Bauwerk
Rathaus Sarnen - Sanierung und Umbau
Joos & Mathys, Diener & Diener Architekten, Büro für Bauökonomie - Sarnen (CH) - 2007
Noblesse in ‹der Landlüten Hus›
Im Sommer 2005 wurde Sarnen überschwemmt und die Sarneraa setzte auch das Rathaus unter Wasser. Dies beschleunigte den geplanten Umbau. Die Architekturbüros Joos & Mathys mit Diener & Diener gewannen den Studienauftrag. Der gläserne Lift ist der Blickfang im umgebauten Haus, wo sich Alt und Neu kontrastieren, aber nicht konkurrieren.
2. Oktober 2007 - Werner Huber
Stolz ragt das Rathaus am Dorfplatz von Sarnen empor. ‹Der Landlüten Hus› mit seiner barocken Pracht ist der bedeutendste Profanbau des Kantons Unterwalden ‹ob dem Wald› und zeugt von seiner jahrhundertealten Geschichte. Dass ‹ob dem Wald› nicht ‹hinter dem Wald› bedeutet wird spätestens klar, wenn man die paar Stufen der Aussentreppe erklimmt und das Haus durch sein Hauptportal betritt. Zwar entspricht der edle Raum mit seinen feinen Stuckaturen an der Decke und dem feinen Sandsteinboden durchaus den Erwartungen. Doch mittendrin steht ein Schrank, hinter dessen gläsernen Wänden ein ebenfalls gläserner Vorhang den Durchblick verwehrt. Grosse, dunkle Rahmen fassen die Glasscheiben, drei in der gleichen Manier gearbeitete Tore teilen den Raum.
Der gläserne Kubus ist der Liftschacht, der das Haus durchstösst und das Rathaus auch für Behinderte zugänglich macht. Die grossen Tore schirmen die Büros und Ratssäle vor ungewünschten Besuchern ab, die es – wie der Amokschütze von Zug gezeigt hat – auch hierzulande geben kann. Der mit seinem Vorhang geheimnisvoll schimmernde Liftschacht fordert zum Nähertreten auf, zum Betrachten und Berühren. Er ist ein Meisterwerk der Handwerkskunst: Die dunklen Rahmen sind aus Stahl und Holz gefertigt und mit Kunstleder überzogen, der Vorhang besteht aus unzähligen Glasstäben, die fast, aber nicht ganz präzise hinter den grossen Glasscheiben eingespannt sind. Auch die Lifttür ist gläsern und raumhoch; eine übliche Liftkabine ist im Schacht jedoch nicht zu sehen. Der Liftbauer hat ganze Arbeit geleistet. Dank einer zweifachen Übersetzung pendelt das Gegengewicht nur versteckt in den beiden oberen Geschossen, wo der Lift nicht freisteht, und die Kabine ist ein edler, 3,5 Meter hoher Schrein, der Erinnerungen an die Art-déco-Zeit weckt. Bei grösseren Anlässen und den Sitzungen des Kantonsrats sind die grossen Tore in der Halle auf die Seite geklappt und ein Sicherheitsmann sorgt für die Personenkontrolle. Dann kommt die Noblesse, die der Raum ausstrahlt, besonders zur Geltung.
Das Original gibt es nicht
Die Eingriffe in die historische Bausubstanz waren massiv und man stellt sich die Frage: Darf man das? Ja, man darf – zu diesem Schluss kam auch die Denkmalpflege. Denn das Gebäude ist ja nicht einfach sechshundert Jahre alt (1419 wurde es erstmals erwähnt), sondern es hat eine sechshundertjährige Geschichte, während der jede Epoche ihren Teil zum heutigen Bau beigetragen hat. So baute man das Gebäude nach dem Dorfbrand von 1468 wieder auf und Mitte des 16. Jahrhunderts gestaltete es Werkmeister Heinz Troger um. Damals richtete man im Erdgeschoss das obrigkeitliche Metzglokal ein, denn die Metzgbänke waren ein Vorrecht der Obrigkeit. Anfang des 17. Jahrhunderts gesellte sich zur Metzg das Salzmagazin. Um 1730 setzte Werkmeister Hans Georg Urban auf das alte Erdgeschoss einen Neubau, dessen Südwestecke man dreissig Jahre später mit einem Archiv zubaute. Kurz vor 1900 erhielt das Haus die erste Warmwasserheizung, die Metzgerei zog aus dem früheren obrigkeitlichen Metzglokal im Erdgeschoss aus und beim Innenumbau von 1907 bis 1909 wirkte mit Robert Durrer erstmals ein Historiker mit. Als letzte Zutat erhielt das Haus 1948 auch moch in der Südostecke einen Anbau, nachdem die Schweizerische Organisation für Landschaftspflege ‹Pro Campagna› die denk-malpflegerischen Bedenken ausgeräumt hatte. Vor dreissig Jahren schliesslich erlebte das Sarner Rathaus seine letzte gründliche Restaurierung: 1975, im Europäischen Jahr für Heimatschutz und Denkmalpflege, genehmigte die Landsgemeinde den Kredit für das Projekt von Architekt Klaus Beat Gasser und im April 1978 nahm der Kantonsrat das Rathaus wieder in Besitz.
