Bauwerk
Mittelpunktschule Obermarch
Graber & Steiger - Buttikon (CH) - 2001
Mut zur Subjektivität
Junge Schweizer Architekten
Arbeiten von Niklaus Graber und Christoph Steiger
4. April 2003 - Peter Omachen
Die Mittelpunktschule Obermarch wurde von mehreren Gemeinden als gemeinsames Schulzentrum erstellt. Sie befindet sich am landschaftlich und städtebaulich wenig definierten Dorfrand von Buttikon. Die Absicht der Projektverfasser Niklaus Graber und Christoph Steiger lag darin, den Ort durch die Setzung dreier wohlproportionierter Volumen für Schulhaus, Dreifachturnhalle und Velounterstand in der Umgebung zu verankern. Die Bauten markieren die Ränder eines grossen Rechtecks, wobei die Zwischenräume den Pausenplatz bilden. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Landschaftsarchitekten Stefan Koepfli mit Bändern aus Holzrosten gegliedert, wie sie im einst sumpfigen Gelände der Linthebene traditionell Anwendung finden. Sitzelemente als Ausstülpungen der Bodenbänder führen die spannungsreiche Anordnung von Körpern in der Fläche spielerisch weiter. Durch diese Betonung der Horizontalen kann der Geländesprung zwischen dem Pausenplatz und den tiefer liegenden Aussensportanlagen hinter der Turnhalle in Form einer monumentalen Aussentreppe wirkungsvoll inszeniert werden. Als Vermittler zwischen den Grossbauten und dem menschlichen Massstab wird ein kleinteiliger Fassadenklinker eingesetzt, der mit seiner konstruktiven Logik einen wohltuenden Gegenpol zum abstrakt-geometrischen Volumenspiel bildet.
Die Einflüsse der Architektur Ludwig Mies van der Rohes sind hier unverkennbar in der Anordnung der Körper in der Fläche, in der Art der grosszügig in die Klinkerfassaden eingeschnittenen Fensteröffnungen oder in der paradoxen Wirkung der gewaltigen Masse des scheinbar schwebenden Turnhallendaches. Die Architektur von Graber & Steiger ist von Stilzitaten jedoch weit entfernt. Vielmehr werden die beiden 1968 geborenen Architekten von ähnlichen Absichten zu ähnlichen Resultaten geführt. Nicht ohne Einfluss auf ihr Schaffen ist auch Hans Kollhoff, bei dem sie an der ETH Zürich studierten, sowie die Arbeiten von Herzog & de Meuron, deren langjährige Mitarbeiter sie waren.
Die seit der Gründung ihres gemeinsamen Architekturbüros im Jahre 1995 realisierten Bauten unterscheiden sich so stark voneinander, dass zwischen ihnen auf der formalen Ebene kaum Gemeinsamkeiten auszumachen sind. Beim Entwurf wird der Fokus jeweils auf einen genau definierten, für das Projekt wesentlichen Aspekt gelegt, während sich alle übrigen gestalterischen Entscheidungen als Konsequenz davon wie von selbst ergeben. - Eine völlig andere Ausgangslage als in der Obermarch fanden die Architekten bei der Turn- und Mehrzweckanlage Kuonimatt in Kriens, Luzern, vor.
Der Bauplatz befindet sich neben einem Schulhausbau in einem locker bebauten, kleinteiligen Wohnquartier der fünfziger Jahre. Hier galt es, sich in die Atmosphäre der Ortes einzufühlen und gleichzeitig mit einem eigenständigen Baukörper der beliebig anmutenden Bebauung einen neuen Angelpunkt zu verleihen. Prägnanz und Filigranität wurden durch einen Stahlbau erreicht, bei dem entlang eines mittleren Erschliessungskorridors Stahlträger aus dem Boden wachsen und sich L-förmig nach aussen strecken. Bei der Turnhalle sind sie besonders hoch, im Bereich der Garderoben und Nebenräume nur eingeschossig. Die freien Aussenfassaden, die statisch bedingt durch minimale Pendelstützen gegliedert werden, sind verglast oder mit Holzelementen ausgefacht. Diese raumbegrenzenden Elemente sind unter die Stahlträger zurückversetzt, so dass grosszügige Vordächer entstehen, die dem Gebäude Leichtigkeit und Transparenz verleihen. Die Architektur erscheint durch die konstruktive Logik generiert und ordnet mit klarer räumlicher Ausrichtung die Aussenräume neu.
Wieder andere Ziele verfolgen Graber & Steiger bei zwei Bauten, die demnächst realisiert werden sollen. Fasziniert vom Aletschgletscher, entwarfen sie für das Walliser Dorf Bitsch ein schneeweisses Bankgebäude, das in der Art traditioneller Steinbauten mit einem handwerklichen Sumpfkalkputz veredelt werden soll. Und für die geplante Erweiterung einer Fabrikationsanlage, die in einer intakten Naturlandschaft im aargauischen Hagendorn liegt, projektierten sie eine riesige Halle mit begrüntem Dach, die von einer raffinierten, mit einheimischen Wildpflanzen bewachsenen Membran umgeben sein und so selber zum geometrisierten Naturelement werden wird.
Besonders eindrücklich an den Bauten und Projekten von Graber & Steiger ist, dass trotz spürbaren Vorbildern nicht der geringste Zweifel an der Eigenständigkeit und der inneren Kraft ihrer Arbeiten aufkommt. Diese sind das Ergebnis ihrer ebenso intensiven wie subjektiven Auseinandersetzung mit Architektur.
[Graber & Steiger stellen ihre Arbeiten am 9. April um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich am Neumarkt 15 vor.]
Die Einflüsse der Architektur Ludwig Mies van der Rohes sind hier unverkennbar in der Anordnung der Körper in der Fläche, in der Art der grosszügig in die Klinkerfassaden eingeschnittenen Fensteröffnungen oder in der paradoxen Wirkung der gewaltigen Masse des scheinbar schwebenden Turnhallendaches. Die Architektur von Graber & Steiger ist von Stilzitaten jedoch weit entfernt. Vielmehr werden die beiden 1968 geborenen Architekten von ähnlichen Absichten zu ähnlichen Resultaten geführt. Nicht ohne Einfluss auf ihr Schaffen ist auch Hans Kollhoff, bei dem sie an der ETH Zürich studierten, sowie die Arbeiten von Herzog & de Meuron, deren langjährige Mitarbeiter sie waren.
Die seit der Gründung ihres gemeinsamen Architekturbüros im Jahre 1995 realisierten Bauten unterscheiden sich so stark voneinander, dass zwischen ihnen auf der formalen Ebene kaum Gemeinsamkeiten auszumachen sind. Beim Entwurf wird der Fokus jeweils auf einen genau definierten, für das Projekt wesentlichen Aspekt gelegt, während sich alle übrigen gestalterischen Entscheidungen als Konsequenz davon wie von selbst ergeben. - Eine völlig andere Ausgangslage als in der Obermarch fanden die Architekten bei der Turn- und Mehrzweckanlage Kuonimatt in Kriens, Luzern, vor.
Der Bauplatz befindet sich neben einem Schulhausbau in einem locker bebauten, kleinteiligen Wohnquartier der fünfziger Jahre. Hier galt es, sich in die Atmosphäre der Ortes einzufühlen und gleichzeitig mit einem eigenständigen Baukörper der beliebig anmutenden Bebauung einen neuen Angelpunkt zu verleihen. Prägnanz und Filigranität wurden durch einen Stahlbau erreicht, bei dem entlang eines mittleren Erschliessungskorridors Stahlträger aus dem Boden wachsen und sich L-förmig nach aussen strecken. Bei der Turnhalle sind sie besonders hoch, im Bereich der Garderoben und Nebenräume nur eingeschossig. Die freien Aussenfassaden, die statisch bedingt durch minimale Pendelstützen gegliedert werden, sind verglast oder mit Holzelementen ausgefacht. Diese raumbegrenzenden Elemente sind unter die Stahlträger zurückversetzt, so dass grosszügige Vordächer entstehen, die dem Gebäude Leichtigkeit und Transparenz verleihen. Die Architektur erscheint durch die konstruktive Logik generiert und ordnet mit klarer räumlicher Ausrichtung die Aussenräume neu.
Wieder andere Ziele verfolgen Graber & Steiger bei zwei Bauten, die demnächst realisiert werden sollen. Fasziniert vom Aletschgletscher, entwarfen sie für das Walliser Dorf Bitsch ein schneeweisses Bankgebäude, das in der Art traditioneller Steinbauten mit einem handwerklichen Sumpfkalkputz veredelt werden soll. Und für die geplante Erweiterung einer Fabrikationsanlage, die in einer intakten Naturlandschaft im aargauischen Hagendorn liegt, projektierten sie eine riesige Halle mit begrüntem Dach, die von einer raffinierten, mit einheimischen Wildpflanzen bewachsenen Membran umgeben sein und so selber zum geometrisierten Naturelement werden wird.
Besonders eindrücklich an den Bauten und Projekten von Graber & Steiger ist, dass trotz spürbaren Vorbildern nicht der geringste Zweifel an der Eigenständigkeit und der inneren Kraft ihrer Arbeiten aufkommt. Diese sind das Ergebnis ihrer ebenso intensiven wie subjektiven Auseinandersetzung mit Architektur.
[Graber & Steiger stellen ihre Arbeiten am 9. April um 18.30 Uhr im Architekturforum Zürich am Neumarkt 15 vor.]
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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