Bauwerk
PA2 - Das Chamäleonhaus
PPAG - Zurndorf (A) - 2006
1. April 2007 - Az W
Auf einer Bauparzelle neben einem von Adolf Krischanitz Mitte der 1990er Jahre in der Tradition der burgenländischen Streckhöfe errichteten Einfamilienhaus und dem sogenannten „Haus mit der Elefantenhaut“ (siehe jeweils gesonderte Beiträge) erweckt das schillernde „Chamäleonhaus“ alias „Kastenhaus“ in seinem augenscheinlichen Farbenspiel die Aufmerksamkeit der Spaziergänger, Pferdeliebhaber oder Friedrichshofbewohner.
Das unmittelbare Umfeld des Hauses ist insofern von kultureller Bedeutung, als 1972 eine Kommune rund um den Wiener Aktionisten Otto Mühl das Areal des Friedrichshofs (einst ein landwirtschaftliches Mustergut in der Parndorfer Heide) erworben hatte, um hier ein alternatives Lebens- und Gesellschaftsmodell zu erproben. Nach Auflösung der Kommune im Jahr 1990 wird der Friedrichshof in eine Genossenschaft eingebracht, viele der ehemaligen Kommunarden verlassen das Areal, zahlreiche neue Bewohner siedeln sich an. Heute leben rund 150 Menschen auf dem Friedrichshof, es gibt ein Seminarhotel mit Sportanlagen, Pferdekoppeln, einen Schwimmteich, Künstlerateliers, ein Gasthaus samt Garten am „Roten Platz“ usw., eine kleine Daueraustellung zum Wiener Aktionismus erinnert an längst verblichene Kommunen-Zeiten. Der Masterplan für ein kleines Bauareal in Zurndorf stammt von Adolf Krischanitz, dem als Besiedlungsmodell vermutlich jener introvertierte burgenländische Hoftypus vorgeschwebt war, den er selbst beispielhaft auf einem Bauplatz realisierte.
Die beiden Häuser von PPAG nebenan folgen einer anderen Strategie, drücken Individualität auch nach außen aus, stehen als eigenwillige Solitäre in der Obstbaumwiese. Den Namen verdankt das Chamäleonhaus seiner Fassade aus Alucobond Spectra Grey - „bekannt von den angeberisch lackierten Autos, die im Vorbeifahren die Farbe ändern.“ (PPAG) Analog dazu oszilliert auch die Farbe des Hauses je nach Licht-Reflexionswinkel und Betrachterstandpunkt zwischen Violett, Grau, Rosa und Grün.
Die innere Organisation enstpricht einem räumlichen Knoten: Ausgehend von der großen Wohnküche im EG mit unterschiedlichen Raumhöhen zwischen 2,26 m und 3,90 m schraubt sich eine in immer andere Richtungen orientierte Raumflucht nach oben bis zur Dachterrasse. Die Außenwände und Decken bestehen aus Kreuzlagenholz, innen unbehandelt belassen, wobei die Innenseiten der Außenwände jeweils als Regale ausgebildet sind. Die dadurch scheinbar dicken „Mauern“ sind im Fensterbereich entsprechend angeschrägt, um den Lichteinfall zu optimieren. Die Bodenflächen bestehen aus einer vorwiegend weißen (im Kinderzimmer bzw. im Gästebereich roten bzw. blauen) PU-Beschichtung, die Fensterkonstruktionen sind aus Aluminium. Die Innentüren kommen ohne Stock uns Zarge aus: In die Holzwand ist ein Falz gefräst, in den das herkömmliche Türblatt stumpf einschlägt.
Die Ruhe des privaten Lebens ist am Friedrichshof längst eingekehrt, hektische Betriebsamkeit herrscht ein paar Felder weiter in den Wipfeln eines Wäldchens, wo tausende Krähen und einige Elstern kreischend ihre Nistplätze umkreisen. (Text: Gabriele Kaiser)
Das unmittelbare Umfeld des Hauses ist insofern von kultureller Bedeutung, als 1972 eine Kommune rund um den Wiener Aktionisten Otto Mühl das Areal des Friedrichshofs (einst ein landwirtschaftliches Mustergut in der Parndorfer Heide) erworben hatte, um hier ein alternatives Lebens- und Gesellschaftsmodell zu erproben. Nach Auflösung der Kommune im Jahr 1990 wird der Friedrichshof in eine Genossenschaft eingebracht, viele der ehemaligen Kommunarden verlassen das Areal, zahlreiche neue Bewohner siedeln sich an. Heute leben rund 150 Menschen auf dem Friedrichshof, es gibt ein Seminarhotel mit Sportanlagen, Pferdekoppeln, einen Schwimmteich, Künstlerateliers, ein Gasthaus samt Garten am „Roten Platz“ usw., eine kleine Daueraustellung zum Wiener Aktionismus erinnert an längst verblichene Kommunen-Zeiten. Der Masterplan für ein kleines Bauareal in Zurndorf stammt von Adolf Krischanitz, dem als Besiedlungsmodell vermutlich jener introvertierte burgenländische Hoftypus vorgeschwebt war, den er selbst beispielhaft auf einem Bauplatz realisierte.
Die beiden Häuser von PPAG nebenan folgen einer anderen Strategie, drücken Individualität auch nach außen aus, stehen als eigenwillige Solitäre in der Obstbaumwiese. Den Namen verdankt das Chamäleonhaus seiner Fassade aus Alucobond Spectra Grey - „bekannt von den angeberisch lackierten Autos, die im Vorbeifahren die Farbe ändern.“ (PPAG) Analog dazu oszilliert auch die Farbe des Hauses je nach Licht-Reflexionswinkel und Betrachterstandpunkt zwischen Violett, Grau, Rosa und Grün.
Die innere Organisation enstpricht einem räumlichen Knoten: Ausgehend von der großen Wohnküche im EG mit unterschiedlichen Raumhöhen zwischen 2,26 m und 3,90 m schraubt sich eine in immer andere Richtungen orientierte Raumflucht nach oben bis zur Dachterrasse. Die Außenwände und Decken bestehen aus Kreuzlagenholz, innen unbehandelt belassen, wobei die Innenseiten der Außenwände jeweils als Regale ausgebildet sind. Die dadurch scheinbar dicken „Mauern“ sind im Fensterbereich entsprechend angeschrägt, um den Lichteinfall zu optimieren. Die Bodenflächen bestehen aus einer vorwiegend weißen (im Kinderzimmer bzw. im Gästebereich roten bzw. blauen) PU-Beschichtung, die Fensterkonstruktionen sind aus Aluminium. Die Innentüren kommen ohne Stock uns Zarge aus: In die Holzwand ist ein Falz gefräst, in den das herkömmliche Türblatt stumpf einschlägt.
Die Ruhe des privaten Lebens ist am Friedrichshof längst eingekehrt, hektische Betriebsamkeit herrscht ein paar Felder weiter in den Wipfeln eines Wäldchens, wo tausende Krähen und einige Elstern kreischend ihre Nistplätze umkreisen. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig