Bauwerk
Stadtvilla Wiesinger
schwarz.platzer.architekten - Graz (A) - 2005
10. Juli 2007 - HDA
Die Villa, ursprünglich ein vornehmes Haus auf dem Lande, gilt als Ausdruck repräsentativer Wohnkultur und verfeinerter Lebensart. Seit dem 18.Jahrhundert zunehmend auch in vorstädtischen Lagen erbaut bildet diese in vielen größeren Städten ganze Orte und prägt Milieus. So auch in Graz.
Inmitten einer solchen Gründerzeit-Villenbebauung in Graz-Geidorf errichteten Schwarz.Platzer.Architekten für eine fünfköpfige Familie eine Stadtvilla und orientierten sich dabei mehr an den Vorstellungen Adolf Loos’ als an jenen der Nachbarn. In seinem 1921 erschienenen Aufsatz „Wohnen lernen!“ beschreibt Adolf Loos das moderne Haus für eine Familie, die ohne Dienstboten auskommen muss: Oben wird geschlafen, unten findet das Familienleben statt, wobei die Zubereitung der Speisen im Wohnraum stattfindet, denn die Frau des Hauses hat ein Anrecht darauf „ihre Zeit im Wohnzimmer zu verbringen“. Der damit verbundenen Nutzungszuschreibung der Räume begegnet Loos mit dem so genannten „Raumplan“, der jedem Raum seine ihm adäquate Raumhöhe zuordnet.
Dieses sich daraus ergebende komplexe Spiel von Höhen und unterschiedlichen Raumqualitäten und Blickbeziehungen zeichnet auch die Stadtvilla Wiesinger aus. Außen ein schlichter Kubus in Großtafelbauweise aus verputzten und teils holzverkleideten Flächen reihen sich innen über vier Geschosse von unten beginnend der Gymnastikraum mit drei Metern Raumhöhe und mit geringerer Höhe Werkstatt, Gästezimmer, Bad, Sauna und Technikraum, im Erdgeschoss der zentrale Wohn- und Essbereich mit erhöhtem Bereich für Musizieren und Büro, im 1. Obergeschoss rund um einen zentralen Bereich mit Loggia angeordnet die Kinderzimmer und das Bad, und ganz oben das Elternschlafzimmer mit Dachterrasse und eigenem Bad.
Zwischen den Geschossen lädt die Treppe mit integriertem Stauraum für Bücher und Wäsche zum Verweilen und Ausschau halten ein.
Dass das Haus jede Menge Licht und Ausblicke bietet, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden: Von jeder Ebene gibt es einen Zugang ins Freie und die Fenster sind in allen Räumen so gesetzt, dass sie der Raumfunktion entsprechen: Raumhohe Verglasungen im Wohnbereich mit vorgelagerter Terrasse und somit der Garten als Fortsetzung des Innenraums, durch Absenkung des Terrains eine raumhohe Verglasung und Zugang zum Garten im Untergeschoss, im Kinderbereich die Loggia und ganz oben der freie Blick ins Grüne.
Dass die Gesamtkosten für das Niedrigenergiehaus bei 1300 Euro pro Quadratmeter liegen, zeichnet das Haus noch zusätzlich aus. (Text: Jörg Kindermann)
Inmitten einer solchen Gründerzeit-Villenbebauung in Graz-Geidorf errichteten Schwarz.Platzer.Architekten für eine fünfköpfige Familie eine Stadtvilla und orientierten sich dabei mehr an den Vorstellungen Adolf Loos’ als an jenen der Nachbarn. In seinem 1921 erschienenen Aufsatz „Wohnen lernen!“ beschreibt Adolf Loos das moderne Haus für eine Familie, die ohne Dienstboten auskommen muss: Oben wird geschlafen, unten findet das Familienleben statt, wobei die Zubereitung der Speisen im Wohnraum stattfindet, denn die Frau des Hauses hat ein Anrecht darauf „ihre Zeit im Wohnzimmer zu verbringen“. Der damit verbundenen Nutzungszuschreibung der Räume begegnet Loos mit dem so genannten „Raumplan“, der jedem Raum seine ihm adäquate Raumhöhe zuordnet.
Dieses sich daraus ergebende komplexe Spiel von Höhen und unterschiedlichen Raumqualitäten und Blickbeziehungen zeichnet auch die Stadtvilla Wiesinger aus. Außen ein schlichter Kubus in Großtafelbauweise aus verputzten und teils holzverkleideten Flächen reihen sich innen über vier Geschosse von unten beginnend der Gymnastikraum mit drei Metern Raumhöhe und mit geringerer Höhe Werkstatt, Gästezimmer, Bad, Sauna und Technikraum, im Erdgeschoss der zentrale Wohn- und Essbereich mit erhöhtem Bereich für Musizieren und Büro, im 1. Obergeschoss rund um einen zentralen Bereich mit Loggia angeordnet die Kinderzimmer und das Bad, und ganz oben das Elternschlafzimmer mit Dachterrasse und eigenem Bad.
Zwischen den Geschossen lädt die Treppe mit integriertem Stauraum für Bücher und Wäsche zum Verweilen und Ausschau halten ein.
Dass das Haus jede Menge Licht und Ausblicke bietet, braucht eigentlich nicht extra erwähnt zu werden: Von jeder Ebene gibt es einen Zugang ins Freie und die Fenster sind in allen Räumen so gesetzt, dass sie der Raumfunktion entsprechen: Raumhohe Verglasungen im Wohnbereich mit vorgelagerter Terrasse und somit der Garten als Fortsetzung des Innenraums, durch Absenkung des Terrains eine raumhohe Verglasung und Zugang zum Garten im Untergeschoss, im Kinderbereich die Loggia und ganz oben der freie Blick ins Grüne.
Dass die Gesamtkosten für das Niedrigenergiehaus bei 1300 Euro pro Quadratmeter liegen, zeichnet das Haus noch zusätzlich aus. (Text: Jörg Kindermann)
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Kristin und Michael Wiesinger
Tragwerksplanung
Fotografie