Bauwerk

Hörsaalzentrum & Institutsgebäude (O1)
BUSarchitektur - Wien (A) - 2013
Hörsaalzentrum & Institutsgebäude (O1), Foto: AnnA BlaU
Hörsaalzentrum & Institutsgebäude (O1), Foto: AnnA BlaU
Hörsaalzentrum & Institutsgebäude (O1), Foto: BOA büro für offensive aleatorik GmbH
17. März 2014 - Az W
Das Büro BUSarchitektur hat den Masterplan am WU Campus geplant (Preisträger Wettbewerb 2008) und war mit der Planung des Hörsaalzentrums als Fixstarter beauftragt worden. Das Gebäude gliedert sich in drei Funktionsbereiche: Hörsaalzentrum mit Selbststudienzonen, Institutsgebäude und Mensa. Das Hörsaalzentrum ist – neben der Bibliothek von Zaha Hadid Architects – das öffentlichste Gebäude am Campus. 12.000 m² Corten umhüllen das Gebäude. Die Vorbewitterung der nur 3mm dünnen Cortenstahlplatten ermöglicht, dass diese zum Zeitpunkt der Montage bereits über die gewünschte Optik verfügen. Abhängig von der Sonneneinstrahlung scheint die Außenhaut dunkelrot bis leuchtend orange.

Beim Betreten der Aula des Hörsaalzentrums über den Haupteingang merkt man unmittelbar die Filterung des Umgebungslärms. Über die einzelnen Bereiche spannt sich eine vielfach geknickte Decke, die bedarfsgerecht das Raumvolumen der Situation anpasst. Über dem erweiterten Forum im Erdgeschoss öffnet sich die Decke auf über 13 Meter Höhe, in den Ruhebereichen wie z.B. den Studierzonen nähert sich die Decke dem Fußboden bis unter 3 Meter Höhe und der entstehende Schall wird lokal in seiner Entfaltung beschränkt. Die Glasfassaden, die Betonwände und -decken wie auch die harten Naturstein- und Holzböden wirken schallverstärkend. Dem entgegengesetzt wirken die an den tragenden Kernwänden vorgesetzten Akustikpaneele aus Holz. Schallschluckend ist auch die Wandverkleidung im Innenbereich. Sie gleicht dem gestanzten Sonnenschutzmuster und ist mittels hinterlegtem Vlies und Mineralwolle schalltechnisch wirksam.

Im Audimax spannen die Sitzreihen einen breiten Bogen um den Vortragenden, so können die Studierenden möglichst nah an den Vortrag herangeführt werden. Die Sitzreihen sind mit knallroten Sitzpolsterungen und dunkel gebeiztem Buchensperrholz ausgeführt. Im Unterschied dazu wurden die mittleren Hörsäle monochromatisch mit einer Leitfarbe je Hörsaal gestaltet. Theoretisch würde der Vortragende im Audimax dank ausgeklügelter Raumakustik keine akustische Verstärkung benötigen, eine Mikrofonanlage zählt dennoch zur Standardausstattung, ebenso zwei Beamer.

Auf dem Audimax befindet sich in erhöhter Position über der Aula die großzügig dimensionierte Selbststudienzone. Hier stehen unterschiedlich gestaltete Arbeitsplätze zur Verfürgung: frei stehende, große Tische für kommunikatives Arbeiten in der Gruppe und Pultarbeitsplätze für das individuelle, fokussierte Lernen. Vis-à-vis, verbunden mit einer Brücke, befindet sich die Cafeteria, wo bequeme und hochwertige Sofamöbel für die Erholung und Stärkung zwischendurch bereit stehen.

Die unterschiedlichen Zonen im Gebäude sind über vielfältige Erschließungswege miteinander verbunden. Treppen, Brücken und Rampen führen auf mäandernden Pfaden innerhalb des Gebäudes auch auf das Dach des Audimax, dessen Volumen im Gebäude als Körper ablesbar ist. Die südseitige Fensterfront versorgt den Raum mit Tageslicht und gibt den Ausblick auf den Forum Platz frei. Ein außenliegender Sonnenschutz verhindert die sommerliche Überwärmung. Für die Architekten nimmt das Tageslicht eine zentrale Rolle in der Bespielung eines Gebäudes ein: „Die Aula erlebt im Tagesverlauf Sonnenlicht aus allen Himmelsrichtungen. Das Nachdenken im lebendigen Lichtraum fördert die Kreativität.“ Sobald sich die Sonnenschutzläden der Hörsäle und Büros schließen, wirken die Gebäudevolumen wie monolithische Blöcke.

Das leuchtend orange Gebäude vor dem blitzblauen Himmel - es ist ein einprägsames Bild, welches Absolventen wohl mitnehmen werden, wenn sie mit dem Diplom in der Hand den Campus verlassen, während die Neuankömmlinge hier am Gelände erst „ankommen“ müssen. Die Stufen vor dem Hörsaalzentrum bieten sich dafür besonders an. Hier findet ein Kommen und Gehen wie auch ein Verweilen und Begegnen statt. Der Mehrwert des Gebäudes reicht über das Bereitstellen von Sitzplätzen – im Hörsaal, den Lernzonen, den Instituten und der Mensa – weit hinaus. Die Architektur ermöglicht auf unterschiedlichen Ebenen in unterschiedlichen Maßstäben zufällige Kommunikation. Entlang der zahlreichen Erschließungswege, Brücken, Podeste und Nischen rund um die Aula wird das Bild einer Agora wiederbelebt, indem eine gemeinsame Identität entsteht – sowohl im Inneren als auch im Freien, vor dem Gebäude, auf dem Campus. (Text: Martina Frühwirth, Absatz zur Raumakustik: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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