Bauwerk

Haus am Traunsee
Christa Buchinger - Altmünster (A) - 2007

Kiste in modellierter Landschaft

Die Gegend rund um den Traunsee besticht durch fantastische Landschaft. Christa Buchinger plante ein Haus mit Schlosserei-Werkstatt, Massagepraxis und viel Blick in die Natur.

30. August 2008 - Isabella Marboe
Hoch oben über Altmünster. Wild romantisch zieht der Schustergraben seine Furche in den Hang. Ein Bach rauscht in der Klamm, zarte Sonnenschleier huschen zwischen die Bäume, von fern schimmert der Traunsee durch. Lange Zeit wohnten die Bauherren in einem Dachboden unten im Ort. Sie hatten eine Terrasse aus Waschbeton und sehnten sich nach Natur.

Davon gab es auf dem fast 1000 Quadratmeter großen Grundstück mehr als genug. Das Raumprogramm war umfangreich: Der Bauherr betreibt eine Schlosserei, seine Frau eine Massagepraxis. Viel Platz im Bad und im Garten sollte außerdem sein, denn da halten sich die beiden am liebsten auf.

Im Osten steigt die Straße an, im Westen erklimmt eine Wiese den Hang. Hier stehen Kühe auf der Weide und Obstbäume um einzelne Gehöfte. Vom unteren Spitz bis zur oberen Grenze steigt der Grund um über acht Meter an. Das Gelände wurde modelliert und das Haus an die westliche Kante gerückt.

„Das Wichtigste waren ein naturnaher, heller Wohnraum mit direktem Bezug zum Garten, Pool, Terrasse und klare Zugangsverhältnisse zu den privaten und halb öffentlichen Bereichen des Hauses“, sagt Architektin Christa Buchinger, „hier kommen alle mit dem Auto. Also habe ich das Gebäude so positioniert, dass ein großzügiger Vorplatz entsteht.“

Zimmer mit Aussicht

Im Sommer wirkt der Baumbestand im tiefen Graben wie eine grüne Wand, im Winter aber wird er zu einem transparenten Schleier, durch den man bis zum Traunsee sieht. „Diesen Blick auf Wald und Wasser wollte ich unbedingt hereinholen“, erklärt die Architektin. Die langgezogene Raumsequenz aus Kochen, Essen und Wohnen mündet direkt auf die Terrasse, die sich bis zum Schwimmbiotop am Ende des Gartens erstreckt. Die Natur ist hier zum Greifen nah: Im Osten öffnen sich die Räume mit raumhohen Glastüren in die Landschaft. Ein Band aus olivgrünen Eternitplatten schlingt sich wie ein Mäander um das ganze Obergeschoß und rahmt die Bäume und den Himmel ein.

Drinnen zieht sich eine blaue Sitzlandschaft um den gemauerten Kamin. „Diese Couch ist ideal für die Kinder. Mit den riesigen Pölstern bauen sie sogar Häuser“, erzählt die Baufrau. Eine große Qualität des Hauses ist, dass die kleinen Bewegungskünstler direkt auf die Terrasse hinauslaufen können. Auch das Bad mündet auf das schwebende Flugdach. Es ist ein großzügig verglaster Raum mit genügend Platz zum Turnen und Relaxen. Orange strahlen die Laden unter den weißen Waschbecken, durch die Fenster blinzeln See und Traunstein herein. Eine Sprossenwand im Bad animiert zum täglichen Turnen.

Die Treppenskulptur in der Mitte des Hauses ist von integrierten Regalen, einem Schreibpult mit Blick in den Garten und einer Bank vor der Küche flankiert. Sie wird so zum vielfach nutzbaren Dreh- und Angelpunkt. In die Arbeit haben es Bauherr und Baufrau jedenfalls nicht weit. Gleich an das Foyer im Erdgeschoß dockt die Schlosserei-Werkstatt, rechts davon liegen zwei Behandlungsräume zum Massieren. Eine halbhohe Sichtbetonmauer schützt zwar vor Einsicht, lässt die Sonne aber ungehindert in den Raum fallen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur