Bauwerk

Villa Massera
Gerhard Steixner - Wien (A) - 2006
Villa Massera, Foto: Gerald Zugmann
Villa Massera, Foto: Gerald Zugmann
Villa Massera, Foto: Gerald Zugmann
22. April 2007 - Az W
Diese Villa für zwei Personen verknüpft auf drei um eine zentrale Halle organisierten Ebenen die hohen Standards zeitgemäßen Wohnens mit ökologischer Verantwortung und versierter Materialverwendung. Das Bauherrenpaar habe, so der Architekt, seine Initiation in Sachen Wohnkultur bei einer Besichtigung der Villa Beer von Josef Frank aus dem Jahr 1930 erfahren, konnte in bezug auf den Entwurf für das eigene Haus in Wien-Nussdorf aber davon überzeugt werden, dass diese einzigartige Wiener Variante der Klassischen Moderne zwar höchster Maßstab, aber nicht Ziel heutiger Planung sein könne. Eine gegenwärtige Interpretation dürfe „die veränderten Ansprüche an das Wohnen, die neuen konstruktiven Möglichkeiten, die prekäre Energiesituation und die Verfügbarkeit von Informationen und Materialien aus aller Welt“ nicht außer acht lassen und müsse aus diesen Möglichkeiten Nutzen ziehen. Leicht gesagt, leicht getan? „Das Vernunftschöne der Konstruktion und das Naturschöne des Materials sind hier zu einem behaglichen Ambiente verbunden, dessen ästhetischer Genuss auch im Zeitenwandel bestehen bleibt“, so der Architekt.

Die Tragstruktur des Hauses ist ein moderner Blockbau aus Stahlbeton und Brettschichtholz. Eine collagierte Haut aus Aluminium, Backstein und Kupfer gibt wartungsfreien Witterungsschutz. Die Vorzüge des Leichtbaus (Präzision und rasche Montage) werden mit jenen des Massivbaus (Speicherfähigkeit und Aussteifung) zu einer wirtschaftlichen Gesamtlösung verbunden. Die gewählten Materialien, das zeigt sich vor allem im Inneren des Gebäudes, sind von hoher baubiologischer Qualität, verfügen aber auch über hohen visuellen und haptischen Reiz. Entgegen einem landläufigen Dogma der zeitgenössischen Architektur, das Material- und Farbarmut vorzuschreiben scheint, wird in diesem Gebäude die hohe Disziplin der Vielfalt gepflegt: Stein, Hölzer, Gläser, Metalle, Textilien - all diese Materialien sind zweckentsprechend eingesetzt und definieren bzw. begrenzen unterschiedliche Nutzungsbereiche des Hauses ohne Fingerzeig.

Raumprägendes Element ist an der Nordseite der Halle eine schieferbekleidete Absorberwand mit einem südlich vorgeschalteten Oberlichtband, dessen Energieeintrag in die Masse der Absorberwand sowie in die Bodenplatte und Decken eingespeichert wird, sodass die Heizperiode erheblich kürzer ausfällt. Zudem werden die Energiekosten durch die Nutzung der Erwärme über Tiefsonden mittels Wärmepumpe sowie durch Sonnenenergienutzung durch Kollektoren am Dach verringert. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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