den Behörden für nicht sicher und von dem Investor Larry Silverstein – der zu geringen Bürofläche wegen – für nicht profitabel genug befunden worden war, engagierte dieser flugs seinen Haus-Architekten David Childs, der bekannt dafür ist, den Profit nicht der Ästhetik zu opfern. Libeskind hatte eine 221 Meter hohe Kristallspirale geplant, die auf einem rund 320 Meter hohen Bürohaus sitzt; sie sollte an den ausgestreckten Arm der Freiheitsstatue erinnern.
Lebendige Szene
Die Enthüllung der definitiven Entwürfe für die Wiederbebauung von Ground Zero ist in den Medien nahezu unkommentiert geblieben – viel zu oft sind die Pläne geändert und überholt, die Bauarbeiten verschoben und jeder Fortschritt in unproduktiven und unwürdigen Querelen erstickt worden. Immerhin wird der Grundriss des gesamten Gebäude-Ensembles Libeskinds Plänen weitgehend folgen. Mehr als sechshundert Bauarbeiter sind derzeit dabei, die Fundamente für die drei neuen Hochhäuser, die Gedenkstätte und den Grossbahnhof auszuheben; die Grundsteine für den «Freedom Tower» sowie für das Mahnmal und das Museum sind schon gelegt. Alle Wolkenkratzer werden klima- und umweltfreundlich ausgestattet und sollen bis etwa 2013 stehen.
Inzwischen hat sich der angeschlagene Süden Manhattans zu einer der lebendigsten Szenen für die betuchten Stände entwickelt. Die Luxusapartments am Battery Park sind begehrt und die Leerstandsrate bei den Büros im Finanzdistrikt ist geringer als vor dem 11. September 2001. Die Investmentbank Goldman Sachs wird ihr neues Hauptquartier in der Nähe von Ground Zero aufschlagen, der Konkurrent Morgan Stanley hat gleichfalls Büroflächen angemietet. BMW, Tiffany's und Hermès haben sich installiert, und auch das Nachtleben boomt. Für die lebendige Infrastruktur mit kleinen Läden und einem gemischten Publikum, die Mayor Blumberg in seinen Reden so gerne beschwört, wird hier freilich wenig Platz übrig sein. Es sieht so aus, als sei die einst totgesagte Südspitze von Manhattan wieder zu einer Hochburg des Finanzkapitals mutiert.
Gesamtbild des Hochhauskomplexes
Noch immer kommen täglich zweihundert Briefe an die Adresse «10048 World Trade Center». Inzwischen haben die meisten Firmen wohl ihre Adresskartei überholt; im Jahre 2003 waren es noch über dreitausend. Der Name bleibt, doch was er bezeichnet, hat mit den einstigen Zwillingstürmen nicht mehr viel zu tun. Bisher steht erst einer der geplanten fünf neuen Wolkenkratzer; die Detailentwürfe der Bürotürme Nummer zwei, drei und vier wurden letzte Woche pünktlich zum Jahrestag der Attentate der Öffentlichkeit präsentiert. Erstmals ist damit die Gesamtansicht des Hochhauskomplexes zu sehen.
Zusammen mit dem «Freedom Tower», der, ausgehend von Daniel Libeskinds Entwürfen, von David Childs vom international tätigen Architekturbüro SOM realisiert wird, sollen die Gebäude rund um die Gedenkstätte in der Mitte des Platzes ein spiralförmiges Ensemble bilden. Dazu zählt ein aus vier schlanken Türmen bestehender Skyscraper des britischen Architekten Norman Foster, dessen imposante dreistöckige Glas-Lobby den Blick auf das Mahnmal freigeben wird. Dieses besteht aus zwei in die «Fussabdrücke» der gefallenen Zwillingstürme eingelassenen quadratischen Brunnenbecken sowie einer unterirdischen Galerie, wo die Namen der Opfer in die Wand eingraviert werden sollen.
Fosters rhombenförmige, nach oben hin abgeschrägte Glas- und Stahlkonstruktion ist der vielleicht ambitionierteste der Entwürfe, wohingegen der eher minimalistische Tower 4 des japanischen Architekten Fumihiko Maki am stärksten an das Design der gefallenen Zwillingstürme gemahnt. Das Gebäude soll erklärtermassen «Sinn für Respekt und Würde» ausstrahlen. Auch der von dem Briten Richard Rogers entworfene Tower 3, der sich durch diagonale Streben an der Aussenhaut des Gebäudes und vier lange Antennen auf den Ecken des Daches auszeichnet, hat eine riesige Glas-Lobby, in der eine Wand aus Leuchtdioden einen 30 Meter breiten Display für Kunstwerke bieten wird.
Die Skyscraper auf Ground Zero werden zu den höchsten Bauten New Yorks gehören und der Skyline eine ganz neue Linie geben. Der «Freedom Tower», dessen Antennenspitze analog zum Gründungsjahr der Vereinigten Staaten die symbolische Höhe von 1776 Fuss aufweisen soll, wird darin die symbolische Trutzburg sein. Nachdem Daniel Libeskinds graziöser Entwurf von den Behörden für nicht sicher und von dem Investor Larry Silverstein – der zu geringen Bürofläche wegen – für nicht profitabel genug befunden worden war, engagierte dieser flugs seinen Haus-Architekten David Childs, der bekannt dafür ist, den Profit nicht der Ästhetik zu opfern. Libeskind hatte eine 221 Meter hohe Kristallspirale geplant, die auf einem rund 320 Meter hohen Bürohaus sitzt; sie sollte an den ausgestreckten Arm der Freiheitsstatue erinnern.
Lebendige Szene
Die Enthüllung der definitiven Entwürfe für die Wiederbebauung von Ground Zero ist in den Medien nahezu unkommentiert geblieben – viel zu oft sind die Pläne geändert und überholt, die Bauarbeiten verschoben und jeder Fortschritt in unproduktiven und unwürdigen Querelen erstickt worden. Immerhin wird der Grundriss des gesamten Gebäude-Ensembles Libeskinds Plänen weitgehend folgen. Mehr als sechshundert Bauarbeiter sind derzeit dabei, die Fundamente für die drei neuen Hochhäuser, die Gedenkstätte und den Grossbahnhof auszuheben; die Grundsteine für den «Freedom Tower» sowie für das Mahnmal und das Museum sind schon gelegt. Alle Wolkenkratzer werden klima- und umweltfreundlich ausgestattet und sollen bis etwa 2013 stehen.
Inzwischen hat sich der angeschlagene Süden Manhattans zu einer der lebendigsten Szenen für die betuchten Stände entwickelt. Die Luxusapartments am Battery Park sind begehrt und die Leerstandsrate bei den Büros im Finanzdistrikt ist geringer als vor dem 11. September 2001. Die Investmentbank Goldman Sachs wird ihr neues Hauptquartier in der Nähe von Ground Zero aufschlagen, der Konkurrent Morgan Stanley hat gleichfalls Büroflächen angemietet. BMW, Tiffany's und Hermès haben sich installiert, und auch das Nachtleben boomt. Für die lebendige Infrastruktur mit kleinen Läden und einem gemischten Publikum, die Mayor Blumberg in seinen Reden so gerne beschwört, wird hier freilich wenig Platz übrig sein. Es sieht so aus, als sei die einst totgesagte Südspitze von Manhattan wieder zu einer Hochburg des Finanzkapitals mutiert.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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