Getreu der damaligen Denkmalpflege-Praxis versuchte man das Gebäude in den ‹ursprünglichen› Zustand zurück-zuversetzen. Die wechselvolle Geschichte zeigt, dass es diesen Zustand gar nie gab, also behalf man sich mit dem ‹So-Tun-als-ob›. Die Eidgenössische Denkmalpflege wollte den Anbau von 1949 abreissen lassen, wogegen sich die Kantonsregierung energisch wehrte, weil sie die Räume dringend brauchte. Also mauerte man, dem Gebot der ‹Stilreinheit› folgend, hier ein Fenster zu, brach dort eine neue Öffnung aus und machte das Gebäude so fast originaler als das Original. Auch im Innern verwischte man Spuren der Geschichte. Die neu eingefügte Treppe aus dem Erd- ins 1. Obergeschoss tut so, als ob sie schon immer da-gestanden hätte, und im Empfangsraum des Erdgeschosses legte man die Holzbalkendecke frei, obwohl sie in der ganzen Geschichte zuvor gar nie zu sehen war. Die gemütliche Stube mit Schiefertischen und Stabellenstühlen, die man hier einrichtete, erinnert eher an ein Tirolerhaus als ans Rathaus des Standes Obwalden.
Sarneraa als Katalysator
Der Auslöser für die jüngsten Arbeiten war die Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2005, als die Sarneraa ihr Bett verliess, den ganzen Ortskern unter Wasser setzte und Schä--den in Millionenhöhe verursachte. Im Rathaus stand das Wasser im Erdgeschoss brusthoch, machte das Haus unbenutzbar und beschleunigte den seit längerer Zeit vorgesehenen Umbau. Neben dem Schutz vor Hochwasser standen vor allem die Zugänglichkeit für Behinderte und eine verbesserte Sicherheit im Pflichtenheft des Studienauftrags, zu dem der Kanton noch im selben Jahr sechs Architekturbüros einlud (hpw 2/06).
Das siegreiche Projekt der Architektengemeinschaft Joos & Mathys und Diener & Diener, dessen Lift so spektakulär die Hallen des Erd- und des 1. Obergeschosses durchstösst, ist im Grunde ebenso pragmatisch wie die Umbauten in den früheren Jahrhunderten. Was sich erhalten liess, das blieb, was heute keinen Sinn mehr macht oder am falschen Platz sass, hat man entfernt. So hat der Schreiner die beiden überzähligen Plätze an den Regierungspulten abgeschnitten und die Verkleidung der Heizkörper entfernt, sodass sie nun den Raum ausreichend zu heizen vermögen. Ein zeitgemässer hellgrüner Teppich schluckt den Schall und unterstützt das Empire-Ambiente dieses einzigen nicht-barocken Raums im Haus. Wer nicht weiss, wies vorher war, merkt vom Umbau nichts – ausser dem Geruch des neuen Teppichs.
Am meisten veränderten die Architekten die Raumstruktur zuunterst und zuoberst. So drehten sie im Erdgeschoss den Empfangsraum um neunzig Grad, räumten eine der ältesten Wände beiseite und schufen daneben ein Foyer. Während der Bauarbeiten kamen in den Deckenkonstruktionen neben morschen Balken auch Stahlträger zum Vorschein und schliesslich beschloss man, die Decke über dem Foyer abzubrechen, als Stahl-Beton-Verbundkonstruktion neu aufzubauen und so eine Basis für den neuen Sandsteinboden der Haupthalle zu schaffen – auch die kommenden Generationen dürften also ihre Überraschungen erleben. So wie jetzt die Architekten im dritten Stock, wo unter der grauen, scheinbar alten Kassettendecke des Vorplatzes gewöhnliche Spanplatten zum Vorschein kamen. Der erweiterte Vorplatz bildet den Schlusspunkt des Weges durch das Haus und dient als Pausenraum. An die telle der Hauswartwohnung sind Büros und Besprechungszimmer getreten. Einbauschränke – in Nussbaum oder Weiss – schliessen die Räume ab.
