Bauwerk
Weingut Gantenbein
Bearth & Deplazes, Gramazio & Kohler - Fläsch (CH) - 2007
Erweiterung Weingut Gantenbein in Fläsch (CH)
Jurybegründung: Bedeutend ist die Fassade, die die Vorzüge der industriellen Produktion nutzt und in die Zukunft weist: Mit einem »alten« Baustoff beziehungsweise einem traditionellen, genormten Ziegelbaustein wurde innovativ umgegangen, so dass etwas Neuartiges entstand.
1. Juni 2008 - Ulrike Kunkel
Etwas außerhalb des kleinen Graubündner Ortes Fläsch liegt, umgeben von leicht geneigten Rebhängen, das Weingut Gantenbein. Zwei unauffällige Bestandsbauten und ein bemerkenswerter Neubau mit ornamentaler Klinkersteinfassade, die, je nach Entfernung, Blickwinkel und Lichteinfall ihre plastische Wirkung mehr oder weniger stark entfaltet. Der Erweiterungsbau war erforderlich geworden, weil das Winzerehepaar Martha und Daniel Gantenbein zusätzlich zur bestehenden Kellerei eine Gärhalle für zwölf Kelterbehälter einrichten wollte. Die Architekten Valentin Bearth, Andrea Deplazes und Daniel Ladner entwarfen einen zweigeschossigen Bau, der im Erdgeschoss Platz für die neuen Kelterbehälter bietet. Im Obergeschoss entstand ein heller, zu zwei Seiten verglaster Raum für Degustationen, dessen Mobiliar im Wesentlichen aus einem langen Massivholztisch und einer Küchenzeile aus Ortbeton, in die setzkastenartig Geräte und Schränke platziert wurden, besteht. Durch die lichten Vorhänge mit Rebendessin und die stoffbespannte Decke entsteht eher der Eindruck, man säße in einem Zelt als in einem Gebäude. Auf den umlaufenden Balkon kann man zu allen Seiten hinaustreten. Von hieraus führt eine im Oval geschwungene Treppe, die von einem stählernen Geländer gefasst wird, hinab in den von acht Pilzstützen getragenen Keller, der vorwiegend der Flaschenausstattung dient. Das intensive Blau des Treppengeländers nimmt die Farbe der Etiketten und Kapseln der Blauburgunderflaschen des Weinguts auf.
Ein Roboter mauert
Die Entscheidung, die Erweiterung als Betonskelettbau mit Klinkersteinausfachung zu realisieren, fiel schon bald nach Entwurfsbeginn. Für die Art der Ausfachung hatten die Architekten allerdings noch eine besondere Idee: Sie entwarfen am Computer ein Bild, das aussieht, als hätten riesige Trauben ihre Abdrücke auf der Außenhaut des Gebäudes hinterlassen. Doch der Versuch, die Mauern nach diesem Bild per Hand zu errichten, misslang, so dass eine andere Möglichkeit der Umsetzung gefunden werden musste. Genau zu der Zeit entdeckte Andrea Deplazes, der auch eine Professur an der ETH Zürich hat, am benachbarten Lehrstuhl für Digitale Fabrikation, erste Wandelemente, die ein gerade in der Erprobung befindlicher Roboter nach einem Computerbild gemauert hatte. Nach Vorgesprächen mit den jungen Assistenzprofessoren des Lehrstuhls Fabio Gramazio und Matthias Kohler konnten auch die Bauherren für das Experiment gewonnen werden: Der erste Praxiseinsatz des Mauerroboters sollte beginnen. Das Fassadenbild – 300 Quadratmeter Fassade aufgeteilt auf 72 Wandelemente – aus dem Gramazio und Kohler das Steuerungsprogramm für den Roboter entwickelten, entwarfen die Architekten gemeinsam. Das »Prinzip programmierte Mauer«, wie sie es nennen, ist einfacher als man zuerst annimmt, das Programm beträgt pro Wandelement lediglich eine halbe A4-Seite. Doch so flexibel, belastbar und präzise der Roboter auch arbeitet, er kann nicht mit Kelle und Mörtel umgehen. Die Steine sollten also mit einem Spezialklebstoff aufeinandergeleimt werden. Auch das ein Experiment – doch bereits bei den ersten Versuchen stellte sich heraus, dass die geleimten Wände sogar einen entscheidenden Vorteil haben: Sie sind im Gegensatz zu gemörtelten auch auf Biegung belastbar. Und so setzte der Roboter 28000 Steine aufeinander, vor- und zurückspringend, genau so, wie das Programm es ihm vorgab, zwei Monate lang, zehn Stunden am Tag, bis alle Elemente fertig waren und mit dem Lastwagen zur Baustelle gebracht werden konnten. Dort wurden sie in das Betonskelett eingesetzt; im Anschluss wurden die Innenwände für die im Erdgeschoss liegende Gärhalle aus Polycarbonatstegplatten in Metallprofilen errichtet. Durch die unterschiedlich großen, lichtdurchlässigen Fugen der Außenhaut und die ebenfalls lichtdurchlässige Innenhaut entsteht auch in der Gärhalle ein abwechslungsreiches Spiel aus Licht und Schatten. Der Erweiterungsbau des Weinguts Gantenbein ist ein moderner Zweckbau, in dem funktionale Aspekte und Aspekte der Gestaltung überzeugend miteinander verschmelzen.
Ein Roboter mauert
Die Entscheidung, die Erweiterung als Betonskelettbau mit Klinkersteinausfachung zu realisieren, fiel schon bald nach Entwurfsbeginn. Für die Art der Ausfachung hatten die Architekten allerdings noch eine besondere Idee: Sie entwarfen am Computer ein Bild, das aussieht, als hätten riesige Trauben ihre Abdrücke auf der Außenhaut des Gebäudes hinterlassen. Doch der Versuch, die Mauern nach diesem Bild per Hand zu errichten, misslang, so dass eine andere Möglichkeit der Umsetzung gefunden werden musste. Genau zu der Zeit entdeckte Andrea Deplazes, der auch eine Professur an der ETH Zürich hat, am benachbarten Lehrstuhl für Digitale Fabrikation, erste Wandelemente, die ein gerade in der Erprobung befindlicher Roboter nach einem Computerbild gemauert hatte. Nach Vorgesprächen mit den jungen Assistenzprofessoren des Lehrstuhls Fabio Gramazio und Matthias Kohler konnten auch die Bauherren für das Experiment gewonnen werden: Der erste Praxiseinsatz des Mauerroboters sollte beginnen. Das Fassadenbild – 300 Quadratmeter Fassade aufgeteilt auf 72 Wandelemente – aus dem Gramazio und Kohler das Steuerungsprogramm für den Roboter entwickelten, entwarfen die Architekten gemeinsam. Das »Prinzip programmierte Mauer«, wie sie es nennen, ist einfacher als man zuerst annimmt, das Programm beträgt pro Wandelement lediglich eine halbe A4-Seite. Doch so flexibel, belastbar und präzise der Roboter auch arbeitet, er kann nicht mit Kelle und Mörtel umgehen. Die Steine sollten also mit einem Spezialklebstoff aufeinandergeleimt werden. Auch das ein Experiment – doch bereits bei den ersten Versuchen stellte sich heraus, dass die geleimten Wände sogar einen entscheidenden Vorteil haben: Sie sind im Gegensatz zu gemörtelten auch auf Biegung belastbar. Und so setzte der Roboter 28000 Steine aufeinander, vor- und zurückspringend, genau so, wie das Programm es ihm vorgab, zwei Monate lang, zehn Stunden am Tag, bis alle Elemente fertig waren und mit dem Lastwagen zur Baustelle gebracht werden konnten. Dort wurden sie in das Betonskelett eingesetzt; im Anschluss wurden die Innenwände für die im Erdgeschoss liegende Gärhalle aus Polycarbonatstegplatten in Metallprofilen errichtet. Durch die unterschiedlich großen, lichtdurchlässigen Fugen der Außenhaut und die ebenfalls lichtdurchlässige Innenhaut entsteht auch in der Gärhalle ein abwechslungsreiches Spiel aus Licht und Schatten. Der Erweiterungsbau des Weinguts Gantenbein ist ein moderner Zweckbau, in dem funktionale Aspekte und Aspekte der Gestaltung überzeugend miteinander verschmelzen.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel