Bauwerk

Haus Wilhelm
Johannes Kaufmann Architektur - Klosterneuburg (A) - 2006
Haus Wilhelm, Foto: Bruno Klomfar
Haus Wilhelm, Foto: Bruno Klomfar
6. Januar 2008 - Az W
Ein bestehendes Wohnhaus aus 1960er Jahren (Elternhaus der Bauherren) wurde im Vorfeld des Baubeginns bis zu den Fundamenten abgebrochen. Das Grundstück liegt am Buchberg in Klosterneuburg, die Topographie weist eine nach Norden abfallende Hanglage auf (Geländeanstieg ca. um eine Geschosshöhe). Vom Hafnergraben gelangt man über die bestehende Zufahrt zum asphaltierten Vorplatz. Der Bauplatz liegt zwischen dem Rande eines Weinberges und einem alten Baumbestand.

Das Sockelgeschoss ist durch den eingeschobenen dunklen Garagen-Kubus gegliedert. Dieser grenzt den Eingangsbereich mit Garagen von den angrenzenden Wohnräumen optisch klar ab. Im Untergeschoss befinden sich neben dem Kinderbad zwei gleichwertige Kinderzimmer, die jeweils über einen eigenen Ausgang auf die vorgelagerte Spielwiese verfügen. Die Kellerräume bzw. der über eine fast raumhohe Glastüre belichtete Hauswirtschafts- und Saunaraum sind sowohl von außen, über den Vorraum als auch über die Garage zugänglich. Die Glastüre dient auch als 2. Eingangstüre und ermöglicht es insbesondere auch den Kindern im Winter oder bei Schlechtwetter, das Haus über einen großen Bodenrost mit Ablauf zu begehen – ganz im Sinne der z. B. in England üblichen „Mudrooms“.

Durch den Eingangsbereich im Untergeschoss gelangt man über einen zentralen Stiegenaufgang in das Obergeschoss. Neben der raumhohen Fixverglasung wird der Eingangsbereich zusätzlich durch eine große Lichtkuppel beleuchtet, die auch im OG bzw durch einen Wandausschnitt auch im Elternbad ihre volle Wirkung entfaltet.
Das Obergeschoss ist in einen großzügigen Ess-Kochbereich und einen Wohnbereich, sowie einen Schlaf-Ankleiden-Badbereich gegliedert. Die Räumlichkeiten wurden je nach Nutzung durch die Ausblicke sowie durch die Belichtung und Exponierung differenziert.

Der Neubau besteht aus einer 2-geschossigen Beton – Holz – Mischkonstruktion. Das Untergeschoss besteht aufgrund der Hanglage überwiegend aus einer Betonkonstruktion außer dem nordostseitigen Bereich mit den Kinderzimmern. Dieser Bereich wurde als Holzkonstruktion (Decke über UG) errichtet. Das Obergeschoss besteht aus einer Holzkonstruktion (Wände und Dach) mit teilweise eingebauten Stahlstützen als tragende Elemente. Die auskragenden Vordächer im Bereich der Terrassen Nord und Süd werden über auskragende Kragträger gehalten. Der Holzbau wurde als vorgefertigter Elementbau ausgeführt, teilweise mit gedämmten Hohlkastenelementen, teilweise mit Massivholzplatten. Den Außenwänden ist eine vorgehängte vertikale gegliederte Holzleisten-Fassade vorgehängt. Über diese unüblich weit vorgehängte Fassade soll ein Teil der direkten Besonnung und der damit verbundenen Bauteil-Aufheizung reduziert werden. Ferner bildet der Fassadenschirm einen erhöhten Wetterschutz der Holzbauteile und trägt auch optisch zum luftigen Erscheinungsbild des Gebäudes bei. Der Fassadenschirm ist in Teilbereichen ausgenommen und verläuft über die dahinterliegenden Fensteröffnungen. Drei große Fixverglasungen werden flächenbündig in die vorgehängte Fassadenkonstruktion eingebaut, die dafür notwendigen Unterkonstruktionen wurden außenseitig auf die Außenwandelemente befestigt. Durch die außen flächenbündigen Fenster entsteht auf der Innenseite jeweils eine tiefe Fensterlaibung, die als Sitzbank genutzt werden kann und durch die sich oben wie seitlich um ca. 30 Grad nach innen verjüngende Laibung ergibt sich ein immer wieder verblüffender Postkartenblick (Schaufenster in den Weingarten). Bergseitig ist der Gartenbereich atriumartig mit Stützwänden und einem Pool angelegt. Der Privatbereich wird gegenüber dem angrenzenden Grünland klar definiert. Der Pool ist auf einer Betonplatte aufliegend, die Stützwände sind als Betonwände konstruiert, um den Pool und entlang des Gebäudes gibt es einen Holz – Terrassenrost. Im Eingangsbereich und entlang der beiden Hausseiten wurden Betonfertigteilplatten verlegt. Als Heizungssystem wurde eine Wärmepumpe mit einem Erdkollektor installiert. Die Beheizung erfolgt über Fußbodenheizungen, im Leibungsbereich der großen Fixverglasungen und in angrenzenden Wandflächen über Wandheizungen. Im Obergeschoss wurde ein Holzofen mit Edelstahlkamin eingebaut. Zusätzlich wurde eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung eingebaut. (Text: Johannes Kaufmann)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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