Bauwerk
Wohnheim für obdachlose SeniorInnen
Karl Langer, Liane Liszt - Wien (A) - 2007
9. März 2008 - Az W
Rund 5.000 Personen in Wien sind obdachlos. Zwar stehen in diversen sozialen Einrichtungen ca. 3.600 Schlafplätze zur Verfügung, aber viele Wohnungslose finden aus unterschiedlichsten Gründen in diesem Netz keinen Halt. Im Jahr 1999 gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger des neunten Wiener Gemeindebezirks gemeinsam mit Obdachlosen den Verein neunerHAUS, mit dem Ziel, wohnungslosen Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben und ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. In seinen inzwischen drei Wohnhäusern gibt der gemeinnützige Verein rund 160 obdachlosen Menschen ein neues Zuhause. In der ersten Einrichtung in der Hagenmüllergasse (Wien 3) haben 65 Männer und Frauen einen Dauerwohnplatz gefunden, das Wohnhaus in der Billrothstraße (Wien 19) bietet 35 Männern eine befristete Wohnmöglichkeit. Das hier thematisierte dritte Wohnhaus in der Kudlichgasse (Wien 10) - der erste Neubau des Vereins - ist eine Anlaufstelle für rund 60 wohnungslose Senior:innen, die ohne Hilfe den Alltag nicht bewältigen könnten. Das Konzept des „Sozial betreuten Wohnens“ bietet bei Bedarf umfassende Versorgung und Tagesstruktur, stellt aber auch hier Erhalt und Ausbau der individuellen Fähigkeiten jedes Bewohners in den Vordergrund. Die Einrichtung neunerHAUS Kudlichgasse wird gefördert vom Fonds Soziales Wien aus Mitteln der Stadt Wien.
Im Kontext dieser Bauaufgabe kann Architektur neben ihrer offensichtlichen „Nützlichkeit“ wohl auch einen Beitrag wider die Stigmatisierung des Themas Obdachlosigkeit in der Öffentlichkeit leisten. Mit einer Geste des Selbstbewusstseins artikuliert der Baukörper des neunerHauses mit markanter Lochfassade inmitten einer typischen Blockrandbebauung eine Ecke - in einer vielleicht ebenfalls für Wien typischen sublimen Expressivität. Mit seinem dezenten Fassadenschwung „zeigt“ das Haus auf den kleinen Freiraum gegenüber und verweist auf den zurückgesetzten (somit überdachten) Eingang. In der offenen Sockelzone befinden sich hinter einer transluzenten, aber blickgeschützten Raumschicht die Betreuungseinrichtungen, in den sechs Geschossen darüber sind, jeweils nach Süden bzw. Westen gerichtet, die Heimzimmer der Bewohner angeordnet, jeweils mit Blick zur Straße. Diese kleinen privaten Einheiten zeichnen sich an der Fassade in der plastischen Gliederung versetzter französischer Fenster ab, jedes Zimmer ist mit einer behindertengerechten Nasszelle und einer Miniküche mit Sitzplatz ausgestattet, um nicht nur eine Schlafstätte, sondern auch vielfältig nutzbaren eigenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die gemeinschaftlich genutzten Flächen und das Stiegenhaus sind zum Innenhof orientiert, wobei durch das Verspringen der Steigenhauspodeste großzügig belichtete Aufenthaltsbereiche entstanden. (Text: Gabriele Kaiser)
Im Kontext dieser Bauaufgabe kann Architektur neben ihrer offensichtlichen „Nützlichkeit“ wohl auch einen Beitrag wider die Stigmatisierung des Themas Obdachlosigkeit in der Öffentlichkeit leisten. Mit einer Geste des Selbstbewusstseins artikuliert der Baukörper des neunerHauses mit markanter Lochfassade inmitten einer typischen Blockrandbebauung eine Ecke - in einer vielleicht ebenfalls für Wien typischen sublimen Expressivität. Mit seinem dezenten Fassadenschwung „zeigt“ das Haus auf den kleinen Freiraum gegenüber und verweist auf den zurückgesetzten (somit überdachten) Eingang. In der offenen Sockelzone befinden sich hinter einer transluzenten, aber blickgeschützten Raumschicht die Betreuungseinrichtungen, in den sechs Geschossen darüber sind, jeweils nach Süden bzw. Westen gerichtet, die Heimzimmer der Bewohner angeordnet, jeweils mit Blick zur Straße. Diese kleinen privaten Einheiten zeichnen sich an der Fassade in der plastischen Gliederung versetzter französischer Fenster ab, jedes Zimmer ist mit einer behindertengerechten Nasszelle und einer Miniküche mit Sitzplatz ausgestattet, um nicht nur eine Schlafstätte, sondern auch vielfältig nutzbaren eigenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die gemeinschaftlich genutzten Flächen und das Stiegenhaus sind zum Innenhof orientiert, wobei durch das Verspringen der Steigenhauspodeste großzügig belichtete Aufenthaltsbereiche entstanden. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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