Bauwerk

Bonifatiuspark & Brunnen
Bernard und Sattler, Norbert Müggenburg - Frankfurt / Main (D) - 2007
Bonifatiuspark & Brunnen, Foto: Dieter Leistner
Bonifatiuspark & Brunnen, Foto: Dieter Leistner
25. Dezember 2008 - newroom
Im Frankfurter Nordwesten entsteht ein neuer Stadtteil: „Am Riedberg“ sollen knapp 15.000 Menschen wohnen und arbeiten. Der im Jahre 2001 ausgelobte Wettbewerb für den 7,5 ha großen Bonifatiuspark hatte u.a. zum Ziel, als städtebauliches Initial für diese Entwicklung zu dienen. Ausgangspunkt der entwurflichen Überlegungen war die Auseinandersetzung mit der Rolle einer Parkanlage in unmittelbarer Umgebung klassischer Einfamilien- bzw. Reihenhaussiedlungen. Wie soll/kann sich öffentliches Grün in Bezug auf das private Grün verhalten bzw. mit welcher Art von Ästhetik begegnet man der Kleinteiligkeit und Diversität dieser Art von städtebaulichen Strukturen?

Zentraler Ansatz für den Bonifatiuspark war es, den künftigen Bewohnern des Quartiers eine identifizierbare räumliche Geste zu bieten: als klar gegliederter, durch weite Sichtbeziehungen und große Freiflächen geprägter Park sollte der Bonifatiuspark eine Ergänzung zu den ihn umgebenden kleinteiligen Siedlungsstrukturen sein und somit integrativer und identitiätsstiftender Bestandteil des Quartiers werden.

Der Entwurf für den Bonifatiuspark versteht sich als zeitgemäße Interpretation eines klassischen Landschaftsparks: großzügige, ruhige Rasenflächen mit unterschiedlichen Spiel- und Aufenthaltsbereichen erfahren ihre räumliche Fassung durch ein spannungsreiches Nebeneinander von strengen Baumreihen und freien Gehölzgruppen; weit ausschwingende Hauptwege erschließen den Park, die angrenzenden Wohngebiete werden durch Querwege eingebunden. Trotz der den Park teilenden Verkehrsstraße entsteht ein zusammenhängender Park. Der Anspruch von Kontinuität zwischen den beiden westlich bzw. östlich der Strasse liegenden Parkbereichen wird vor allem durch die prägnanten, den Straßenraum in den Park einbeziehenden, linearen Ahornpflanzungen deutlich. Ebenso ist die Parkpromenade mit ihrer imposanten Stützmauer aus Kalksandstein am nördlichen Rand konstitutiver Bestandteil dieses Gedankens: Sie erfüllt die Funktion eines Rückgrats für den Park. Von hier aus können die topografischen Besonderheiten der Umgebung und das Geschehen im Park selbst gleichermaßen erlebt werden. Ein besonderes Erlebnis ist dabei der freie Blick auf die Frankfurter Skyline.

Das eigentliche Zentrum der Anlage befindet im westlichen Parkbereich: Hier treffen sämtliche, für den Bonifatiuspark charakteristischen Gestaltungselemente an einer großzügige Platzfläche aufeinander: freie Baumgruppen kündigen den eher landschaftlichen Bereich im Westen an, die strengen Ahornreihen haben hier ihren Auftakt, öffnen und lenken den Blick auf die östlichen Parkbereiche. Nördlich dieser zentralen Platzfläche öffnen sich die hier gut 5 m hohen Mauern der Parkpromenade zu einer weitläufigen Treppenanlage. Diese vermittelt zwischen den beiden Höhenniveaus, ist Bewegungs- und Aufenthaltsort gleichzeitig. Im südlichen Anschluss an die zentrale Platzfläche liegt - eingebettet zwischen Bestandsgehölzen - der Bonifatiusbrunnen.

Im Jahre 754 wurde der Leichnam des heiligen Bonifatius von Mainz nach Fulda überführt. Der Zug machte im Nordosten von Frankfurt, in der Nähe von Kalbach, Nachtrast. Der Legende zufolge entsprang am darauf folgenden Morgen an diesem Ort eine Quelle, die zum Bonifatiusbrunnen gefasst wurde.

Die Neugestaltung dieses Brunnens im Zuge der Gestaltung des Bonifatiusparks hatte einerseits zum Ziel, einen Ort der Andacht und der Ruhe schaffen, zum anderen sollte hier bei kirchlichen Veranstaltungen Platz und Sitzgelegenheiten für eine größere Anzahl von Gläubigen angeboten werden. Der Entwurf schafft eine größere gepflasterte Platzfläche mit Atrium. Im Zentrum der Fläche liegt eingetieft die eigentliche Brunnenkammer.

Die Sitzmauern des Atriums sowie der Brunnenkammer sind mit einem hellen, feinkörnigen Granitstein einheitlich verblendet und durch ein durchgängig strenges Fugenraster charakterisiert. Dem hellen Granitstein steht das Geländer über der Brunnenkammer aus dunkel beschichtetem Stahl kontrastierend gegenüber. Als Anhaltspunkt für die Betrachtung des Brunnens vom oberen Platzbereich aus verweist die Gliederung des Geländes auf die klassische kirchliche Darstellungsform des Triptychon. (nach einem Text der Architekten)

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Akteure

Landschaftsarchitektur

Bauherrschaft
HA Hessen Agentur (vormals FEH)

Fotografie