Bauwerk

Wohnanlage Heinfels
architekturteam steinklammer - Heinfels (A) - 2004
Wohnanlage Heinfels, Foto: Kurt Pock
Wohnanlage Heinfels, Foto: Kurt Pock
Wohnanlage Heinfels, Foto: Kurt Pock

Wohn auf Holz!

In der Gemeinde Heinfels plante Architekt Georg Steinklammer den ersten reinen Holz-Wohnbau von ganz Osttirol. Dabei trifft örtliche Bautradition auf urbane Formensprache. Vier dreistöckige Holzhäuser sorgen nun für städtisches Flair in den Bergen.

28. April 2007 - Isabella Marboe
Die schwäbischen Zimmerleute hatten's in sich. Ohne einen einzigen Nagel bauten sie massive Sparren und Träme anno 1781 zu eindrucksvollen Brückentragwerken zusammen. Schadlos überstand eines davon die Jahrhunderte, bis heute überwindet die denkmalgeschützte „Bungrugge“ mit 61 Meter Spannweite den Villgratenbach. Er liegt am Ortsende von Heinfels, direkt an der Bundesstraße, die Südtirol und Lienz verbindet.

An dieser Hauptverkehrsader wollte die Gemeinde auf einem freien Baugrund ein Exempel statuieren und eine soziale Wohnanlage aus Holz errichten. Realisiert wurde das Vorhaben von der Osttiroler Siedlungsgenossenschaft. Auch die Holzforschung Austria und pro Holz beteiligten sich an diesem regionalen Pionierprojekt.

Architekt Georg Steinklammer plante die dreistöckigen Zweispänner aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und in Niedrigenergiebauweise. Darüber schweben auf zarten Stahlstützen abstrakt anmutende, ausladende Satteldächer. Sie schützen die Balkonmäander vor der rauen, alpinen Witterung und ermöglichen halb öffentliche, überdachte Freibereiche, in denen sich traditionelle und urbane Bauformen verbinden.

Blutrote Tradition

„Die Gemeinde wollte ein Satteldach, der Bauträger wünschte sich eine pflegeleichte Anlage“, sagt Architekt Steinklammer. Rotes Ochsenblut und große Dachvorstände hätten in dieser Gegend eine lange Tradition. Die Traufkanten sind als Witterungsschutz weit über die hinterlüftete Fassade vorgezogen. Diese besteht aus sägerauen Brettern, die dreifach lackiert sind - ohne Blut, mit Farbe.

Im Norden grenzt das etwa 60 Meter breite Grundstück an die Straße. Zwei nord-süd-orientierte Baukörper dienen als Lärmschutz und privat-öffentliches Portal. Dazwischen führt der zentrale Weg zu den beiden Häusern in der Südhälfte des Grundstücks, wo der starke Wind von der Stellung der Gebäude etwas eingebremst wird. So können die Mieter entspannt in ihren Vorgärten und auf ihren Westbalkonen sitzen. Unter anderem sieht man von hier auf die Hackschnitzelanlage, mit deren Hilfe die 24 Wohnungen ressourcenschonend beheizt werden.

„Es ist die erste Wohnanlage in Osttirol, die komplett in Holz errichtet wurde“, erklärt Steinklammer, „wir hatten eine extrem kurze Bauzeit, aber einen sehr hohen Planungsaufwand. Alle tragenden Elemente wurden mitsamt der Schalung komplett vorgefertigt.“ Auch innen bleibt die hölzerne Bauweise spürbar: Geschliffenene Massivholzdecken und Parkettböden treten an die Oberfläche.

Und was sagen die Bewohner? „Ich liebe diese Wohnung mit der großen Terrasse und der smarten Küche. Ich wollte immer schon Kochen, Essen und Wohnen in einem Raum haben“, sagt etwa die Mieterin einer Dachgeschoßwohnung, „es ist eine ruhige Anlage.“ Hinter dem Vorraum liegt der nordseitige Kochbereich mit Eckbank. Hier hat man die malerische Ruine Heinfels im Blick. Vor dem südseitigen Wohnbereich hat man nur noch die beschattete Terrasse vor sich. Keck ragt sie ums Eck, damit man von hier auch noch den Dorfberg von St. Oswald erspähen kann.

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