Bauwerk
Haus Madi
Geri Blasisker - Weer (A) - 2004
Rundherum holzgewickelt
Einer finanzschwachen, eigenleistungswilligen Familie ohne Gartenambitionen entwarf Architekt Gerhard Blasisker ein Low-Budget- Haus mit selbstbaugerechten Details und vermietbarem Einlieger am Garten. Blickschützend mäandert sich die sägeraue Holzfassade um den Kontrapunkt-Bau im Tiroler Ort Weer. Seine drei Ebenen mit großer Dachterrasse zum ungestörten Grillen bieten alles, was es zum Leben braucht.
29. Oktober 2005 - Isabella Marboe
An den Kauf eines Grundstücks ließ sich beim mageren Budget gar nicht erst denken, auch Wohnungen in und um Innsbruck waren unleistbar. Also beschlossen die Bauherren, ihr Wohnschicksal in die Hand zu nehmen und sich das eigene Haus am elterlichen Grund selbst zu bauen. Architekt Gerhard Blasisker gab Konstruktionsanleitung und plante einen klar konzipierten Low-Budget-Bau mit handfertigen Details. Das Paar erwartete sein erstes Kind, reist leidenschaftlich gern, hat oft Gäste und wollte möglichst energieschonend, ungestört und günstig mit Sonne und Fernblick leben. Innige Nachbarschafts- und intensive Gartenpflege ist nicht ihr Ding. Sie brauchten offene, gesellige Wohnräume, individuelle Rückzugsnischen und einen uneinsehbaren Platz im Freien zum Grillen, Feiern, Kartenspielen. Im Garten sollte ein vermietbarer Einlieger liegen, wo später ein erwachsenes Kind wohnen konnte. Der Grund liegt etwa 15 km östlich von Innsbruck im kleinen Ort Weer: eine Anhäufung typischer Tiroler Einfamilienhäuser mit ausladenden Dächern in sauber parzellierten Gärten, die im Tal vor mächtigen Bergrücken dicht aneinander rücken. Unweit vom Dorfkern, liegt der 700-Quadratmeter- Grund inmitten einer einfamilienhausgesäumten Zufahrtsstraßeninsel. Selbstbewusst steht nun der dreistöckige, kompakte Bau mit seiner sägerauen Lärchenholzschalung im Garten auf einer 1,5 Meter dicken Betonplatte, die als Frostkoffer wirkt. Rechteckig, mit Flachdach, 10 m lang, 5 m breit, hält er geradlinig dem vorherrschenden alpinen Hausstil stand. Die uneinsehbaren Glasbänder unter der Decke, die je nach Blick- und Himmelsrichtung schräg auf- und abwärts wandern, holen präzise und achtsam die Landschaft herein. Lapidar sind in die günstige Fixverglasung zum Lüften Fensterstöcke eingeschnitten, hinterm obersten Wandstreifen weitet sich die Wohn-Koch- Ess-Ebene zur Dachterrasse: Hoch überm Nachbarhorizont ist hier nur noch Alpennaturpanorama.
Die aufmerksame Abfolge introvertierter und extrovertierter Zonen und höchste Ökonomie bei materiellen und energetischen Ressourcen sind die Themen dieses Hauses, Licht und Ausblick durch die bewegten Glasbänder akzentuieren Rückzug oder Weite. Die Reduktion aufs Nötigste eröffnet hier der Familie die Freiheit, die sie zum lebendigen Wachsen braucht. Installationsführende Fertigteildecken, aus deren Löchern lapidar Glühbirnen ragen, und rau verputzte Stahlbetonscheiben bilden konstruktive Grundstruktur und fast türlos auf jeder Ebene differenziert fließenden Raum. Stark gedämmt, wirken sie auch als betonkernaktivierte, gedämmte Speichermasse für den Niedrigenergiestandard und die schalltechnische Trennung des Einliegers. Blickweitend knickt sich das Horizontalband in dessen Wohnküche am Südwesteck abwärts, um sich überm offenen Badeflur dezent lichtspendend an die Decke zurückzuziehen.
Der Familieneingang ist eben im Süden, an der ersten und einzigen durchgehenden, schalldichten Wandscheibe im Osten führt oberlichtbandhell die einläufige Fertigteilstiege nach oben, wo zwei Scheiben einen mittig nord-südbelichteten Raumstreifen definieren. Hinter der Ostwand liegt mit Schiebetüroption der Badeflur mit Toilette, im Westen lassen sich zwei Räume schaffen. Das Herz des Familienlebens aber schlägt ganz oben, wo sich meterlang die einzeilige Küche an die Nordlängsseite schmiegt, um dem Essen vorm aufblendenden Südostglaseck mit Kellerjochblick offen zu stehen, während sie das Wandeck ums oberlichterhellte Wohnen optisch ausblendet. Die hohen Scheiben schaffen einen intim geschützten Rahmen, vor dem die Dachterrassenweite an der Westglasfront umso stärker wirkt.
Die aufmerksame Abfolge introvertierter und extrovertierter Zonen und höchste Ökonomie bei materiellen und energetischen Ressourcen sind die Themen dieses Hauses, Licht und Ausblick durch die bewegten Glasbänder akzentuieren Rückzug oder Weite. Die Reduktion aufs Nötigste eröffnet hier der Familie die Freiheit, die sie zum lebendigen Wachsen braucht. Installationsführende Fertigteildecken, aus deren Löchern lapidar Glühbirnen ragen, und rau verputzte Stahlbetonscheiben bilden konstruktive Grundstruktur und fast türlos auf jeder Ebene differenziert fließenden Raum. Stark gedämmt, wirken sie auch als betonkernaktivierte, gedämmte Speichermasse für den Niedrigenergiestandard und die schalltechnische Trennung des Einliegers. Blickweitend knickt sich das Horizontalband in dessen Wohnküche am Südwesteck abwärts, um sich überm offenen Badeflur dezent lichtspendend an die Decke zurückzuziehen.
Der Familieneingang ist eben im Süden, an der ersten und einzigen durchgehenden, schalldichten Wandscheibe im Osten führt oberlichtbandhell die einläufige Fertigteilstiege nach oben, wo zwei Scheiben einen mittig nord-südbelichteten Raumstreifen definieren. Hinter der Ostwand liegt mit Schiebetüroption der Badeflur mit Toilette, im Westen lassen sich zwei Räume schaffen. Das Herz des Familienlebens aber schlägt ganz oben, wo sich meterlang die einzeilige Küche an die Nordlängsseite schmiegt, um dem Essen vorm aufblendenden Südostglaseck mit Kellerjochblick offen zu stehen, während sie das Wandeck ums oberlichterhellte Wohnen optisch ausblendet. Die hohen Scheiben schaffen einen intim geschützten Rahmen, vor dem die Dachterrassenweite an der Westglasfront umso stärker wirkt.
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Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Maria Salchner
Dietmar Öfner
Tragwerksplanung