Der Hochwassergefahr begegneten die Architekten mit baulichen und organisatorischen Massnahmen. So erhielten die Türen des Erdgeschosses neue Schwellen, die ins Erdreich stossen und verhindern, dass das Wasser einfach unten reinläuft. Ausserdem sind die Türen nun massiver und mit doppelten Gummidichtungen versehen und die Fenster lassen sich von aussen mit Holzabdeckungen abdichten. «Schotten dicht!», heisst es nun bei drohendem Hochwasser. Sollte dennoch einmal Wasser ins Haus laufen, hat man dafür gesorgt, dass die Schäden möglichst gering bleiben. Sämtliche Elektrotableaus, der Hauptanschluss und die Steuerungen sind im ersten Obergeschoss installiert und das Archiv ist nach oben umgezogen.
Um das Dorf vor Überschwemmungen zu schützen, will der Kanton das Bett der Sarneraa ausweiten und vertiefen. Ende November stimmt die Bevölkerung über das Projekt ab. Die Sarner hätten zwar einen Entlastungsstollen bevorzugt, der jedoch an den hohen Kosten scheiterte.
Der Wandel der Denkmalpflege
Der Umbau des Rathauses zeigt, welchen Weg die Denkmalpflege in den letzten Jahrzehnten gegangen ist. Strebte man vor dreissig Jahren danach, einen möglichst ursprünglichen Zustand wieder herzustellen – den Lift hätte man bis zur Unauffindbarkeit kaschiert –, hätte man vor fünfzehn Jahren den Kontrast zwischen Alt und Neu um jeden Preis betont. Wo man 1977 historisierende Schmiedeeisenleuchten aufgehängt hatte, wären 1992 Halogenleuchten an Stahlseilen aufgespannt worden.
Auch den Einbauten von 2007 sieht man an, dass sie nicht aus der Barockzeit stammen, doch sie setzen sich nicht in Szene. So vereinen sich in den Schreinerarbeiten die Präzision des Computerzeitalters und die runden Formen der Barockzeit. Auch die neuen Leuchten biedern sich weder beim Alten an, noch suchen sie die Konfrontation: Im Em-pfangsraum des Erdgeschosses hängen zwei grosse Kristallleuchter aus denselben Glasstäben, die auch den Liftvorhang bilden und die andernorts als Wandappliquen vorkommen. Das Haus hat sich vom mumifizierten Museumsstück zu einem lebendigen Gebäude gewandelt, das die Spuren seiner Geschichte nicht verleugnet, sondern selbstbewusst – aber unaufdringlich – zeigt.
Der gläserne Kubus ist der Liftschacht, der das Haus durchstösst und das Rathaus auch für Behinderte zugänglich macht. Die grossen Tore schirmen die Büros und Ratssäle vor ungewünschten Besuchern ab, die es – wie der Amokschütze von Zug gezeigt hat – auch hierzulande geben kann. Der mit seinem Vorhang geheimnisvoll schimmernde Liftschacht fordert zum Nähertreten auf, zum Betrachten und Berühren. Er ist ein Meisterwerk der Handwerkskunst: Die dunklen Rahmen sind aus Stahl und Holz gefertigt und mit Kunstleder überzogen, der Vorhang besteht aus unzähligen Glasstäben, die fast, aber nicht ganz präzise hinter den grossen Glasscheiben eingespannt sind. Auch die Lifttür ist gläsern und raumhoch; eine übliche Liftkabine ist im Schacht jedoch nicht zu sehen. Der Liftbauer hat ganze Arbeit geleistet. Dank einer zweifachen Übersetzung pendelt das Gegengewicht nur versteckt in den beiden oberen Geschossen, wo der Lift nicht freisteht, und die Kabine ist ein edler, 3,5 Meter hoher Schrein, der Erinnerungen an die Art-déco-Zeit weckt. Bei grösseren Anlässen und den Sitzungen des Kantonsrats sind die grossen Tore in der Halle auf die Seite geklappt und ein Sicherheitsmann sorgt für die Personenkontrolle. Dann kommt die Noblesse, die der Raum ausstrahlt, besonders zur Geltung.
