Bauwerk
Haus C.
Dietrich | Untertrifaller - Hard (A) - 1997
Ein Haus mit silbernen Segeln
Nahe dem Bodenseeufer, zwischen alten Fabriken und den üblichen Wohnhäusern, gibt es noch Idyllen. Architekt Much Untertrifaller hat in der Gemeinde Hard für ein großzügiges Einfamilienhaus die Gunst der Lage genützt.
19. Januar 2000 - Gert Walden
Grundstücke wie jenes für das Haus in Hard zählen nicht nur in Vorarlberg zu den besonderen Raritäten. Mitten im Mischgebiet findet sich ein Bach samt Trauerweiden und Platz für ein 244 Quadratmeter großes Wohngebäude.
Architekt Much Untertrifaller, der gemeinsam mit Helmut Dietrich die Probebühne für das Bregenzer Festspielhaus entworfen hat, reagierte auf diese Situation mit einem rechteckigen Baukörper, der sich fast ausschließlich zum Südwesten und damit zum vorbeifließenden Gewässer hin orientiert. Mit einer solchen Disposition kehrt das dreigeschoßige Haus einer Fabrik den Rücken zu, sodass sich eine ungetrübte Wohnsituation ergibt. Doch das Haus, welches den mittlerweile zum Vorarlberger Standardrepertoire zählenden Holzboxen ähnlich sieht, ist in seiner Konzeption komplexer. Die drei Etagen sind nach oben hin gestaffelt, sodass sich zwischen der strikten äußeren Begrenzung durch eine Stahlkonstruktion, immer größere Terrassen öffnen, die eine räumlich interessante Schicht zwischen Innen und Außen bilden. Verstärkt wird die Wirkung dieses geschützten „Zwischenraumes“ durch die silbern schimmernden, am Stahlgerüst befestigten, Sonnensegel. Sie reflektieren bei gutem Licht die Schatten der Bäume und relativieren wie die Staffelterrassen die orthogonale Standortbestimmung des Bauwerkes. Praktischer Nutzen für die Bewohner: Sie sitzen hoch über dem Grundstück, ohne von der Straße her beobachtet zu werden. Ebenfalls unorthodox, zumindest für Vorarlberger Verhältnisse, ist die Verschränkung des Innenraumes. Der ziemlich schmale und lange Wohnraum erstreckt sich über zwei Geschoße und verfügt über eine Galerie mit angrenzenden Privatzimmern, die bei Bedarf zu einer selbstständigen Wohnung umfunktioniert werden kann. Bei aller raumkünstlerischen Ambition verlor der Architekt den praktischen Nutzen eines Hauses nicht aus dem Blickfeld.
Im Spiel zwischen nutzerbedingter Anforderung und den planerischen Entscheidungen ist der Fassadenaufbau noch bemerkenswert. Die Mauern sind aus Beton, allerdings mit Lärchenholz verkleidet. Jedem Puristen stehen bei einem solchen Mix die Haare zu Berge, aber Untertrifallers Plan geht auf: die Lärchenlatten setzen mit ihrer eigenen Materialwirkung das Haus von der Umgebung ab und verstärken das Besondere der Lage am Bach.
(gw)
Dipl.-Ing. Much Untertrifaller, Arlbergstraße 117, Bregenz, Tel.: (05574) 788 88.
Architekt Much Untertrifaller, der gemeinsam mit Helmut Dietrich die Probebühne für das Bregenzer Festspielhaus entworfen hat, reagierte auf diese Situation mit einem rechteckigen Baukörper, der sich fast ausschließlich zum Südwesten und damit zum vorbeifließenden Gewässer hin orientiert. Mit einer solchen Disposition kehrt das dreigeschoßige Haus einer Fabrik den Rücken zu, sodass sich eine ungetrübte Wohnsituation ergibt. Doch das Haus, welches den mittlerweile zum Vorarlberger Standardrepertoire zählenden Holzboxen ähnlich sieht, ist in seiner Konzeption komplexer. Die drei Etagen sind nach oben hin gestaffelt, sodass sich zwischen der strikten äußeren Begrenzung durch eine Stahlkonstruktion, immer größere Terrassen öffnen, die eine räumlich interessante Schicht zwischen Innen und Außen bilden. Verstärkt wird die Wirkung dieses geschützten „Zwischenraumes“ durch die silbern schimmernden, am Stahlgerüst befestigten, Sonnensegel. Sie reflektieren bei gutem Licht die Schatten der Bäume und relativieren wie die Staffelterrassen die orthogonale Standortbestimmung des Bauwerkes. Praktischer Nutzen für die Bewohner: Sie sitzen hoch über dem Grundstück, ohne von der Straße her beobachtet zu werden. Ebenfalls unorthodox, zumindest für Vorarlberger Verhältnisse, ist die Verschränkung des Innenraumes. Der ziemlich schmale und lange Wohnraum erstreckt sich über zwei Geschoße und verfügt über eine Galerie mit angrenzenden Privatzimmern, die bei Bedarf zu einer selbstständigen Wohnung umfunktioniert werden kann. Bei aller raumkünstlerischen Ambition verlor der Architekt den praktischen Nutzen eines Hauses nicht aus dem Blickfeld.
Im Spiel zwischen nutzerbedingter Anforderung und den planerischen Entscheidungen ist der Fassadenaufbau noch bemerkenswert. Die Mauern sind aus Beton, allerdings mit Lärchenholz verkleidet. Jedem Puristen stehen bei einem solchen Mix die Haare zu Berge, aber Untertrifallers Plan geht auf: die Lärchenlatten setzen mit ihrer eigenen Materialwirkung das Haus von der Umgebung ab und verstärken das Besondere der Lage am Bach.
(gw)
Dipl.-Ing. Much Untertrifaller, Arlbergstraße 117, Bregenz, Tel.: (05574) 788 88.
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