Bauwerk

Bürogebäude KPMG
Hans Gangoly - Wien (A) - 2006
Bürogebäude KPMG, Foto: Rupert Steiner
Bürogebäude KPMG, Foto: Rupert Steiner
7. Oktober 2007 - Az W
2003 erwarb die Firma KPMG Austria, Teil eines internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsnetzwerkes, ein Gebäude in der Wiener Porzellangasse. Dieses war 1901 von der Austria Tabak Regie erbaut und bis 2001 als Verwaltungsgebäude genutzt worden. Es ist ein nahezu quadratischer Block, der im Zuge einer umfassenden Neustrukturierung und Adaptierung zu einem modernen Bürogebäude für über 500 Mitarbeiter:innen umgebaut wurde.
Angelpunkt der organisatorischen Veränderungen war die Neuordnung des Erschließungssystems zur eindeutigen Trennung der Kunden- von den Mitarbeiterbereichen sowie die Definition der ehemaligen Durchfahrt als Haupteingang und Empfangshalle.

Wichtigstes bauliches Element dieser Maßnahme ist ein Ypsilon-förmiger Glasgang, der die Eingangshalle mit dem gegenüberliegenden Trakt sowie einem neuen, zwischen Süd- und Westflügel gelegenen Foyer verbindet. Der Gang zerteilt als transparentes Element den Hof. Daraus entsteht ein Fenster aus der oft als hermetisch empfundenen Arbeitswelt nach draußen und umgekehrt. Durch die Einfachverglasung ist das jeweils Andere auch klimatisch wahrnehmbar, und man ist für kurze Zeit den draußen herrschenden Bedingungen zwar geschützt, aber nicht völlig abgeschirmt, ausgesetzt.

Über das neue Foyer wird – bei Bedarf vom übrigen Haus unabhängig – das Dachgeschoss des Westflügels erschlossen. Hier, wo früher Werkstätten und Lagerräume waren, wurde die Raumhöhe angehoben und ein großzügiger Konferenz- und Seminarbereich mit Blick über den Liechtensteinpark geschaffen.
Der Umgang mit den Bürozonen wurde von der Entscheidung bestimmt, vorhandene funktionierende Strukturen anzuerkennen und in diesem Rahmen die notwendigen Adaptierungen vorzunehmen. Für Ost- und Westflügel, die im Grundriss dreischichtig aufgebaut sind, bedeutete das, die dem Innehof zugewandte Gangerschließung sowie die entlang der Außenfassade aufgefädelten Büroräume beizubehalten, die dunkle und schlecht genutzte mittlere Schicht jedoch neu zu definieren. Deren Flächen wurden so weit wie möglich geöffnet und in Abstimmung auf die dahinterliegenden Büros mit Funktionen wie Teeküchen und Besprechungszonen belegt, wodurch ein Schwellenbereich mit unterschiedlichem Öffentlichkeitscharakter entstanden ist. Bedruckte Screens in den Korridoren markieren die Punkte, hinter denen sich die entsprechenden Funktionen verbergen und prägen durch ihre Transluzenz die jeweiligen Bereiche atmosphärisch.

Großes Augenmerk wurde auf die haustechnische Infrastruktur gelegt. Alle Leitungen des im Sommer vollständig gekühlten Hauses wurden erneuert, und in einem Begleitmöbel, das sich als parapethoher Wandverbau durch das gesamte Gebäude zieht, zugleich unsichtbar und leicht zugänglich untergebracht.
Das äußere Erscheinungsbild des Hauses ist – abgesehen von der einheitlichen weissen Farbgebung – nahezu unverändert. Im Inneren wurde neben der gestalterischen und technischen Modernisierung jedoch auch eine inhaltliche vorgenommen: die Entschärfung des bisher baulich manifesten hierarchischen Chef- und Angestelltenverhältnisses zugunsten einer nicht-hierarchisch organisierten Funktionsbelegung. (Text: Eva Guttmann)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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