Das Original gibt es nicht
Die Eingriffe in die historische Bausubstanz waren massiv und man stellt sich die Frage: Darf man das? Ja, man darf – zu diesem Schluss kam auch die Denkmalpflege. Denn das Gebäude ist ja nicht einfach sechshundert Jahre alt (1419 wurde es erstmals erwähnt), sondern es hat eine sechshundertjährige Geschichte, während der jede Epoche ihren Teil zum heutigen Bau beigetragen hat. So baute man das Gebäude nach dem Dorfbrand von 1468 wieder auf und Mitte des 16. Jahrhunderts gestaltete es Werkmeister Heinz Troger um. Damals richtete man im Erdgeschoss das obrigkeitliche Metzglokal ein, denn die Metzgbänke waren ein Vorrecht der Obrigkeit. Anfang des 17. Jahrhunderts gesellte sich zur Metzg das Salzmagazin. Um 1730 setzte Werkmeister Hans Georg Urban auf das alte Erdgeschoss einen Neubau, dessen Südwestecke man dreissig Jahre später mit einem Archiv zubaute. Kurz vor 1900 erhielt das Haus die erste Warmwasserheizung, die Metzgerei zog aus dem früheren obrigkeitlichen Metzglokal im Erdgeschoss aus und beim Innenumbau von 1907 bis 1909 wirkte mit Robert Durrer erstmals ein Historiker mit. Als letzte Zutat erhielt das Haus 1948 auch moch in der Südostecke einen Anbau, nachdem die Schweizerische Organisation für Landschaftspflege ‹Pro Campagna› die denk-malpflegerischen Bedenken ausgeräumt hatte. Vor dreissig Jahren schliesslich erlebte das Sarner Rathaus seine letzte gründliche Restaurierung: 1975, im Europäischen Jahr für Heimatschutz und Denkmalpflege, genehmigte die Landsgemeinde den Kredit für das Projekt von Architekt Klaus Beat Gasser und im April 1978 nahm der Kantonsrat das Rathaus wieder in Besitz.
Getreu der damaligen Denkmalpflege-Praxis versuchte man das Gebäude in den ‹ursprünglichen› Zustand zurück-zuversetzen. Die wechselvolle Geschichte zeigt, dass es diesen Zustand gar nie gab, also behalf man sich mit dem ‹So-Tun-als-ob›. Die Eidgenössische Denkmalpflege wollte den Anbau von 1949 abreissen lassen, wogegen sich die Kantonsregierung energisch wehrte, weil sie die Räume dringend brauchte. Also mauerte man, dem Gebot der ‹Stilreinheit› folgend, hier ein Fenster zu, brach dort eine neue Öffnung aus und machte das Gebäude so fast originaler als das Original. Auch im Innern verwischte man Spuren der Geschichte. Die neu eingefügte Treppe aus dem Erd- ins 1. Obergeschoss tut so, als ob sie schon immer da-gestanden hätte, und im Empfangsraum des Erdgeschosses legte man die Holzbalkendecke frei, obwohl sie in der ganzen Geschichte zuvor gar nie zu sehen war. Die gemütliche Stube mit Schiefertischen und Stabellenstühlen, die man hier einrichtete, erinnert eher an ein Tirolerhaus als ans Rathaus des Standes Obwalden.
Sarneraa als Katalysator
Der Auslöser für die jüngsten Arbeiten war die Hochwasserkatastrophe vom Sommer 2005, als die Sarneraa ihr Bett verliess, den ganzen Ortskern unter Wasser setzte und Schä--den in Millionenhöhe verursachte. Im Rathaus stand das Wasser im Erdgeschoss brusthoch, machte das Haus unbenutzbar und beschleunigte den seit längerer Zeit vorgesehenen Umbau. Neben dem Schutz vor Hochwasser standen vor allem die Zugänglichkeit für Behinderte und eine verbesserte Sicherheit im Pflichtenheft des Studienauftrags, zu dem der Kanton noch im selben Jahr sechs Architekturbüros einlud (hpw 2/06).
