Bauwerk

Weingut Gantenbein
Bearth & Deplazes, Gramazio & Kohler - Fläsch (CH) - 2007

Zweiter Preis Brick Award 2008

4. April 2008 - newroom
Spitzenweine und Stararchitekten passen gut zusammen. Das liegt nicht einfach am Geschmack, den man beiden nachsagt, sondern vor allem an der Chance, einem Wein durch Architektur ein Gesicht zu geben. Denn während eine Flasche Wein im Wesentlichen aussieht wie die andere, gilt das für die Häuser, in denen dieser Wein erzeugt wird, nicht. Und so hat sich in den letzten Jahren ein eigenes Spezialgebiet der Architektur herausgebildet, zu dem Architekten wie Frank O. Gehry, Santiago Calatrava oder Herzog & de Meuron mit spektakulären Projekten beigetragen haben. Auf den ersten Blick scheint das Produktions- und Degustationsgebäude, das die Architekten Bearth und Deplazes für das Weingut Gantenbein entworfen haben, diese Konkurrenten allein durch Konzentration aufs Wesentliche ausstechen zu wollen. Eine einfache Stahlbetonskelettkonstruktion umfasst die Gärhalle, darüber sitzt unter einem schlichten Satteldach etwas zurückversetzt der Verkostungsraum. Erst beim genaueren Hinsehen fällt die Ausfachung aus Ziegeln zwischen dem Betonskelett auf. Diese Gitter erzeugen durch eine minimale Verschiebung der Steine ein spezielles Fassadenmuster, das aus der Ferne deutlich das Bild von Weinbeeren ergibt. Die Fassade funktioniert dabei wie ein Bildschirm, dessen Pixel aus einzelnen Ziegeln gebildet sind. Hergestellt wurde diese Fassade in Fertigteilen mit den Maßen von 4 mal 1,5 Metern nicht von Hand, sondern von einem Industrieroboter, dem wichtigsten „Mitarbeiter“ an der von Fabio Gramazio und Matthias Kohler geleiteten Professur für „Digitale Fabrikation“ an der ETH-Zürich. Obwohl er für sich betrachtet ein Massenprodukt bleibt, hat jeder Ziegel hier seine einzigartige Lage im Verband. (Text: Jurytext Brick Award 2008)

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