Bauwerk
Gasthof Krone Hittisau
bernardo bader architekten - Hittisau (A) - 2007
Aufmerksam Umbau
15. September 2009 - Florian Aicher
Die Krone – ein traditionsreicher Gasthof in Hittisau, ein Haus von hoher Qualität. Der Generationenwechsel der Wirtsleute stand an – was einfach scheint, aber für Familienunternehmen immer heikel ist. Die hohen Ansprüche der Alten an gastronomische Standards waren für die Jungen Ansporn, ein eigenes Profil zu entwickeln und ihren Vorstellungen entsprechend zu variieren. Damit dies dem Haus, das seit 170 Jahren als Gastwirtschaft dient, anzusehen ist, sollte es umgebaut und erweitert werden. Von Anfang an war klar, dass dies nur mit Handwerkern zu machen ist, die ihr Material kultivieren, es den Regeln der Kunst entsprechend und auf der Höhe der Zeit verarbeiten sowie über gestalterisches Gespür verfügen. Diese Eigenschaften hat sich der werkraum bregenzerwald auf die Fahnen geschrieben, ein Zusammenschluss von Handwerksbetrieben, die an erprobte Handwerkstraditionen anknüpfen und international Reputation erlangt haben.
Wie klar die Bauherren dieser Haltung folgten, zeigt die Absicht, den Prozess von Beginn an zu dokumentieren. Die späteren Nutzer, also auch Köche, Bedienung und Reinigungspersonal saßen bei der Planung mit den Ausführenden am Tisch. Zu Letzteren zählten alleine zwei Handvoll holzverarbeitende Betriebe: der eine für Stühle, der andere für Anrichten, wieder einer für Fenster und einer für Wände. Bauherrschaft und Nutzer waren mit ihrem Ansinnen und Wissen auf der Baustelle präsent, nicht zuletzt mit täglich gereichtem Mittagsmenü für die versammelten Bauleute, was diese enorm beflügelte.
Der lückenlose Übergang von Alt zu Neu, der kontinuierlich hohe Qualitätsanspruch über die Generationen hinweg, zeigt sich auch im Entwurf: Bauen als Weiterbauen – weder Kopieren noch Kontrastieren. Da gibt es Schlafzimmer und Nebenzimmer, die gänzlich neu gestaltet sind. Da gibt es den neuen Gastraum, dessen Einbauten und Möbel neu sind, der bei Wand und Decke aber wiederholt, was der benachbarte alte Gastraum vorgibt. Die grundlegende Struktur des alten Holz-Blockbaus – die axiale Ordnung in Grundriss und Aufriss der Wände – bleibt bestimmend für den Innenausbau, wird in einigen Fassadenbereichen gar wiederhergestellt. Diese Struktur gibt den behaglichen Raumeinheiten von hoher begreifbarer Qualität ihren Maßstab.
Damit setzt die Gaststube fort, was Reisende bereits vor 150 Jahre an der Wälderstube, dem Wohnraum des alpinen Bauernhauses gerühmt haben: einen stattlichen, häuslichen, lichten Raum, ausgewogen befenstert, gegliederte und helle Hölzer von Wand und Decke, leuchtendes Weiß der Wälderspitze in Fenstern und auf Tischen, von denen je drei entlang der Außenwände stehen. Material, Maß, Proportion – aus diesem Geist ist die neue Einrichtung in Rüster, sind die handgefertigten Stühle mit Leder nobilitiert. Dinge, die solche Räume noch nie gesehen haben, wie eine große Wein-Kühlvitrine aus zierlichen Stahlprofilen, nehmen das traditionelle Spiel von Gliederung und Maßstäblichkeit auf.
Der Wechsel von Alt und Neu ist präzise gesetzt; von Fall zu Fall, nicht nach Schema. Hier selbstbewusstes neues Mobiliar in Rüster und Eiche vor traditioneller Fichtenwand, dort komplett neue Wandschalen in Tanne: Es ist das Holz, das verbindet und unterscheidet. Es ist die Verarbeitung, natürlich und gekonnt verbaut, die den Unterschied macht und den Bogen zum Bestand schlägt. Nach fünf Generationen sind noch so gut wie alle Hölzer tauglich. Es kann wörtlich angeknüpft werden an die Balken. Das Massivholz der Wand, außen traditionell verschindelt, innen vertäfelt, sichert das behagliche Raumklima. Dieser Baustoff fordert zur Adaption geradezu heraus.
Gerade wo nicht sichtbar, zeigt sich die Orientierung der Erneuerung am Gebrauch: Eine Beton-Holz-Verbundkonstruktion in den Decken bewältigt auf einen Streich neuzeitliche Anforderungen an Statik, Brand- und Schallschutz. Keine Planung kann die letzte Abstimmung ersetzen: Der Trockenbauer muss alle Anschlussdetails und Oberflächen der Folgegewerke im Auge haben. Den Röntgenblick auf das Haus hat sowieso der Installateur, der dafür sorgt, dass Energie, Wärme und Wasser fließen.
Man kann spüren, wie sich Materialien und Oberflächen entfalten: vom Krallentäfer in den Fluren und dem feinkörnigen Anstrich der lichten Zimmer über die sanfte Weißtanne im Schlafbereich bis zur ockerfarbenen Glättetechnik im Bad.
Wie klar die Bauherren dieser Haltung folgten, zeigt die Absicht, den Prozess von Beginn an zu dokumentieren. Die späteren Nutzer, also auch Köche, Bedienung und Reinigungspersonal saßen bei der Planung mit den Ausführenden am Tisch. Zu Letzteren zählten alleine zwei Handvoll holzverarbeitende Betriebe: der eine für Stühle, der andere für Anrichten, wieder einer für Fenster und einer für Wände. Bauherrschaft und Nutzer waren mit ihrem Ansinnen und Wissen auf der Baustelle präsent, nicht zuletzt mit täglich gereichtem Mittagsmenü für die versammelten Bauleute, was diese enorm beflügelte.
Der lückenlose Übergang von Alt zu Neu, der kontinuierlich hohe Qualitätsanspruch über die Generationen hinweg, zeigt sich auch im Entwurf: Bauen als Weiterbauen – weder Kopieren noch Kontrastieren. Da gibt es Schlafzimmer und Nebenzimmer, die gänzlich neu gestaltet sind. Da gibt es den neuen Gastraum, dessen Einbauten und Möbel neu sind, der bei Wand und Decke aber wiederholt, was der benachbarte alte Gastraum vorgibt. Die grundlegende Struktur des alten Holz-Blockbaus – die axiale Ordnung in Grundriss und Aufriss der Wände – bleibt bestimmend für den Innenausbau, wird in einigen Fassadenbereichen gar wiederhergestellt. Diese Struktur gibt den behaglichen Raumeinheiten von hoher begreifbarer Qualität ihren Maßstab.
Damit setzt die Gaststube fort, was Reisende bereits vor 150 Jahre an der Wälderstube, dem Wohnraum des alpinen Bauernhauses gerühmt haben: einen stattlichen, häuslichen, lichten Raum, ausgewogen befenstert, gegliederte und helle Hölzer von Wand und Decke, leuchtendes Weiß der Wälderspitze in Fenstern und auf Tischen, von denen je drei entlang der Außenwände stehen. Material, Maß, Proportion – aus diesem Geist ist die neue Einrichtung in Rüster, sind die handgefertigten Stühle mit Leder nobilitiert. Dinge, die solche Räume noch nie gesehen haben, wie eine große Wein-Kühlvitrine aus zierlichen Stahlprofilen, nehmen das traditionelle Spiel von Gliederung und Maßstäblichkeit auf.
Der Wechsel von Alt und Neu ist präzise gesetzt; von Fall zu Fall, nicht nach Schema. Hier selbstbewusstes neues Mobiliar in Rüster und Eiche vor traditioneller Fichtenwand, dort komplett neue Wandschalen in Tanne: Es ist das Holz, das verbindet und unterscheidet. Es ist die Verarbeitung, natürlich und gekonnt verbaut, die den Unterschied macht und den Bogen zum Bestand schlägt. Nach fünf Generationen sind noch so gut wie alle Hölzer tauglich. Es kann wörtlich angeknüpft werden an die Balken. Das Massivholz der Wand, außen traditionell verschindelt, innen vertäfelt, sichert das behagliche Raumklima. Dieser Baustoff fordert zur Adaption geradezu heraus.
Gerade wo nicht sichtbar, zeigt sich die Orientierung der Erneuerung am Gebrauch: Eine Beton-Holz-Verbundkonstruktion in den Decken bewältigt auf einen Streich neuzeitliche Anforderungen an Statik, Brand- und Schallschutz. Keine Planung kann die letzte Abstimmung ersetzen: Der Trockenbauer muss alle Anschlussdetails und Oberflächen der Folgegewerke im Auge haben. Den Röntgenblick auf das Haus hat sowieso der Installateur, der dafür sorgt, dass Energie, Wärme und Wasser fließen.
Man kann spüren, wie sich Materialien und Oberflächen entfalten: vom Krallentäfer in den Fluren und dem feinkörnigen Anstrich der lichten Zimmer über die sanfte Weißtanne im Schlafbereich bis zur ockerfarbenen Glättetechnik im Bad.
Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt
Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifel
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