Das siegreiche Projekt der Architektengemeinschaft Joos & Mathys und Diener & Diener, dessen Lift so spektakulär die Hallen des Erd- und des 1. Obergeschosses durchstösst, ist im Grunde ebenso pragmatisch wie die Umbauten in den früheren Jahrhunderten. Was sich erhalten liess, das blieb, was heute keinen Sinn mehr macht oder am falschen Platz sass, hat man entfernt. So hat der Schreiner die beiden überzähligen Plätze an den Regierungspulten abgeschnitten und die Verkleidung der Heizkörper entfernt, sodass sie nun den Raum ausreichend zu heizen vermögen. Ein zeitgemässer hellgrüner Teppich schluckt den Schall und unterstützt das Empire-Ambiente dieses einzigen nicht-barocken Raums im Haus. Wer nicht weiss, wies vorher war, merkt vom Umbau nichts – ausser dem Geruch des neuen Teppichs.
Am meisten veränderten die Architekten die Raumstruktur zuunterst und zuoberst. So drehten sie im Erdgeschoss den Empfangsraum um neunzig Grad, räumten eine der ältesten Wände beiseite und schufen daneben ein Foyer. Während der Bauarbeiten kamen in den Deckenkonstruktionen neben morschen Balken auch Stahlträger zum Vorschein und schliesslich beschloss man, die Decke über dem Foyer abzubrechen, als Stahl-Beton-Verbundkonstruktion neu aufzubauen und so eine Basis für den neuen Sandsteinboden der Haupthalle zu schaffen – auch die kommenden Generationen dürften also ihre Überraschungen erleben. So wie jetzt die Architekten im dritten Stock, wo unter der grauen, scheinbar alten Kassettendecke des Vorplatzes gewöhnliche Spanplatten zum Vorschein kamen. Der erweiterte Vorplatz bildet den Schlusspunkt des Weges durch das Haus und dient als Pausenraum. An die telle der Hauswartwohnung sind Büros und Besprechungszimmer getreten. Einbauschränke – in Nussbaum oder Weiss – schliessen die Räume ab.
Der Hochwassergefahr begegneten die Architekten mit baulichen und organisatorischen Massnahmen. So erhielten die Türen des Erdgeschosses neue Schwellen, die ins Erdreich stossen und verhindern, dass das Wasser einfach unten reinläuft. Ausserdem sind die Türen nun massiver und mit doppelten Gummidichtungen versehen und die Fenster lassen sich von aussen mit Holzabdeckungen abdichten. «Schotten dicht!», heisst es nun bei drohendem Hochwasser. Sollte dennoch einmal Wasser ins Haus laufen, hat man dafür gesorgt, dass die Schäden möglichst gering bleiben. Sämtliche Elektrotableaus, der Hauptanschluss und die Steuerungen sind im ersten Obergeschoss installiert und das Archiv ist nach oben umgezogen.
Um das Dorf vor Überschwemmungen zu schützen, will der Kanton das Bett der Sarneraa ausweiten und vertiefen. Ende November stimmt die Bevölkerung über das Projekt ab. Die Sarner hätten zwar einen Entlastungsstollen bevorzugt, der jedoch an den hohen Kosten scheiterte.
Der Wandel der Denkmalpflege
Der Umbau des Rathauses zeigt, welchen Weg die Denkmalpflege in den letzten Jahrzehnten gegangen ist. Strebte man vor dreissig Jahren danach, einen möglichst ursprünglichen Zustand wieder herzustellen – den Lift hätte man bis zur Unauffindbarkeit kaschiert –, hätte man vor fünfzehn Jahren den Kontrast zwischen Alt und Neu um jeden Preis betont. Wo man 1977 historisierende Schmiedeeisenleuchten aufgehängt hatte, wären 1992 Halogenleuchten an Stahlseilen aufgespannt worden.
Auch den Einbauten von 2007 sieht man an, dass sie nicht aus der Barockzeit stammen, doch sie setzen sich nicht in Szene. So vereinen sich in den Schreinerarbeiten die Präzision des Computerzeitalters und die runden Formen der Barockzeit. Auch die neuen Leuchten biedern sich weder beim Alten an, noch suchen sie die Konfrontation: Im Em-pfangsraum des Erdgeschosses hängen zwei grosse Kristallleuchter aus denselben Glasstäben, die auch den Liftvorhang bilden und die andernorts als Wandappliquen vorkommen. Das Haus hat sich vom mumifizierten Museumsstück zu einem lebendigen Gebäude gewandelt, das die Spuren seiner Geschichte nicht verleugnet, sondern selbstbewusst – aber unaufdringlich – zeigt.
Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre
Ansprechpartner:in für diese Seite: Roderick Hönig
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Kanton Obwalden